Am Mon, 31 Mar 2025 11:41:46 +0200 schrieb Thomas_Schlueter
Post by Thomas_SchlueterPost by Rolf MantelDas ist zum Einen der Vertrauensgrundsatz im Straßenverkehr "Ich habe
Vorrang und der Abbieger wird das schon respektieren".
Dazu im Widerspruch steht, dass quasi alle Radfahrer, die sich zu dem
Problem in Drunterkommentaren und Leserbriefen äußern, von sich selber
behaupten, niemals LKW rechts zu überholen und im Zweifelsfalle auf ihre
Vorfahrt verzichten würden.
Schon. Wer wird aber verschriftlichen, was dann erfahrungsgemäß die
gnadenlose Reaktion "ich hab's ja gesagt!" und "die sind ja lebensmüde,
selber schuld" hervorruft?
Davon abgesehen, schon Hajo Zierke, vormals auch Lkwfahrer, hatte
seinerzeit darauf hingewiesen, dass ein Radfahrer auf einem
straßenbegleitenden Radweg mit Sichthindernissen und genügend anderem
Gedöns, das Aufmerksamkeit bindet (Gegenverkehr, beispielsweise, oder
Fußgänger, oder sonstige Sichthindernisse) nicht unbedingt bemerkt, dass
er oder sie von einem Lkw überholt wurde. Speziell bei leicht
abgesetzter Führung reicht da schon ein Sichthindernis, um erst dort zum
Stehen zu kommen, wo dann der Auflieger wie eine Wand von der Seite
kommt. Rückwärtsgang einlegen ist mit dem Fahrrad genau so schwierig
wie schnell zur Seite zu springen.
Post by Thomas_SchlueterPost by Rolf MantelZum Anderen wartet der Radfahrer am Radweg oft 2m weiter vorne als der
KFZ-Verkehr und hat "leider" keine Augen hinten, so dass er den LKW gar
nicht sehen kann.
Diese Beziehung besteht auch zwischen PKW und Radfahrern. Und obwohl PKW
innerorts *sehr* viel häufiger sind als LKW, gibt es gemessen daran mit
PKW überraschend selten Probleme.
Konflikte mit Pkws, an denen Anhänger hängen, habe ich schon
gelegentlich gesehen. Die sind aber u.a. viel kürzer als Lkws mit
Anhänger.
Post by Thomas_SchlueterMeine langjährige Beobachtung als wartender direkter Linksabbieger seit
30 Jahren an dieser Stelle
<https://maps.app.goo.gl/Mtuj8b3K2WeRfwqT7>
ist, dass
1) 100,0% (sic!) der geradeausfahrenden Radfahrer keinen Schulterblick
machen, egal, ob sie bei Rot schon gestanden haben oder nachträglich kommen
2) der nach Farbwechsel anfahrende KFZ-Verkehr die bis dahin schon
stehenden Radfahrer und Fußgänger immer durchlässt (die sehr seltenen
Ausnahmen, wo das nicht der Fall ist, stehen dann wohl in der Zeitung...).
3) Konflikte nur mit nachträglich herankommenden Radlern entstehen, die
die wartenden KFZ rechts überholen.
Deine langjährige Erfahrung an dieser Stelle reicht aber nicht aus, um
die wenigen Fälle zu erleben, in denen es anders war und es nur durch
pures Glück von Lkwfahrer und Radfahrer nichts passiert ist.
Hajo Zierke berichtete 1996 in <6A1LSNq$***@quijote.in-berlin.de> hier
von so einem selbst erleben Fall - aus der Perspektive des Lkwfahrers.
Abgesehen davon, geradeausfahrenden Radfahrern kann man kaum den Vorwurf
machen, etwas zu versäumen, das weder vorgeschrieben ist noch ihnen
sonstwie eingeschärft wird.
Was denen bei jeder Gelegenheit jedoch eingeschärft wird, ist die
Gewissheit, dass solche Radstreifen zu ihrer Sicherheit angelegt wurden
und sie so abgetrennt viel sicherer sind als in einer vergleichbaren
Situation, in der sie ohne den Streifen hochgefährdet "zwischen den
Autos" warten müssen. Letzteres habe ich oft genug genau so formuliert
in klagendem Tonfall gehört oder gelesen.
Dass du und ich - hoffentlich - in der Lage sind, mit allen möglichen
gefährlichen Situationen an dieser Stelle fertig zu werden, spielt in
dem Zusammenhang keine Rolle. Sicherer Verkehr mit Fahrzeugen basiert
auf Regeln, welche funktionieren, wenn sie eingehalten werden. Hier hast
du gerade eine Regel formuliert, die bei anderer Gelegenheit als "Wer
sich mit dem Fahrrad die Vorfahrt erzwingt, ist selber schuld" zur
Rechtfertigung so ziemlich jeder mit einem Auto begangenen Schandtat
herhalten muss.
Btw., was würdest du dort tun, mit Fahrrädern vor und hinter dir,
darunter auch Lastenrädern, sowie einem Lastzug mit Anhänger neben dir,
der bei Rot zwischenzeitlich aufgeschlossen hat? Eisern stehen bleiben,
bis der weg ist? Im Pulk mitfahren und auf das Beste hoffen?
Ich finde diesen Radstreifen gruselig, und nicht nur diesen. Richtig
übel wird er mir an dieser Stelle:
<https://maps.app.goo.gl/ct6uKvj1udvBh8EA9>
Es fällt mir schwer, ein Rezept zu formulieren, das anders lautet als
"anderswo langfahren".
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen