Discussion:
Training gegen Fahrangst
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Susanne Jäger
2025-02-16 16:51:40 UTC
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Wäre doch an der Zeit, das mal mit Schwerpunkt Radfahren weiter zu
entwickeln

https://www.mehrachtung.de/was-gegen-fahrangst-hilft/
Jörg "Yadgar" Bleimann
2025-02-16 17:19:56 UTC
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Hi(gh)!
Post by Susanne Jäger
Wäre doch an der Zeit, das mal mit Schwerpunkt Radfahren weiter zu
entwickeln
https://www.mehrachtung.de/was-gegen-fahrangst-hilft/
Optimalerweise flankiert von einer Entzugsbehandlung für Autoholiker...
und für unsichere Radfahrer sollte auch Helmentwöhnung dabei sein!

Bis bald im Khyberspace!

Yadgar
Arno Welzel
2025-02-20 12:26:08 UTC
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Post by Susanne Jäger
Wäre doch an der Zeit, das mal mit Schwerpunkt Radfahren weiter zu
entwickeln
https://www.mehrachtung.de/was-gegen-fahrangst-hilft/
Allerdings! Ich kenne einige Leute, die Panik haben, mit dem Fahrrad in
der Stadt zu fahren, weil in ihrer Wahrnehmung der Straßenverkehr so
gefährlich ist, dass man praktisch jederzeit mit dem Tod rechnen muss.
--
Arno Welzel
https://arnowelzel.de
Wolfgang Strobl
2025-02-20 22:14:26 UTC
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Am Thu, 20 Feb 2025 13:26:08 +0100 schrieb Arno Welzel
Post by Arno Welzel
Post by Susanne Jäger
Wäre doch an der Zeit, das mal mit Schwerpunkt Radfahren weiter zu
entwickeln
https://www.mehrachtung.de/was-gegen-fahrangst-hilft/
Allerdings! Ich kenne einige Leute, die Panik haben, mit dem Fahrrad in
der Stadt zu fahren, weil in ihrer Wahrnehmung der Straßenverkehr so
gefährlich ist, dass man praktisch jederzeit mit dem Tod rechnen muss.
Das Verrückte daran ist: Die Medien und die sozialen Netze sind voll von
Leuten, die Angst und Schrecken mit genau diesem Narrativ verbreiten.
Gleichzeitig sind die Städte aber voll von Leuten, die da mit dem
Fahrrad unterwegs sind - aber diese Todesfälle kommmen trotz massenhaft
Radverkehr praktisch nicht vor, jedenfalls viel seltener, als dass
jemand zuhause z.B. Treppe oder eine Leiter hinunterfällt und sich so zu
Tode stürzt.

Statistiken sind wichtig, aber ich bezweifle, dass man eine Phobie wie
diese mit Statistik behandeln kann.

Amaxophobie (Fahrangst) ist lt. Wikipedia eine per ICD-10-Klassifikation
als "F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien" klassifizierte Phobie,
nämlich die Angst vor dem Auto oder vor dem Autofahren im Verkehr.

Mich wundert, dass es für die viel verbreitetere Angst, Fahrrad zu
fahren, keinen analogen Begriff gibt, bzw. warum der eigentlich auf
Fahrzeuge und nicht spezifisch auf Autos gemünzte Begriff in den
üblichen Nachschlagewerken auf Autos eingeschränkt wird.

Vielleicht weil hierzulande diese Phobie gewissermassen ein Kulturgut
ist, sofern sie sich auf das Fahrrad bezieht? Oder ist es einfach ein
Tabu?
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Arno Welzel
2025-02-21 10:58:20 UTC
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Post by Wolfgang Strobl
Am Thu, 20 Feb 2025 13:26:08 +0100 schrieb Arno Welzel
Post by Arno Welzel
Post by Susanne Jäger
Wäre doch an der Zeit, das mal mit Schwerpunkt Radfahren weiter zu
entwickeln
https://www.mehrachtung.de/was-gegen-fahrangst-hilft/
Allerdings! Ich kenne einige Leute, die Panik haben, mit dem Fahrrad in
der Stadt zu fahren, weil in ihrer Wahrnehmung der Straßenverkehr so
gefährlich ist, dass man praktisch jederzeit mit dem Tod rechnen muss.
Das Verrückte daran ist: Die Medien und die sozialen Netze sind voll von
Leuten, die Angst und Schrecken mit genau diesem Narrativ verbreiten.
Gleichzeitig sind die Städte aber voll von Leuten, die da mit dem
Fahrrad unterwegs sind - aber diese Todesfälle kommmen trotz massenhaft
Radverkehr praktisch nicht vor, jedenfalls viel seltener, als dass
jemand zuhause z.B. Treppe oder eine Leiter hinunterfällt und sich so zu
Tode stürzt.
Statistiken sind wichtig, aber ich bezweifle, dass man eine Phobie wie
diese mit Statistik behandeln kann.
Ob mein anderes Posting hier angekommen ist, weiß ich nicht - mein
Newsreader ist leider etwas zickig :-(.

