Am Sat, 25 Jan 2025 11:37:54 GMT schrieb
Post by Anton ErtlPost by Wolfgang Strobl<https://www.steereon.com/wp-content/uploads/2022/10/DSC06637-768x512.jpg>
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Post by Wolfgang StroblAngepriesen wird das Teil als "Hybrid aus E-Bike & E-Scooter" und mit
der Botschaft "... bald auch als E-Bike mit Pedalen erhältlich".
M.a.W., nicht nur wie gewohnt 25km/h-Pedelec, sondern sogar ein 45
k/h-E-Moped
Das ist fuer mich aus dem zitierten Fragment nicht klar, und (siehe
unten) ich bezweifle es.
Ich werde nicht die ganze Webseite incl. der Fotos "zitieren", um das zu
belegen, was sich daraus entnehmen läßt.
Post by Anton ErtlNur weil es in der BRD "Pedelec" fuer
irgendeine Unterklasse von E-Bikes (also elektisch angetriebenen
Zweiraedern) gibt, heisst das nicht, dass mit "E-Bike" grundsaetzlich
etwas gemeint ist, das manche Benutzer des BRD-Deutschen nicht als
Pedelec bezeichnen wuerden.
Es gibt für das, was in Deutschland "Pedelec" genannt wird (ein
reguliertes, dem Fahrrad rechtlich gleichgestelltes 25km/h-Ebike mit
Pedalen) eine definierte Fahrzeugklasse in der entsprechenden EU-weiten
Richtlinie, die auch einige weitere elektrisch angetriebene
Motorräder/-roller reguliert. Die Webseite listet für zwei dieser
Fahrzeugklassen die meisten der dafür geltenden Regularien auf.
Die Webseite verwendet den Begriff Pedelec überhaupt nicht, soweit ich
mir sie angeschaut habe, sondern spricht von einem "E-Bike mit Pedalen",
welches demnächst angeboten werden soll. Und das ist genau das, was in
Deutschland "Pedelec" genannt wird bzw. wurde. Den in der EU-Richtlinie
verwendeten Begriff für diese 25 km/h-E--Bikes kennt bzw. verwendet
nahezu niemand.
Aktuell sind nur zwei E-Scooter im Programm,
eine E-Scooter C20 mit 500W-Motor (Dauerleistung), der wie folgt
spezifiziert wird:
"20 km/h: Elektrokleinstfahrzeug (ohne Sitz) – kein Führerschein nötig –
Mindestalter 14 Jahre – keine Helmpflicht – Fahren auf Fahrradwegen &
Straße."
Die Regeln für Österreich mögest du bitte selber dort nachschauen.
Ein E-Scooter C30 wird als "E Scooter mit Sitz und Straßenzulassung"
bezeichnet, es ist das Teil, auf dem der weißhaarige Anzugträger ohnbe
Kopfbedeckung gezeigt wird und welches in der 32km/h-Ausführung vmtl.
die Variante darstellt, die ich auf meinem Spaziergang gesehen hatte.
Das gibt es in drei Varianten, limitiert auf 20, 25 und 32 km/h.
"Das Fahrverhalten lässt sich direkt mit dem Fahrrad vergleichen, nur
eben ohne zu pedalieren." schreibt der Anbieter, vmtl. ohne beim
Schreiben rot zu werden, sowie "Kraftrad – Klasse M Führerschein nötig
(in Autoführerschein inklusive) – Helmpflicht – Fahren auf der Straße.
Nutzung in der gesamten EU erlaubt. Also das, was hierzulande
traditionell als "Moped" bezeichnet wurde, früher auf max 40 km/h
limitiert, jetzt auf 45 km/h. Die beiden anderen Varianten sind genau
das, was man erwartet: Mofa (25 km/h) und Elektrokleinstfahrzeug (20
km/h)
Post by Anton ErtlPost by Wolfgang StroblEs ist auffällig, wie umfänglich in der Bebilderung dieses Produkt mit
barhäuptigen Fahrerinnen und Fahrern jeden Alters geworben wird, obwohl
die Helmpflicht für Mopeds nicht gerade neueren Datums ist.
<https://www.steereon.com/wp-content/uploads/2024/08/241015-Bild-Winter-Sale-C30-2024.png>
<https://www.steereon.com/shop/steereon-c30-e-scooter-mit-sitz/>
<https://www.steereon.com/wp-content/uploads/2022/10/DSC06535-768x512.jpg>
Natürlich steht irgendwo im Kleingedruckten, dass die Helmpflicht nur
für auf 20 km/h beschränkte Elektrokleinstfahrzeuge bzw. Leichtmofas
nicht gilt.
Ich finde die Bilder ohne Helm positiv, sollte auch in der
Fahrradwerbung oefters vorkommen.
Die Fahrradwerbung ist in dieser Hinsicht an Dümmlichkeit kaum zu
überbieten. Und dies bezieht sich keineswegs bloß auf diejenigen, die
Fahrräder verkaufen wollen.
