Axel Reichert
2007-02-18 21:36:17 UTC
Servus zusammen,
vor ein paar Monaten lief hier mal eine Diskussion darueber, wie sich
die Hoehenmeter einer Tour in erhoehter Fahrzeit/vermindertem Schnitt
aeussern. Damals hatte ich keinen tauglichen Schreibzugriff auf diese
Gruppe, daher jetzt mit ein wenig Verspaetung meine Methode:
Fahrzeit in Stunden = Laenge/30 km + Hoehenmeter/1000 m
Formal:
t/h = l/a + h/b
mit a = 30 km und b = 1000 m.
Beispielsweise ergeben sich fuer 120 km mit 2000 Hoehenmetern auf diese
Weise 6 Stunden Fahrzeit, davon quasi 4 Stunden fuer die reine Strecke
(mit 30er-Schnitt im Flachen) und 2 Stunden fuer das "Hochfahren der
senkrechten Wand", also die reine Hubleistung. Auch bei Flachstrecken
oder Bergfahrten komme ich damit zu tauglichen Ergebnissen: Fuer 60 km
mit 100 HM ergeben sich 2 Stunden 6 Minuten, fuer 10 km mit 1000 HM
ergeben sich 1 Stunde 20 Minuten.
Die Koeffizienten a und b sind natuerlich stark von der individuellen
Leistung abhaengig und schwanken daher je nach Saisonzeitpunkt,
Tagesform, Mitfahrern und individuellem "Biss" (manchmal geht man eine
Tour ja einfach langsamer an). Zur Ermittlung habe ich fuer mich alle
Radtouren eines Jahres protokolliert, mit Laenge, Hoehenmetern und
Fahrtdauer, und dann eine lineare Regression mit obigem Ansatz
durchgefuehrt.
Das genaue Ergebnis (a = 30,8 km, b = 1051 m) wies ueber das ganze Jahr
einen mittleren Fehler von nicht einmal 5 % fuer die errechnete Fahrzeit
auf. Selbst mit den handlicheren Zahlen von oben, mit denen man auch bei
Puls 170 noch abschaetzen kann, ob es vor Sonnenuntergang noch fuer
einen weiteren Pass reichen wuerde, betrug der mittlere Fehler weniger
als 6 %. Ein nahezu erschreckend genaues Ergebnis, wenn man bedenkt, wie
stark doch die Form im Saisonverlauf schwankt.
Eine weitere, aeussert praktische Sache: Durch ein wenig Umformen laesst
sich eine Formel herleiten, mit der man die Geschwindigkeit in
Abhaengigkeit der Steigung ausrechnen kann (mit meinen obigen
Koeffizienten):
Geschwindigkeit in km/h = (300 km/h)/(10 + 3*Steigung in Prozent)
Allgemein:
v/(km/h) = ab/(b + 10ap)
Eine kleine Tabelle:
=========================
Steigung Geschwindigkeit
% km/h
-------- ---------------
0 30,0
1 23,1
2 18,8
5 12,0
7 9,7
10 7,5
12 6,5
15 5,5
20 4,3
=========================
Auch hier finde ich Ergebnisse verblueffend genau: Der heftige Einfluss
schon kleiner Steigungen (Niederlaender sagen "falsche Ebene") auf den
Schnitt wird ebenso abgebildet wie die Tatsache, dass man bei
bocksteilen Rampen kaum schneller als ein Fussgaenger ist. Auch
umgekehrt kann man aus der Geschwindigkeit bei einem Anstieg relativ
genau auf die Steigung rueckschliessen, die Herleitung dieser Formel
bleibt dem geneigten Leser zur Uebung ueberlassen.
Ich benutze die Formel staendig zur Routenplanung und stelle fast nie
groessere Abweichungen von meiner Vorhersage fest, egal welches Terrain
ich fahre. Es spielt auch fast keine Rolle, ob ich zwei heftige Paesse
oder unzaehlige kleine Huegel fahre, entscheidend sind die
Gesamthoehenmeter.
Jetzt muss ich nur noch ein Auge auf die Koeffizienten haben, also die
Regression regelmaessig ueberpruefen. Mit anderen Worten: Hinnehmen, wie
sie mit dem Alter von Jahr zu Jahr kleiner werden. (-:
Mich wuerde interessieren, was ihr von dieser Daumenregel haltet, ob ihr
vergleichbar gute Ergebnisse damit erzielt oder ob ihr mit anderen
Koeffizienten bessere Uebereinstimmung bekommt. In erster Naeherung
vermute ich einen linearen Zusammenhang zwischen der Leistung an der
individuellen anaeroben Schwelle (hier 228 W) und jeweils den
Koeffizienten a und b.
Tschoe!
Axel (der hiermit sein "Delurk" in dieser Gruppe gemacht hat, obwohl er
schon jahrelang mitliest und von unzaehligen Artikel ueber Rennradln von
Martin Schmachtel, Andreas Hollmann, Gabriele Patzner, Gerald Eischer
und unzaehligen anderen schon kraeftig profitiert hat)
vor ein paar Monaten lief hier mal eine Diskussion darueber, wie sich
die Hoehenmeter einer Tour in erhoehter Fahrzeit/vermindertem Schnitt
aeussern. Damals hatte ich keinen tauglichen Schreibzugriff auf diese
Gruppe, daher jetzt mit ein wenig Verspaetung meine Methode:
Fahrzeit in Stunden = Laenge/30 km + Hoehenmeter/1000 m
Formal:
t/h = l/a + h/b
mit a = 30 km und b = 1000 m.
Beispielsweise ergeben sich fuer 120 km mit 2000 Hoehenmetern auf diese
Weise 6 Stunden Fahrzeit, davon quasi 4 Stunden fuer die reine Strecke
(mit 30er-Schnitt im Flachen) und 2 Stunden fuer das "Hochfahren der
senkrechten Wand", also die reine Hubleistung. Auch bei Flachstrecken
oder Bergfahrten komme ich damit zu tauglichen Ergebnissen: Fuer 60 km
mit 100 HM ergeben sich 2 Stunden 6 Minuten, fuer 10 km mit 1000 HM
ergeben sich 1 Stunde 20 Minuten.
Die Koeffizienten a und b sind natuerlich stark von der individuellen
Leistung abhaengig und schwanken daher je nach Saisonzeitpunkt,
Tagesform, Mitfahrern und individuellem "Biss" (manchmal geht man eine
Tour ja einfach langsamer an). Zur Ermittlung habe ich fuer mich alle
Radtouren eines Jahres protokolliert, mit Laenge, Hoehenmetern und
Fahrtdauer, und dann eine lineare Regression mit obigem Ansatz
durchgefuehrt.
Das genaue Ergebnis (a = 30,8 km, b = 1051 m) wies ueber das ganze Jahr
einen mittleren Fehler von nicht einmal 5 % fuer die errechnete Fahrzeit
auf. Selbst mit den handlicheren Zahlen von oben, mit denen man auch bei
Puls 170 noch abschaetzen kann, ob es vor Sonnenuntergang noch fuer
einen weiteren Pass reichen wuerde, betrug der mittlere Fehler weniger
als 6 %. Ein nahezu erschreckend genaues Ergebnis, wenn man bedenkt, wie
stark doch die Form im Saisonverlauf schwankt.
Eine weitere, aeussert praktische Sache: Durch ein wenig Umformen laesst
sich eine Formel herleiten, mit der man die Geschwindigkeit in
Abhaengigkeit der Steigung ausrechnen kann (mit meinen obigen
Koeffizienten):
Geschwindigkeit in km/h = (300 km/h)/(10 + 3*Steigung in Prozent)
Allgemein:
v/(km/h) = ab/(b + 10ap)
Eine kleine Tabelle:
=========================
Steigung Geschwindigkeit
% km/h
-------- ---------------
0 30,0
1 23,1
2 18,8
5 12,0
7 9,7
10 7,5
12 6,5
15 5,5
20 4,3
=========================
Auch hier finde ich Ergebnisse verblueffend genau: Der heftige Einfluss
schon kleiner Steigungen (Niederlaender sagen "falsche Ebene") auf den
Schnitt wird ebenso abgebildet wie die Tatsache, dass man bei
bocksteilen Rampen kaum schneller als ein Fussgaenger ist. Auch
umgekehrt kann man aus der Geschwindigkeit bei einem Anstieg relativ
genau auf die Steigung rueckschliessen, die Herleitung dieser Formel
bleibt dem geneigten Leser zur Uebung ueberlassen.
Ich benutze die Formel staendig zur Routenplanung und stelle fast nie
groessere Abweichungen von meiner Vorhersage fest, egal welches Terrain
ich fahre. Es spielt auch fast keine Rolle, ob ich zwei heftige Paesse
oder unzaehlige kleine Huegel fahre, entscheidend sind die
Gesamthoehenmeter.
Jetzt muss ich nur noch ein Auge auf die Koeffizienten haben, also die
Regression regelmaessig ueberpruefen. Mit anderen Worten: Hinnehmen, wie
sie mit dem Alter von Jahr zu Jahr kleiner werden. (-:
Mich wuerde interessieren, was ihr von dieser Daumenregel haltet, ob ihr
vergleichbar gute Ergebnisse damit erzielt oder ob ihr mit anderen
Koeffizienten bessere Uebereinstimmung bekommt. In erster Naeherung
vermute ich einen linearen Zusammenhang zwischen der Leistung an der
individuellen anaeroben Schwelle (hier 228 W) und jeweils den
Koeffizienten a und b.
Tschoe!
Axel (der hiermit sein "Delurk" in dieser Gruppe gemacht hat, obwohl er
schon jahrelang mitliest und von unzaehligen Artikel ueber Rennradln von
Martin Schmachtel, Andreas Hollmann, Gabriele Patzner, Gerald Eischer
und unzaehligen anderen schon kraeftig profitiert hat)