Post by Georg Lutzich bin letztes Wochenende ausgiebig mit meinem Rennrad im Harz
unterwegs gewesen.
Da waren auch einige nette Abfahrten dabei und ich habe mein Rennrad
laut PolarCS100 Tacho auf 89,3 km/h vmax gebracht.
Meine Frage: Wie schnell kann man mit einem Rennrad sicher bergab fahren?
90 km/h mit dem Fahrrad ist auf jeden Fall zu schnell.
Grundsätzlich ist es so wie beim Autofahren:
- bei schmaler Fahrbahn (wenn man dem Gegenverkehr schwer ausweichen kann)
auf halbe Sicht fahren, d.h. maximal so schnell, dass man in der Hälfte der
eingesehenen Strecke anhalten kann;
- bei breiter Fahrbahn auf ganze Sicht fahren, d.h. maximal so schnell, dass
man innerhalb der eingesehenen Strecke anhalten kann;
- Anhalteweg = Reaktionsweg + Bremsweg.
Zu beachten:
- Je steiler, desto länger der Bremsweg, desto langsamer muss man fahren!
- Der Luftwiderstand reicht nur bei flachen Abfahrten.
- Wenn es sehr steil wird, muss man u.U. Pausen einlegen um eine Überhitzung
der Bremsen und Felgen zu vermeiden. Im Zweifelsfall das Rad schieben!
- Vorne und hinten gleichermaßen bremsen, damit sich die Hitze auf beide
Bremsen verteilt.
- U.U. in Oberlenkerhaltung gehen um den Luftwiderstand zu erhöhen. Nach
hinten rutschen um den Schwerpunkt nach hinten zu verlagern, damit man sich
beim Bremsen nicht überschlägt.
- Den Straßenzustand beachten. Über Schienen, Risse, Schlaglöcher, Stufen im
Asphalt oder über die Straße gelegte Schläuche kann man stürzen. Rollsplitt
erhöht den Bremsweg und die Schleudergefahr.
- Bei nasser Fahrbahn verdoppelt sich der Bremsweg. Außerdem
Schleudergefahr! Schneefahrbahn und Eis sind noch schlimmer.
- Bei nasser Fahrbahn werden auch die Felgen nass -> weitere Erschwernis
beim Bremsen. Nässe in Verbindung mit Schmutz kann die Bremsbeläge in kurzer
Zeit abschmirgeln.
- Autos haben einen viel kürzeren Bremsweg. Nicht versuchen, an ihnen
dranzubleiben - wenn sie bremsen, hat man ein Problem.
- Nicht leichtsinnig werden. Wenn man immer mehr an die Grenzen geht, wird
man sie früher oder später überschreiten.
- Eine Trainingsfahrt ist kein Rennen, wo die Straße von Hindernissen
leergeräumt ist. Wenn man 100x Glück gehabt hat und hinter der Kurve kein
Hindernis gestanden ist, heißt das nicht, dass man auch beim 101. Mal das
Glück hat.
- Eine hohe Geschwindigkeit beim Bergabfahren ist keine Leistung, sondern
ein Zeichen von Leichtsinn. Wer etwas sucht, womit er angeben kann, der möge
sich den Tourenlängen und Höhenmetern zuwenden. Mit Tagestouren von 200 km
kann man die meisten Menschen schon schwer beeindrucken.