Insofern stimme ich dir zu: Dieser Anbieter weiß offenbar, was ein
Fahrzeug für das allgemeine Publikum attraktiv macht und besser, als 90
Prozent derjenigen, die echte Fahrräder verkaufen oder sich als
Radfahrer*innen-Lobby aufspielen.
Post by Anton ErtlAutowerbung wird auch immer mit
unbehelmten Fahrern und Beifahrern gezeigt.
Yep. Vor allem wenn Kabrios gezeigt werden..
<https://www.autoscout24.de/informieren/ratgeber/vor-dem-kauf/cabriolets/>
<https://www.ajoure-men.de/technik/auto/vorteile-nachteile-cabrios/>
<https://www.kfztech.de/kfz/cabrio-fahren.htm>
Besonders pikant: "Ab ins E-Cabrio: Die ultimative Freiheit beim Fahren
"
<https://www.enbw.com/blog/elektromobilitaet/fahren/ab-ins-e-cabrio-umweltfreundlich-den-sommer-geniessen/>
Post by Anton ErtlGenauso freue ich mich ueber jeden E-Biker, der einen Rad-weg rechts
liegen laesst (passiert aber aehnlich selten wie bei Radfahrern), mehr
als ueber einen Radfahrer, der den Rad-weg benuzt.
Jetzt wird das Argument aber etwas dünn und wirkt etwas bemüht. Woher
weißt du, dass der E-Biker nicht der Meinung ist, dass sein Kfz zwar
vielleicht nicht formaljuristisch, aber faktisch ein guter Grund ist,
die Fahrbahn zu benutzen?
Lohnt eine Diskussion aber nicht, weil, wie du zurecht anmerkst, es ist
selten.
Post by Anton ErtlDass die abgebildeten E-Bikes in der BRD im Normalfall mit einer
Beschraenkung auf 20km/h verkauft werden, davon gehe ich aus.
In der Form und ohne Sitz und Pedale sind das E-Scooter. Was ich
gesehen hatte, war ein Moped, welches 45 km/h fahren dürfte, wenn der
Hersteller es so wollte. Ich vermute, eine realistische Angabe des
Maximaltempos mit 32 km/h und eine Kletterfähigkeit von 20% ist
werbewirksamer. Ob jemand für die genannten Summen eine Beschränkung
auf 20 km/h hinnimmt, nur um auf die Pedale und eine eher symbolische
Bewegung der Beine verzichten zu können? Möglich, bei Leuten, die
niemals nie nicht radfahren wollen.
Post by Anton ErtlDass es
einen Platz fuer ein Kennzeichen gibt (Kennzeichen selbst habe ich auf
keinem der Bilder gesehen), deutet auf ein Design fuer Laender hin,
bei denen es eine Kennzeichenpflicht fuer solche E-Bikes gibt.
Wie z.B. in Deutschland. Das Fahrzeug, an dem ich vorbeigelaufen war,
hatte nicht nur Platz für ein Kennzeichen, sondern es _hatte_ ein
Kennzeichen, konkret ein blaues Versicherungskennzeichen. Die werden am
1.3.2025 ungültig.
<https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/auto-kaufen-verkaufen/kfz-zulassung/pruefbescheinigung-versicherungskennzeichen/>
Post by Anton ErtlIn
Oesterreich fahren E-Sitzroller (sowas in Richtung Vespa) herum, wo
auf dem entsprechenden Platz oft ein Schildchen "Ich bin ein Fahrrad"
montiert ist.
Lt.
<https://www.oeamtc.at/thema/fahrrad/rechtsgrundlage-fuer-e-bikes-pedelecs-16180796>
ist die rechtliche Gleichsetzung von E-Mofas mit Fahrrädern noch krasser
als in Deutschland, insofern, als dort auch "elektrisch angetriebene
Fahrräder ohne Tretunterstützung" mit 25 km/h-Limit als Fahrräder
bezeichnet werden. Die EU-Richtlinie lasst ja einen weiten Spielraum
für nationale Auslegungen. Soweit ich es überblicke, gibt es als
belastbares Limit nur die 25 km/h, überhalb dessen abgeregelt werden
mus, aber z.B. kein festgelegtes Leistungslimit.
Post by Anton ErtlInteressanterweise habe ich in Wien E-Stehroller mit tatsaechlichen
Nummerntafeln gesehen; hat vermutlich mit den Parkbestimmungen fuer
Leih-E-Stehroller zu tun.
E-Scooter sind eine eigene Kategorie. Die Verwirrung entsteht hier
dadurch, dass der Hersteller des von mir diskutierten Fahrzeugs dieses
ohne viel Mühe und nach Belieben in eine von zwei und zukünftig drei
Kategorieren umkonfigurieren kann. Der Elektromotor und dessen Firmware
macht das möglich.