Also nochmal verkürzt:

<https://berlin.adfc.de/artikel/getoetete-radfahrende-2024>

11 Unfälle, davon viele ältere Fahrer jenseits 60 und viele
*Alleinunfälle* wegen mangelnder Aufmerksamkeit oder fehlender
Fahrzeugbeherrschung.

Aber jedesmal ein Ghostbike und Mahnwache mit Beteiligung von
"Volksentscheid Fahrrad" und "Changing Cities" - das finde ich sehr
problematisch.
--
Arno Welzel
https://arnowelzel.de
Susanne Jäger
2025-02-21 14:05:42 UTC
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Post by Arno Welzel
Post by Wolfgang Strobl
Am Thu, 20 Feb 2025 13:26:08 +0100 schrieb Arno Welzel
Post by Arno Welzel
Post by Susanne Jäger
Wäre doch an der Zeit, das mal mit Schwerpunkt Radfahren weiter zu
entwickeln
https://www.mehrachtung.de/was-gegen-fahrangst-hilft/
Allerdings! Ich kenne einige Leute, die Panik haben, mit dem Fahrrad in
der Stadt zu fahren, weil in ihrer Wahrnehmung der Straßenverkehr so
gefährlich ist, dass man praktisch jederzeit mit dem Tod rechnen muss.
Das Verrückte daran ist: Die Medien und die sozialen Netze sind voll von
Leuten, die Angst und Schrecken mit genau diesem Narrativ verbreiten.
Gleichzeitig sind die Städte aber voll von Leuten, die da mit dem
Fahrrad unterwegs sind - aber diese Todesfälle kommmen trotz massenhaft
Radverkehr praktisch nicht vor, jedenfalls viel seltener, als dass
jemand zuhause z.B. Treppe oder eine Leiter hinunterfällt und sich so zu
Tode stürzt.
Statistiken sind wichtig, aber ich bezweifle, dass man eine Phobie wie
diese mit Statistik behandeln kann.
Ob mein anderes Posting hier angekommen ist, weiß ich nicht - mein
Newsreader ist leider etwas zickig :-(.
<https://berlin.adfc.de/artikel/getoetete-radfahrende-2024>
11 Unfälle, davon viele ältere Fahrer jenseits 60 und viele
*Alleinunfälle* wegen mangelnder Aufmerksamkeit oder fehlender
Fahrzeugbeherrschung.
Aber jedesmal ein Ghostbike und Mahnwache mit Beteiligung von
"Volksentscheid Fahrrad" und "Changing Cities" - das finde ich sehr
problematisch.
Auch Menschen jenseits der 60 sollten Radfahren dürfen, auch mangelnde
Aufmerksamkeit oder fehlende Fahrzeugbeherrschung sollte nicht zum Tod
oder schweren Verletzungen führen. Die Geisterräder sind nicht zuletzt
ein Mahnmal für Angehörige und Freund:innen, das letzte an der Prenzlauer
Promenade wurde schon vor der Mahnwache von den Schwestern des
Verunglückten aufgestellt, in vielen anderen Fällen verweist auch der
lange gepflegte Blumenschmuck an den Geisterrädern. Eine Vorauswahl - das
ist ein "gutes unschuldiges Opfer", der oder die war selber schuld, wäre
aus meiner Sicht nicht nur deswegen falsch, sondern auch weil der erste
Eindruck täuschen kann.
Es geht darum konkrete Unfallursachen zu analysieren und Umstände, die
Unfälle begünstigen zu identifizieren und an dieser und vergleichbaren
Stellen für Abhilfe zu sorgen. Das können Verbesserungen der
Infrastruktur sein, Änderungen der Verkehrsführung, Kontrolle der
Geschwindigkeit, aber auch Fahrtraining sein.

Zu den Berliner Unfällen im Einzelnen:
2024/01: zwei Radfahrer kollidieren nachts in einer Grünanlage, sicher
hat einer oder beide einen Fehler gemacht
2024/02: 81-jähriger Radfahrer fährt in einer kaum von Kfz genutzten
Straße gegen ein haltendes Krad - Unaufmerksamkeit/Fahrfehler, genaueres
weiß man nicht, standen die Kradfahrer da schon länger oder haben sie
gerade erst angehalten?
2024/03: Ein 68-jähriger stürzt beim Überqueren der Tramschienen -
vermutlich zum Linksabbiegen und ausgerechnet in diesem Moment kommt eine
Tram entgegen - Test/Einsatz/Weiterentwicklung von radfreundlichen
Schienenfüllungen ist lange überfällig, gerade an Stellen, wo häufig
gequert wird
2024/04: ein 28-jähriger wird nachts - nach Polizeiangaben auf der linken
Fahrbahn - von einem Pkw erfasst. Ob er beim Queren/Abbiegen nicht
aufmerksam genug war, ob der Pkw schneller als erlaubt unterwegs war, ist
unbekannt.
2024/05: Ein 74-jähriger fährt gegen ein Verkehrsschild. Dieses war nicht
nur überflüssig (Halteverbot ergab sich schon aus der Verkehrssituation),
sondern stand auch an einer bescheuerten Stelle - Übergang vom Radweg auf
einer Brücke auf einen Radstreifen auf der anschließenden Fahrbahn, mit
hohem Bordstein rechts und Verkehrsschild links. Das Schild wurde jetzt
auf Initiative des ADFC entfernt.
2024/06: 45-jähriger quert an einer Straße mit außerorts-Charakter und
übersieht dabei herannahenden Pkw. Dessen Fahrer flieht zunächst mit
stark überhöhter Geschwindigkeit. Hoher Querungsbedarf an der Stelle,
keine gesicherten Querungen, vermutlich häufige Geschwindigkeitsübetretungen
2024/07: An einem Samstagmorgen um 4 Uhr wird eine 26-jährige von einem
rechtsabbiegenden Betonmischer überrollt. Ob die Radfahrerin statt der
Radspur in Mittellage die Fußgängerfurt genutzt hat, der Lkw-Fahrer sich
zu spät rechts eingeordnet hat, oder ... wird sich vermutlich erst beim
Prozeß in 1-2 Jahren herausstellen. Das ist eine Kreuzung von zwei
dreistreifigen Richtungsfahrbahnen, Nebeneinanderfahren gehört da zum
Programm.
2024/08: 81-jähriger kollidiert in einer baustellenbedingten Engstelle
mit einem entgegenkommenden Bus, nachdem er "die Kontrolle über sein
Fahrrad verloren hat"
2024/09: 63-jähriger wechselt (vermutlich zum Linksabbiegen) auf den
linken Fahrstreifen und wird von hinten angefahren.
2024/10: 17-jähriger fährt nachts von einer Veranstaltung nach Hause,
quert dabei vom Gehweg kommend und wird von abbiegendem Pkw erfasst.
Eigentlich hätte er den Dorfanger umrunden müssen, eine Baustelle im
Gehwehgbereich (den er eigentlich nicht hätte nutzen dürfen) machte die
ganze Situation noch unübersichtlicher. Fahrfehler, ja klar.
2024/11: ein 38-jähriger quert gegen Mitternacht an einer Baustelle eine
mehrstreifige Ausfallstraße und wird von einem Pkw mit deutlich
überhöhter Geschwindigkeit erfasst. - unaufmerksam, ja. Trug die
überhöhte Geschwindigkeit zur Fehleinschätzung bei?
2025/01: Ein 56-jähriger stürzt bei der Auffahrt auf einen Geh- und
Radweg an der vereisten Bordsteinkante. Die Auffahrt ist ohnehin schlecht
gestaltet, keine Nullabsenkung, zu spitzer Winkel der Aufleitung. Und
bevor hier alle "Radweg" schreien, das ist faktisch schon eine
Autobahnauffahrt, ob man direkt vor Beginn der Autobahn überhaupt noch
ohne Bordstein in den Seitenbereich wechseln kann, habe ich nie
ausprobiert, selbst Menschen, die ihr Recht gut kennen und Radwege eher
meiden, tun das an dieser Stelle nicht. Eine alternative Strecke um nach
Französisch-Buchholz zu kommen, gibt es kaum.

Würdest du jetzt gar keine Geisterräder aufstellen? Oder nur in welchen
Fällen? Viele der Informationen haben sich erst aus Kontakten zu Familie
und Freunden bei den Mahnwachen ergeben. Ich bin schon für genaues
Hinschauen und den Abbau vermeidbarer Gefährdungen. Die Kommunikation
einer solchen differenzierten Herangehensweise ist zugegeben nicht immer
einfach und gelingt auch oft nicht, weil die Marktschreier auch in der
Presse besser ankommen.
Insgesamt war 2024 für Radfahrende in Berlin vermutlich kein so
schlechtes Jahr, die statistischen Daten für Jan-Nov deuten auf einen
Rückgang der getöteten und schwerverletzten Radfahrenden bei weiter
steigenden RV-Stärken, die endgültigen Zahlen kommen vermutlich Mitte der
Woche.

Gruß
Susanne
Karl Müller
2025-02-21 17:16:43 UTC
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Post by Susanne Jäger
Post by Arno Welzel
Post by Wolfgang Strobl
Am Thu, 20 Feb 2025 13:26:08 +0100 schrieb Arno Welzel
Post by Arno Welzel
Post by Susanne Jäger
Wäre doch an der Zeit, das mal mit Schwerpunkt Radfahren weiter zu
entwickeln
https://www.mehrachtung.de/was-gegen-fahrangst-hilft/
Allerdings! Ich kenne einige Leute, die Panik haben, mit dem Fahrrad
in der Stadt zu fahren, weil in ihrer Wahrnehmung der Straßenverkehr
so gefährlich ist, dass man praktisch jederzeit mit dem Tod rechnen
muss.
Das Verrückte daran ist: Die Medien und die sozialen Netze sind voll
von Leuten, die Angst und Schrecken mit genau diesem Narrativ
verbreiten. Gleichzeitig sind die Städte aber voll von Leuten, die da
mit dem Fahrrad unterwegs sind - aber diese Todesfälle kommmen trotz
massenhaft Radverkehr praktisch nicht vor, jedenfalls viel seltener,
als dass jemand zuhause z.B. Treppe oder eine Leiter hinunterfällt und
sich so zu Tode stürzt.
Statistiken sind wichtig, aber ich bezweifle, dass man eine Phobie wie
diese mit Statistik behandeln kann.
Ob mein anderes Posting hier angekommen ist, weiß ich nicht - mein
Newsreader ist leider etwas zickig :-(.
<https://berlin.adfc.de/artikel/getoetete-radfahrende-2024>
11 Unfälle, davon viele ältere Fahrer jenseits 60 und viele
*Alleinunfälle* wegen mangelnder Aufmerksamkeit oder fehlender
Fahrzeugbeherrschung.
Aber jedesmal ein Ghostbike und Mahnwache mit Beteiligung von
"Volksentscheid Fahrrad" und "Changing Cities" - das finde ich sehr
problematisch.
Auch Menschen jenseits der 60 sollten Radfahren dürfen, auch mangelnde
Aufmerksamkeit oder fehlende Fahrzeugbeherrschung sollte nicht zum Tod
oder schweren Verletzungen führen.
Den Einleitungssatz kann ich voll unterschreiben - wobei es sowieso nicht
verboten ist auch nach dem 60. Geburtstag mit dem Fahrrad zu fahren

Volle Aufmerksamkeit und volle Fahrzeugbeherrschung sind allerdings
zwingende Voraussetzung zur sicheren Teilnahme am öffentlichen
Straßenverkehr. Die entsprechenden Paragraphen der StVO solltest Du kennen
und verinnerlichen. Diese Vorschriften gelten für alle Verkehrsteilnehmer
und nicht nur für Nutzer eines Kraftfahrzeuges

Natürlich muss jeder Verkehrsteilnehmer das Verhalten von anderen
beobachten und sich bei Hinweisen auf Mängel bezüglich Aufmerksamkeit und
Fahrzeugbeherrschung entsprechend Verhalten. Letztendlich kann aber
niemand garantieren das diese Mängel voll ausgeglichen werden können und
wenn es dann zum Unfall kommt ist der Wunsch nach Überleben und der
Vermeidung von schweren Verletzungen ehrenwert, allerdings kaum 100% zu
erfüllen

