Hi @ll,
ich lese ja meißtens nur mit, aber zu diesem Thread möchte ich dann auch mal
meinen Senf dazu geben:
Ich fürchte auch ich falle in die Kategorie "Rüppel". Ich "heize" zwar
_nicht_ durch volle Fussgängerzonen, verwende aber - mit deutlich
reduziertem Tempo! - durchaus mal den "falschen" Radweg, den Fussweg oder
fahre gegen die Einbahnstraße. Ich sehe mich da in einer Zwangslage, durch
- fehlende Ampelübergänge an der passenden Stelle,
- im "Nirwana" endene Radwege,
- durch zugeparkte oder zugestellte (genehmigte!? Baustellen etc.) Radwege
- eine tatenlose Polizei (letztens an der Langen Reihe in HH: Ein Radweg,
hinter der Kurve eine Baustelle, keine Mglk. auf die Straße zu wechseln,
Fußweg nur noch ca. 0,5m schmal; Kommentar des angesprochenen P.beamten:
"Das wird wohl so genehmigt sein, kann ich nichts machen")
Was also machen?
Jeden Radwegparker direkt anzeigen (110 anrufen), jede Behinderung, ohne
Radwegsperrung (Baustellen etc.) ebenfalls sofort zur Anzeige bringen? Ich
bin sicher: Die Polizei wird gar nicht erst kommen oder erst nach 1-2
Stunden. Dann ist die Behinderung aber weg bzw. die Zeit hat ja niemand.
Ausserdem wäre das ja ein Fulltimejob. Das gleiche gilt für Daten erfassen,
Beweisfoto machen, später anzeigen - letzte Woche auf meinem Weg von
Wandsbek zum Schanzenviertel (ca.7km, davon ~4km auf Nebenstraßen _ohne_
Radweg) hätte ich alleine schon 10 (!) Radwegparker anzeigen können und min.
3 Verstöße bzgl. nicht abgesicherter Baustellen auf Radwegen. Da kommt
einiges an Fotomaterial zusammen... (auch eine Kostenfrage!)
Ich weiss: Die Rechtslage ist mehr oder weniger eindeutig, aber Recht haben
und Recht bekommen, sind ja nunmal leider 2 Paar Schuhe (in diesem Land !?)
:-(
Die 1. Alternative: Sich abfinden...
...und riesige Umwege, durchgeschüttelt werden (sehr schlechte Oberflächen),
gefährliche Engstellen und was die Radwege sonst noch so her geben in Kauf
nehmen. Hmmm,... da fehlen selbst mir die Worte :-(
Die 2. Alternative: Benutzung der Straße
Konsequente Benutzung der Straße an solchen Stellen brachte mir schon einige
Situationen ein, in denen ich wirklich überzeugt war "Das ist dann wohl mein
Ende, schade aber auch, überfahren von einem unterbelichteten Idioten im
Mittelklassewagen"; kurzum:
Die Autofahrer (besonders Taxifahrer) in HH sind extrem aggressiv
gegenüber Radfahrern! Zudem sind hier in HH mittlerweile viele Straßen auf
60km/h - real wird da dann 70-80km/h gefahren.
Da ist ein Wechsel vom Radweg auf die Straße nicht ganz
(Untertreibung des Jahrhunderst (TM)) ungefährlich.
Die 3. Alternative: Nicht mehr Rad fahren.
Dann haben die Stadtvorderen - allen voran Schill und Konsorten - aber
gewonnen, das kann es also auch nicht sein. Allein die Tatsache, im Recht zu
sein und trotzdem nichts sinnvolles unternehmen zu können, stößt mir schon
sauer auf (Gerechtigkeitsfanatiker (TM)). Da bleibt mir doch nur - unter
weitgehender Berücksichtigung der Gesundheit meiner Mitmenschen - selber
gegen das Recht zu verstossen und zu hoffen deswegen nicht belangt/dabei
nicht erwischt zu werden.
Ich habe jedenfalls keine Lust meine Energie im Kampf für
Selbstverständlichkeiten (was IMHO der springende Punkt ist: Ich habe diese
Rechte und die, die sie mir eigentlich garantieren müßten, sch***** drauf;
Greift da eigentlich schon das Notwehrrecht des GG?) zu verballern,
besonders, da ich als Einzelner mit wenig Zeit und ohne ausreichend
finanzieller Absicherung (Fotoaufnahmen, Zeit fürs Anhalten & die
Beweissicherung, Gang zur Polizeidienststelle etc.), da IMHO - wenn
überhaupt - nur wenig erreichen kann.
<rethorische Frage ;-)/>Und was nutzen mir mehr als 50 Gründe den Radweg
nicht zu benutzen, wenn es nicht der Polizeibeamte ist, der mich freundlich
(?) auf den Radweg hinweißt, sondern ein selbsternannter Rächer der geistig
minderbemittelten - ähh, sorry - Autofahrerlobby, der mich mit 1,5 Tonnen
Stahl von der Straße drängt oder zumindestens ohne Sicherheitsabstand mit 70
km/h überholt o.ä.? </rethorische Frage ;-)>
Ich habe schon in einem dutzend verschiedener Städte gewohnt, aber so krass
wie hier in Hamburg habe ich diese Problematik noch nirgends erlebt. Am
besten waren da noch die Städte im Ruhrgebiet, die Autofahrer sind da für
mein Empfinden einfach relaxter, jedenfalls hatte ich da nie solche
Probleme...
Fazit:
Ohne Rechtsverstöße ist ein Vorankommen mit dem Rad in einer Stadt wie
Hamburg IMHO kaum möglich (besonders wenn man an seine eigene Gesundheit
denkt). Und wenn schon die, die Recht & Gesetz vertreten, sich einen
Dreck um eben dieses - und meine Gesundheit! - scheren, sehe ich mich da in
einer Notwehrsituation.
Oder sehe ich da jetzt was grundlegend falsch? OK - einen Rechtsverstoß mit
einem weiteren zu beantwortet ist irgendwie die Logik des kalten Krieges
(und auch nicht "rechtens" ;-)), aber ...?
Gruß
Ingo "für-jede-_konstruktive_-Kritik-offen" Syllwasschy