Post by JoergPost by Werner HoltfreterPost by JoergPost by Werner HoltfreterPost by JoergPost by Werner HoltfreterAls kleines Gedankenexperiment könntest du an beiden Enden
jeder der Speichen/Streben ein Gelenk einfügen, womit deine
"Belastung auf Knick" endgültig vom Tisch wäre. Die
Konstruktion würde dadurch nur wenig geschwächt.
Die Gelenke wurden anfangen, sich leicht zu drehen. Nur
Bruchteile eines Grades, das reicht, denn dann kollabiert der
Aussenring
Schon, aber das geschieht, während die Speichen sauber auf
*Zug* beansprucht werden und daher der Belastung mühelos
widerstehen. Was zu beweisen war.
Und nun denke dir die Gelenke wieder weg und beachte, dass die
schlanken Streben in der Lage sind, sich in Drehrichtung um den
Bruchteil eines Grades zu verformen, ohne zu brechen,
besonders, wenn sie in *Zugrichtung* belastet werden.
Genau das werden sie eben nicht. Die Zugrichtung geht nicht in
Richtung der Abgaenge dieser Fusspunkte (die mit den wieder
weggedachten Gelenken), sondern schraeg dazu -> Abknicken.
Bitte sprich hier von einer Biegebeanspruchung, sonst versteht
dich kein Mechaniker.
Ok, dann eben Biegebelastung.
Post by Werner HoltfreterPost by JoergEs ist das gleich, wenn Di einen einbetonnierten Pfahl nicht
genau nach oben ziehst, sonder 60 Grad zur Seite. Dann knickt
der am Betonsockel ab.
Aber die Strebe ist elastisch und der Winkel, in der die Kraft
gegen die Strebe geneigt ist, ist klein.
Sieh Dir das Bild mit den beiden Einbauarten nochmal an. Bei
korrektem Einbau ist der Winkel gering, weil die Streben in die
richtige Richtung geneigt sind. Bei falschem Einbau ist der Winkel
riesig und die Streben neigen dazu, sich um die Nabe zu wickeln.
Darauf habe ich auch schon geantwortet: Der Winkel ist in beiden
Fällen gleich, nur die Kraftrichtung dreht sich um.
Wenn der Reibring hält oder sich nur gering verformt, können die
Streben ebenso wenig um die Nabe gewickelt werden, wie sie sich
aufrichten können, wenn sie auf Druck bei korrektem Einbau belastet
werden. Wären die Streben glashart, würde das Drehmoment
tatsächlich als Biegung übertragen werden. Doch sie sie auffallend
dünn und damit elastisch, sodass jede Verdrehung zwischen äußerem
und inneren Ring sofort zum Spannen der Streben führt (oder
andersherum zur Druckbelastung). Und zwar weitgehend in
Strebenrichtung, denn eine nennenswerte Biegelast können die gar
nicht aufnehmen, weil sie dünn sind.
Um dir mit deinem Zaunpfahl drohen: Ein harter Zaunpfahl könnte
brechen, wenn an seinem oberen Ende nach schräg oben gezogen wird.
Ist der Zaunpfahl aber hinreichend elastisch, würde er sich in
Zugrichtung biegen und weitgehend auf Zug beansprucht werden.
Noch ein Beispiel: Stell dir zwei Lokomotiven auf parallel laufenden
Gleisen vor. Du koppelst beide mit einer schrägen (45°) Stahlstange
von 1 cm Durchmesser zusammen. Idealer Weise beidseitig mit einem
Gelenk. Da die Stange jedoch hinreichend elastisch ist, kann sie
auch an beiden Loks fest eingespannt werden, ohne dass sich etwas
grundsätzliches ändert. Sie biegt sich zunächst, ohne die
geschleppte Lok damit bewegen zu können und baut dann Zug. Es ist
doch klar, dass nicht die Biegung sondern der Zug den Löwenanteil
der Kraft überträgt.
Auch mit einem schräg gespannten Seil statt der Stange könnte man
schleppen! In einem Seil gibt es nur eine Kraft exakt in
Seilrichtung.
Und natürlich könnte man auch Seile in die Bremsscheibe spannen,
vorausgesetzt, man würde auch noch ein paar dünne über Kreuz
spannen, damit das System auch ohne Bremskraft in Form bleibt. Dann
sind wir analog zu der gängigen Einspeichung von Laufrädern, über
die hoffentlich auch niemand behaupten wird, dass das Drehmoment
durch /Biegung/ der Speichen übertragen wird.
Post by JoergPost by Werner HoltfreterDas geht zu weit :-) denn oben hast du selbst ganz richtig
geschrieben, dass die Streben nur um den Bruchteil eines Grades
gedreht bzw. verbogen werden. Das halten sie mühelos aus. Eine
größere Bewegung ist nicht möglich, so lange der Reibring hält.
Hält er nicht mehr, ist alle weitere Betrachtung sinnlos.
Wenn er sich nur minimal Richting ovaler Form begibt, und das tut
er, wenn die Streben das Wegbiegen anfangen, dann ist das wie ein
Lawineneffekt.
Freilich, aber "Statik" bedeutet, den Fall zu betrachten und zu
berechnen, in dem das gerade noch nicht passiert.
Post by JoergPost by Werner HoltfreterDas Resultat der Analyse ist, ist dass bei falsch montierter
Bremscheibe als erstes die Reibscheibe kollabiert, weil die
Reibscheibe auf Druck belastet wird. Erst *danach* brechen oder
verbiegen die Streben.
Das passiert gleichzeitig. Ursaechlich dafuer ist aber ein
Aufgeben der Streben. Sie sind dafuer zustaendig, den Aussenring
in Form und an seinem Arbeitsplatz zu halten. Wenn sie wegen
Biegebeanspruchung wegsacken, koennen sie diesen Job nicht mehr
erledigen.
Es gibt keine nennenswerte Biegebelastung an den Streben.
Lange mache ich das nicht mehr mit. Gib dir Mühe, den Gedanken von
HC oder mir zu folgen oder glaube, was du willst.
--
Gruß Werner
Die Freiheit des Denkens muss grenzenlos sein
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