[...] Interessantes bitte im Vorposting nachlesen

In diesem Sinne: fahren sie vorsichtig, *immer*

mfg

Karl
Susanne Jäger
2025-02-21 17:47:27 UTC
Antworten
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Post by Karl Müller
Den Einleitungssatz kann ich voll unterschreiben - wobei es sowieso nicht
verboten ist auch nach dem 60. Geburtstag mit dem Fahrrad zu fahren
Großzügig.
Post by Karl Müller
Volle Aufmerksamkeit und volle Fahrzeugbeherrschung sind allerdings
zwingende Voraussetzung zur sicheren Teilnahme am öffentlichen
Straßenverkehr. Die entsprechenden Paragraphen der StVO solltest Du kennen
und verinnerlichen.
d'accord. Ich akzeptiere aber auch, dass Menschen Fehler machen und im
Idealfall enden solche Fehler nicht in der Klinik oder auf dem Friedhof.
Darum sollte es gehen, nicht um Schuldzuweisungen - na ja zumindest
meistens nicht, es gibt da sicher Grenzbereiche und sofern andere
Verkehrsteilnehmer:innen betroffen sind auch juristische Schuldsprüche,
aber das ist ein anderes Thema.
Dazu kommt noch, dass z.B. Kinder nicht alle Eventualitäten überblicken
können, ich möchte trotzdem, dass sie auch ohne permanente Überwachung am
Straßenverkehr teilnehmen können. Es gibt halt noch eine Menge
unfallbegünstigende Faktoren, die sich nicht unmittelbar mit
Regeleinhaltung vermeiden lassen, Tempo 50 innerhalb dicht besiedelter
Gebiete ist meist regelkonform, aber auch meist nicht menschengerecht,
weil Anhaltewege zu lang und Unfallfolgen zu groß werden.
Post by Karl Müller
Diese Vorschriften gelten für alle Verkehrsteilnehmer
und nicht nur für Nutzer eines Kraftfahrzeuges
Wer hat etwas anderes behauptet? Ich nicht. Ich bin unbedingt dafür auch
Unfälle zwischen nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer:innen und sog
Alleinunfälle genau anzuschauen.
Post by Karl Müller
Natürlich muss jeder Verkehrsteilnehmer das Verhalten von anderen
beobachten und sich bei Hinweisen auf Mängel bezüglich Aufmerksamkeit und
Fahrzeugbeherrschung entsprechend Verhalten. Letztendlich kann aber
niemand garantieren das diese Mängel voll ausgeglichen werden können und
wenn es dann zum Unfall kommt ist der Wunsch nach Überleben und der
Vermeidung von schweren Verletzungen ehrenwert, allerdings kaum 100% zu
erfüllen
Machst du nie einen Fehler? Bist du nie unaufmerksam? Hast du noch nie
eine Kurve zu eng oder zu schnell genommen? Es sollte nicht passieren,
aber es passiert und es gibt Ecken an denen es immer wieder passiert, da
kann dann genaues Hinschauen und "fehlerverzeihende Infrastruktur" dabei
helfen Leben und Gesundheit zu erhalten. Niemand, der oder die sich
ernsthaft mit Verkehrssicherheitsarbeit beschäftigt denkt, dass sich 100%
aller Unfälle vermeiden lassen. Aber deswegen das Kind mit dem Bade
auszuschütten und gar nichts zu tun ist m.E. halt auch eine blöde Idee.

Gruß
Susanne
Karl Müller
2025-02-22 07:21:24 UTC
Antworten
Permalink
Post by Susanne Jäger
Post by Karl Müller
Den Einleitungssatz kann ich voll unterschreiben - wobei es sowieso
nicht verboten ist auch nach dem 60. Geburtstag mit dem Fahrrad zu
fahren
Großzügig.
So bin ich eben
Post by Susanne Jäger
Post by Karl Müller
Volle Aufmerksamkeit und volle Fahrzeugbeherrschung sind allerdings
zwingende Voraussetzung zur sicheren Teilnahme am öffentlichen
Straßenverkehr. Die entsprechenden Paragraphen der StVO solltest Du
kennen und verinnerlichen.
d'accord. Ich akzeptiere aber auch, dass Menschen Fehler machen und im
Idealfall enden solche Fehler nicht in der Klinik oder auf dem Friedhof.
Das Menschen Fehler machen gehört zum Menschen - das ist eine der
Eigenschaften, die Menschlichkeit ausmacht. Man sollte sich daran
gewöhnen, weil es keine anderen Menschen gibt

