Post by Frank MöllerPost by Anton Ertl2) Wenn sich trotzdem eine Dampfblase bilden sollte, kann sie die
Bremsfluessigkeit nicht aus dem System druecken, weil die HS ein
geschlossenes System haben.
Da sich zu Dampf umwandelnde Wasserpartikel gasförmig sind und damit
komprimiert werden können, können sie in einem Bremssystem bis zum völligen
Versagen führen, wenn aufgebauter Druck nur noch das Gas komprimiert, aber
keine Bremswirkung (Druck auf das Bremsfluidum) mehr übrigbleibt, bevor der
Bremshebel am Griff anschlägt.
Das kann aber bei einem geschlossenen System nur passieren, wenn der
Bremshebel auch schon vor dem Verdampfen am Griff angeschlagen ist.
Ansonsten expandiert der Wasserdampf soweit, wie der Geberzylinder
aufgeht, und drueckt eventuell noch den Nehmerzylinder auf die Felge,
und wenn man dann wieder den Geber betaetigt, wird der Wasserdampf
zusammengedrueckt, ist spaetestens beim urspruenglichen Druckpunkt
wieder der volle Druck da. Der Druckpunkt wird allerdings etwas
schwammiger sein, da der Dampf ja schon vorher drueckt.
Im Gegensatz dazu drueckt bei offenen Systemen die Dampfblase
Fluessigkeit zurueck in den Ausgleichsbehaelter, wenn der Bremshebel
nicht gezogen ist, und wenn man dann wieder zugreift, ist in den
Bremsleitungen weniger Fluessigkeit und man greift in's Leere.
Post by Frank MöllerPost by Anton ErtlWarum sich Magura bei Scheibenbremsen traut, mit Mineraloel zu
arbeiten, ist allerdings die Frage.
IMO halt einfach eine andere Philosophie. Bei DOT wird Wasser bis zu einem
gewissen Grad aufgenommen und fällt anfangs nicht weiter auf. Allerdings
sinkt die mögliche maximale Betriebstemperatur des Gesamtsystems AFAIK mit
der aufgenommenen Wassermenge nicht linear, sondern exponentiell. Ab einem
gewissen Punkt wird's dann unvermittelt kritisch und das im DOT gelöste
Wasser geht schneller in Dampf über, als einem lieb ist. Und da Wasser im
System sowieso Kacka ist, sagen sich Magura (und Shimano) offenbar, daß
sie - da man sowieso besser ab und an mal entlüftet - dann auch Öl nehmen
können, worin sich Wasser nicht löst und welches dann beim Entlüften
einfach mit rausgedrückt wird.
Das gleiche koennte man auch bei Autos und Motorraedern ueberlegen,
trotzdem setzen die Bremsenhersteller dort auf hygroskopische
Bremsfluessigkeiten.
Neue Theorie: Autos und Motorraeder sollten regelmaessig zum Service
und muessen regelmaessig zur Ueberpruefung, da ist eine Bremse, die
regelmaessige Wartung braucht, auch kein Akt. Fahrraeder werden oft
nur einmal im Jahr gefahren und in dem Fall nur alle heiligen Zeiten
gewartet, da nimmt man lieber eine Bremsfluessigkeit, die auch nach
fuenf Jahren Stillstand ok ist, und ueberlegt sich beim Entwurf der
Bremse, dass man die Fluessigkeitstemperatur unter 100 Grad haelt.
- anton
--
de.rec.fahrrad FAQ: http://0x1a.de/rec/fahrrad/
Radfahrer sollten vor oder hinter fahrenden Kfz fahren und nicht daneben