Post by Anton ErtlPost by Wolfgang StroblGlaubt irgendwer hier, dass in der Variante "... E-Bike mit Pedalen"
(s.o.) die Pedale einen anderen Zweck haben, als den Schein zu wahren
und den Aufwand, die Kosten und sonstige Weiterungen zu vermeiden, die
mit einem Versicherungskennzeichen eines Kfz verbunden sind?
Es geht wohl darum, das E-Bike
Das ist in der vorliegenden Form entweder ein E-Scooter oder ein Moped,
aber nicht das, was hierzulande üblicherweise als E-Bike oder Pedelec
daherkommt.
Post by Anton Ertlin der BRD mit 25km/h statt 20km/h
benutzen zu duerfen; ich denke nicht, dass die Nachfrage in der BRD
oder Oesterreich nach einer Variante mit mehr km/h und Kennzeichen
gross genug waere, um so eine Variante auf den Markt zu bringen.
Ich vermute, der Hersteller zielt darauf ab, mit einem motorisierten
Edel-Klapprad (das, was die Besitzer von kleinen Yachten gerne für
Landausflüge mitführen) mehr Zielgruppen und einen etwas größeren Markt
zu erschließen.
Post by Anton ErtlDass das Kurbeln in den meisten Faellen eine Alibifunktion hat, ist
nicht nur bei diesem E-Bike so.
Ja. Aber ich habe bisher noch keinen so geschmeidigen Übergang von der
Tretunterstützung als Feigenblatt über den E-Scooter bis hin zu einem
waschechten, kurbelfreien Moped gesehen und fand es deswegen
berichtenswert. Originell finde ich auch, mit dem so genannten
"Fahrrad" ausgiebig zu werben, aber zunächst das Pseudofahrrad aka
Pedelec nicht mal anzubieten. Wobei mir ein anderer Begriff als
"originll" auf der Zunge lag ...
Post by Anton ErtlUnd nicht nur in der BRD, sondern
auch in Oesterreich, wo die Abwesenheit von Kurbeln m.W. keine
rechtlichen Nachteilen gegenueber 25-km/h E-Bikes mit Kurbeln mit sich
bringt; hier kaufen sich die Leute also E-Bikes mit Kurbeln wohl mit
dem Gedanken, dass sie Radfahren wollen, aber zumindest in Bezug auf
die koerperliche Anstrengung ist das dann in den meisten Faellen nicht
so; schon einmal deswegen, weil diese E-Bikes deutlich weniger
gefahren werden als Fahrraeder, wenn man von Essenslieferanten
absieht.
Das war mir so nicht bekannt bzw. bewußt, siehe oben. Man sollte sich
also vergegenwärtigen, dass Selbstbetrug zum Geschäft gehört.
Ich trainiere jetzt seit geraumer Zeit etwas unfreiwillig in einem
Studio, welches umfänglich Krankengymnastik an Geräten (und ohne Geräte)
anbietet, als verordnete oder freiwillige medizinische Dienstleistung.
Nach dem Jahreswechsel witzelte einer der Trainer, dass es jedes Jahr
eine Woche nach Neujahr einen merklichen Anstieg von Teilnehmern gäbe,
das würde sich aber sehr schnell wieder geben.
Auf die Tretkurbel-Mofas aka Pedelec übertragen heißt das: ich glaube
schon, dass ein gar nicht so kleiner Anteil deren Nutzer Radfahren
wollen und sich davon auch den Nutzen des Radfahrens versprechen, der
i.W. auf der damit verbundenen Anstrengung beruht.
Leider sind die modernen Pedelec in dieser Hinsicht sehr suggestiv -
selbst für jemanden, der den Effekt kennt und versteht, ist es schwer,
ohne Messhilfsmittel die tatsächlich aufgebrachte Leistung bzw. die
verbrauchte Energie in Wh oder Kalorien auch nur grob zu schätzen. Ich
hab mich bei gelegentlichen Versuchen immer wieder heftig vertan.
In beiden Fällen von "Jetzt tu ich was für meine Gesundheit" folgt recht
schnell die Ernüchterung: das Training erfordert Anstrengung und
Durchhaltevermögen, es dauert, bis sich sichtbare Erfolge einstellen, ob
beim Radfahren draussen auf der Straße oder am Gerät / der Matte im
Studio.
Wer sich das anders vorgestellt hat, gibt früher oder später auf, geht
also nicht mehr hin, im Falle des Studios. Oder nutzt halt den Motor,
sobald es gefühlt zu anstrengend wird und redet sich den Erfolg bloß
ein, im Falle des Pedelec. Das Pedelec ohne Motor zu nutzen ergibt ja
wenig Sinn. Ausnahmen, lange, steile Anstiege, bei denen sich eine
Kombination von viel Muskel- und viel Motorkraft lohnt, mag es zwar
geben, sind aber zu selten, als dass sich mit den wenigen, die
Gelegenheit haben und das dann auch nutzen, viel Staat machen ließe.
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Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen