Post by Dirk GeschwandtnerHallo,
die Frage ist logischer Unsinn,
Hallo?
Für jemanden, der nachfolgend ziemlich krass vorführt, daß er
unlogischen Unsinn (vulgu "Stuß") glaubt, nimmst Du den Mund aber
reichlich voll, Michael. Du machst nämlich genau den Fehler, den Du bei
anderen diagnostizieren möchtest, siehe dazu weiter unten.
Post by Dirk Geschwandtnerweil sie nur Unfälle behandelt, die in
der Vergangenheit liegen, also schon passiert sind.
Die gestellte Frage ist problematisch, weil die Antworten nur Aufschluß
über Möglichkeiten, aber kaum über die relative Häufigkeit und schon
gar nicht die absolute Häufigkeit von Unfällen geben kann. Solche
Aussagen sind eher dazu geeignet, die Wichtigkeit seltener,
unwahrscheinlicher Ereignisse unangemessen aufzubauschen.
Eine geschickt formulierte Umfrage unter Eltern, ob sie sich oder ihre
Kinder schon mal "bedroht" gefühlt haben, ist sicherlich geeignet,
genügend Anekdoten herauszukitzeln, um damit eine Aufstockung des
Etatpostens "Ordnung und Sicherheit" zu erreichen (zuungunsten des
Schuletats, versteht sich, und die zusätzlichen Schutzkräfte laufen dann
natürlich nicht Streife im Stadtpark, sondern stehen sich von der Hütte
von Paulchen Pürgermeister zwecks "Terrorabwehr" die Beine in den
Bauch).
Aber auch die Vermarkter von anderen unsinnigen "Sicherheitsprodukten"
und vor allem deren Fanclubs sind nicht gerade zimperlich, wenn es darum
geht, zu diesem Mittel der Täuschung zu greifen. Insofern verstehe ich
nicht ganz, warum Du Dich hier aufregst. :-}
Post by Dirk GeschwandtnerKein Mensch weiss aber im Vorraus, was er für Verletzungen beim nächsten
Unfall haben wird. Auch wenn nur ein Prozent der Unfälle
Kopfverletzungen wären, wüsste man ja nicht, ob man beim nächsten Unfall
zu den 1 % oder zu den 99% gehört.
Stimmt. Genau so wenig wie man im Vorhinein weiß, ob die nächste Karte,
die man aus einem gut gemischten Kartenstapel zieht, ein Kreuz-As sein
wird oder nicht.
Bedeutet dies nun, daß es _egal_ ist, wie die Karten in dem Stapel
verteilt sind? Mitnichten. Selbst den dümmsten Klippschüler und
mathematischen Analphabeten wird man kaum zu einer 1:1 Wette überreden
können, daß die nächste gezogene Karte das Kreuz-As ist. Denn er weiss,
auch wenn er die genaue Wahrscheinlichkeit vermutlich nicht schätzen,
geschweige denn ausrechnen kann, daß die nächste Karte mit hoher
Wahrscheinlichkeit _kein_ Kreuz-As sein wird, und er deswegen gut
beraten ist, nicht beide Möglichkeiten als gleichwertig anzusehen.
Der Zusammenhang mit Unfällen? Einfach. Man ersetze "Kartenspiel" durch
"Unfall" und "Kreuz-As" durch "Kopfverletzung", schon ergibt sich eine
ähnliche Fragestellung. Bloß haben wir jetzt ein Problem. Die Zahl
der Karten und ihre Verteilung in einem Kartenspiel ist i.A.
wohlbestimmt, bei der vorliegenden Fragestellung geht man, wenn nichts
weiter gesagt wird, von 54 verschiedenen Karten aus. Auch besteht kein
Zweifel darüber, wann eine Karte ein Kreuz-As ist. Und natürlich wird
angenommen, daß alle vorhandenen Karten mit gleicher Wahrscheinlichkeit
gezogen werden.
Aber was ist ein "Unfall"? Was ist eine "Kopfverletzung"? Sind Unfälle
die "Beinahe-Unfälle", die hier kürzlich so engagiert diskutiert wurden?
Davon bekommt man in Deutschland bei einem pro Woche unschwer 200
Millionen zusammen. Oder Stürze? Dann ist 40 Mio eine gute erste
Schätzung. Verkehrsunfälle von Radfahrern? Dann sind's rund 75.000.
Getötete? Rund 600. Bei Kopfverletzungen ergibt sich eine ähnliche,
wenngleich schwieriger zu ermittelnde Bandbreite, je nachdem ob man
Beulen, Kratzer und blutige Ohrläppchen schon mitzählt oder sich auf
tödliche Kopfverletzungen beschränkt, auch da geht es von Zahlen im
Bereich der Millionen bis runter zu den Hundertern.
Welche Manipulationsmöglichkeiten sich aus dem Gebrauch von solch vagen
Begriffen ergeben, wenn man vom "Anteil der Kopfverletzungen bei den
Unfällen" redet, liegt auf der Hand. Je nach Kombination einzelner, für
sich genommen wahrer Werte erhält man unschwer beeindruckend hohe Zahlen
und Anteile. Die Lüge entsteht erst im Kopf des mathematischen
Analphabeten, wenn der anfängt, diese Zahlen seinerseits zu kombinieren.
Post by Dirk GeschwandtnerIch jedenfalls kenne zwei Rennradler,
die nach Unfällen nur noch eingeschränkt arbeitsfähig waren
(konzentrationsprobleme) und die ohne Helm wahrscheinlich zum Pflegefall
geworden wären.
Andere behaupten das von ihrer Hasenpfote. Ohne die hätte alles noch
viel schlimmer kommen können. :-}
Aber es ist wirklich faszinierend. Wenn, wie hier, sogar die
offensichtlich _fehlende_ Eigenschaft eines Helmes, einen mutmaßlichen
Hirnschaden zu verhindern (der soll hier ja wohl angedeutet werden), als
Beleg für seine _Wirksamkeit_ angeführ wird - gibt es dann dann
überhaupt irgend eine Möglichkeit, die Behauptung zu falszifizieren?
Augenscheinlich nicht. Diese Art der Argumentationsführung durch
Zirkelschluß ist dieselbe, die man auch in anderen geschlossenen
Glaubenssystems. Ein Gebet wirkt immer: es hätte ja auch schlimmer
kommen können.
Post by Dirk GeschwandtnerWenn man dann so im Heim sitzt, interessiert es doch
herzlich wenig, zu welcher Gruppe man nun statistisch gehört.
Das ist das alte Fatalismus-Argument, welches man von Helmgläubigen oft
vorgebetet bekommt. Natürlich ist es Unsinn.
Natürlich kann das Opfer eines unwahrscheinlichen Ereignisses dieses
rückwirkend nicht mehr ungeschehen machen. Und _insofern:_ interessiert
es _dieses_ Opfer dann auch nicht mehr, wie es zu diesem Ereignis kam.
Nur interessiert das wiederum normalerweise keinen vernünftigen
Menschen. Wer mit Vernunft ausgestattet ist, interessiert sich nämlich
mehr dafür, wie er für die Zukunft seine Chancen verbessern kann, und wo
er seine - i.A. begrenzten - Mittel am besten einsetzt. Und da ist es
dann sehr wohl von Interesse, wie sich die Risiken in den verschiedenen
Gruppen verteilen, ob die Höhe überhaupt eine Aktion erforderlich macht,
und ob die angebotenen Mittel taugen.
Daß Fahrradhelme nachweislich als MIttel gegen schwere Hirnverletzungen
nicht funktionieren, ist daher durchaus von Interesse.
Auch die Tatsache, daß sie als Schutz vor diesem Risko überflüssig sind,
wenn man sich an gängigen Maßstäben orientiert, die ja auch einen Schutz
bei mindestens so oder deutlich höher gefahrbelasteten Tätigkeiten wie
Autofahren oder Treppensteigen als überflüssig ansehen, ist hier
relevant.
Und wenn man so im Heim sitzt, interessiert es doch herzlich wenig, ob
man mit dem Auto einen Auffahrunfall hatte oder eine Treppe
hinuntergefallen ist.
Ein schöner aktueller Artikel zum Thema ist übrigens in
http://www.imt.ie/displayarticle.asp?AID=5724&NS=1&SID=1
nachzulesen.
--
Thank you for observing all safety precautions