Post by Thomas RechbergerEine neue Shimano Kette hat ja auf ?11? Glieder schon um die 119.7mm und
bei 120.3mm kommt es schon zur Beschädigung. Das wären also grade mal
5/100 pro Glied. Und ein Glied hat 2 Enden, also davon nochmal die Hälfte.
Es sind 10 Glieder und muß auch eine gerade Anzahl sein, weil nur jedes 2
Kettenglied sich längt: Diejenigen mit Außenlaschen bleiben fix auf 1/2"
(12,71 mm).
Damit ergibt sich folgende Berechnung:
10 Glieder à 12,71 mm = 127,1 mm
Da auf der Innenseite zwischen den Rollen des ersten und letzten Gliedes
gemessen wird, muß davon ein Rollendurchmesser abgezogen werden
L=127,1 mm - 7,8 mm = 119,3 mm
soweitsogut...
Da bei der Messung die Rollen nach außen gedrückt werden, ist noch 2 mal das
Spiel zwischen Innenbohrung der Rollen und der Lauffläche auf den Kragen
hinzuzurechnen. Ab hier wird's Schätzwerk: Sind es 0,2 mm, dann käme man auf
die 119,7 mm für die Kette im Neuzustand. Ist die Kette mit weniger Spiel
gefertigt, dann vielleicht nur 119,5 mm, sind die Rollen im Neuzustand
lockerer, dann vielleicht 119,9 mm.
Wohlgemerkt bei Ketten im Neuzustand und "exakter" Länge von 127,1 mm je 10
Glieder.
Fazit 1: Die Messung an den Innenseiten sagt nichts über den
Verschleißzustand der Kette aus. Bei neuen Ketten sagt sie etwas über die
Passung der Rollen aus.
Nimmt man an, die Ketten würden sich nicht längen: Trotzdem werden im
Betrieb die Rollen sich auf dem Kragen drehen, beides somit verschleißen und
damit das Spiel vergrößern. Damit würde die obige Messung einen Verschleiß
anzeigen und die Kette irgendwann als "schlecht" aussortieren, obwohl die
Kettenteilung immer noch perfekt und somit kein Austausch erforderlich wäre.
Längt sich die Kette, so vergrößert sich auch der Innenabstand. Nehmen wir
nun an, es gebe keinen Verschleiß der Rolleninnenflächen. Dann könnte man an
der Innenseite die Längung abmessen. Aus anderen Quellen als wikipedia kann
man entnehmen, daß bis ca 1% Längung noch "voll in Ordnung" ist, ab 2% ist
es Schrott. Das entspräche einem zu messenden Innenmaß von maximal bei
1%: 119,7 mm + 1,271 mm = 120,971 mm, also ca 121 mm
2%: 119,7 mm + 2,542 mm = 122,242 mm, also ca 122,2 mm
jedenfalls WEIT mehr als die oben genannten 120,3 mm, ab denen die Kette
angeblich schon die Ritzel beschädigt. Und dabei sind die errechneten Werte
bereits, wie gezeigt, schon vom Spiel der Rollen im Neuzustand abhängig und
das Spiel im gebrauchten Zustand ist zudem eine unbekannte Komponente.
Fazit 2: Verschleißlehren, gleich welcher Provenienz, taugen nichts. Einzige
mir bekannte Ausnahme ist die Lehre von Shimano, die nicht zwischen den
Innenseiten mißt, sondern zwischen den jeweils gleichen Seiten von 2 Rollen.
Durch eine Federbelastung wird das Spiel eliminiert. Damit mißt die Lehre
tatsächlich den einzig relevanten Verschleiß, nämlich den zu einer Längung
führenden Verschleiß der Kettenbolzen und den Innenbohrungen der
Innenlaschen.
Fazit 3: Vertraue nicht unbedingt wikipedia, auch wenn viel richtiges
drinsteht. Es geht hier um Fahrräder, da schreiben alle Stuß. :-)
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