Jan Bartels schrieb:
.....
Post by Jan BartelsPost by Friedhelm BergmannWas bewirkt der Vorlauf an der Vorderradgabel?
Weiß das hier jemand?
Wenn Du es ganz genau wissen willst: In der Zeitschrift "at -
Automatisierungstechnik" 10/2001 war eine detaillierte mathematische
Abhandlung zu diesem Thema (Aström/Lenze: "Warum können wir Fahrrad
fahren?").
Vielen Dank, für die Zusendung des Artikels.
Der Inhalt des Artikels entspricht nicht der Überschrift: es handelt
sich nicht um eine universale Darstellung der Physik des radfahrens,
sondern um eine theoretische Abhandlung des regelungstechnischen
Problems der Lenkung, insbesonders der Hinterradlenkung. Das Thema
"Nachlauf", aber auch das hier umstrittene Thema der Gyroskopischen
Kräfte sind nicht Gegenstand der Untersuchung. Sie werden gleich am
Anfang aus methodischen Gründen als störendende Größen herausgeworfen.
Die Äußerungen, die trotzdem darüber gemacht werden, sind unbegründet ud
falsch.
Unter 3.1:
"Die gyroskopischen Kräfte,..., werden als vernachlässigbar klein
angenommen. Ein Modell, das diese Kräfte betrachtet, ist in [2] und [3]
angegeben."
Bei den zitierten Autoren handelt es sich um die Gruppe
Fahrradforschung, Uni Oldenburg, Fb Physik. In [3] gibt es eine
Zusamenfassung ihrer Arbeit über die Gleichgewichtsfrage beim Fahrrad.
Sie schreiben zum Lenkverhalten von Fahrädern, daß "entgegen einer
ersten Abschätzung der Größenordnungen gyroskopischen Beiträge doch eine
entscheidende Rolle spielen können".
Der ebenfalls eliminierte Nachlauf wird in Kapitel 4.2 gesondert beurteilt.
Post by Jan Bartels<zitat>
Der Nachlauf des Vorderrads bewirkt, dass das Vorderrad "von selbst" in die
Richtung einschlägt, in die das Fahrrad geneigt wird.
Diese Tatsache ist
jedem aus Erfahrung bekannt, der sein Fahrrad am Sattel festgehalten und
leicht nach rechts oder links geneigt hat. Ohne den Nachlauf würde sich der
Lenkwinkel dabei nicht ändern.
Nein, es wird durch den Nachlauf bewirkt, sondern durch der mit den
Nachlauf verbundenen Absenkung (konstruktiv bedingt, aber nicht
zwingend). Sie schreiben weiter:
"Betrachtet man den beschriebenen Zusammenhang statisch, so stellt sich
für jeden Neigungswinkel ein Lenkwinkel ein,.... "
Daraufhin folgt eine Formel mit einem Propotionalitätsfaktor.
Es handelt sich um eine fehlerhafte Interpretation der Beobachtung:
Im Stillstand - also ohne ausrichtende Kräfte des Nachlaufs, kippt das
Fahrrad normalerweise um 60 bis 80 Grad herum. Nur bei ganz leichten
Bewegungen bremst die Eigenreibung und Oberflächengeometrie des Reifens.
Und das hatten die Autoren beobachtet.
Nachlauf ist nicht Nachlauf, es kann nur eine geometrische Beziehung zur
Absenkung geben, und die verhält sich nichtlinear. Vermutlich kenn die
Autoren die komplizierten geomentrischen Beziehungen der Steuergeometrie
nicht. Zum Glück - denn die Einbeziehung würde eine solche Arbeit nun
vollendes unübersichtlich und extrem aufwändig machen.
Grüße
Ralf