Genausowenig wie den 100%-Idealfall, kann man sich wünschen, den gibt es
aber nicht
Post by Susanne Jäger
Darum sollte es gehen, nicht um Schuldzuweisungen - na ja zumindest
meistens nicht, es gibt da sicher Grenzbereiche und sofern andere
Verkehrsteilnehmer:innen betroffen sind auch juristische Schuldsprüche,
aber das ist ein anderes Thema.
In einer Gemeinschaft bzw. Gesellschaft hat sich die Regelung des
Verschuldensprinzips eingebürgert und, ich würde sagen, einigermaßen
bewährt

Bei Alleinunfällen, wenn sie sich bestätigen, wird in der Regel ein
Verfahren gegen den Verursacher eingestellt. Aber das ist ein weites Feld.

Wenn Du dich mit dem Fahrrad "lang machst" zahlt Deine Krankenversicherung
die Behandlung der Unfallfolgen - wenn Du danach nicht mehr Arbeiten gehen
kannst wird es u.U. übel. Auch dafür gibt es in einer modernen
Gesellschaft Regelungen; nicht perfekt aber sicherlich besser als vor 200
Jahren
Post by Susanne Jäger
Dazu kommt noch, dass z.B. Kinder nicht alle Eventualitäten überblicken
können, ich möchte trotzdem, dass sie auch ohne permanente Überwachung
am Straßenverkehr teilnehmen können. Es gibt halt noch eine Menge
unfallbegünstigende Faktoren, die sich nicht unmittelbar mit
Regeleinhaltung vermeiden lassen, Tempo 50 innerhalb dicht besiedelter
Gebiete ist meist regelkonform, aber auch meist nicht menschengerecht,
weil Anhaltewege zu lang und Unfallfolgen zu groß werden.
Du gehörst hoffentlich nicht zu den Verkehrsteilnehmern, die ein Tempo-50-
Schild als Vorgabe sehen und alles unterhalb dieser Geschwindigkeit als
nicht regelkonform ansehen? Es ist ein Fehler, mit 50km/h zu fahren, wenn
man innerhalb des überschaubaren Bereichs nicht rechtzeitig anhalten kann.
Das gilt generell, auch da wo Tempo-100 gilt oder sogar wo keine
Geschwindigkeitsbegrenzung vorliegt. (Sichtfahrgebot, geringfügig
eingeschränkt auf der Autobahn)

Wenn Du Tempo-30 forderst, obwohl ein Verkehrsteilnehmer diese Strecke
üblicherweise für andere gefahrlos zurücklegen kann, darfst Du dich über
Gegenwehr nicht wundern. Der öffentliche Straßenverkehr dient dem
natürlichen Wunsch des Menschen nach Mobilität, unnötige Einschränkungen
zu fordern ist mindestens kontraproduktiv
Post by Susanne Jäger
Post by Karl Müller
Diese Vorschriften gelten für alle Verkehrsteilnehmer und nicht nur für
Nutzer eines Kraftfahrzeuges
Regeleinhaltung wird doch immer gerne von den Nutzern gefordert, deren
Verkehrsmittel man gerade *nicht* benutzt. Radfahrer vs. Fußgänger, Kfz
vs. Radfahrer usw. usw.

Dabei sind wir alle ein Team - jeder hält sich an die Regeln und damit
sind schon mal 95% möglicher Konflikte geregelt. Die restlichen 4,5% kann
man durch Rücksichtnahme regeln - 0,5% können schwierig werden, wenn man
auf eine Psychopathen trifft. Wer häufig Konflikte erlebt (> 10%) sollte
darüber nachdenken, ob er nicht eventuell zu psychopathischen Verhalten
neigt oder (bei > 30%) sogar ein ist
Post by Susanne Jäger
Wer hat etwas anderes behauptet? Ich nicht. Ich bin unbedingt dafür auch
Unfälle zwischen nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer:innen und sog
Alleinunfälle genau anzuschauen.
Anschauen alleine hilft nicht - man muss schon aktiv mithelfen
Post by Susanne Jäger
Post by Karl Müller
Natürlich muss jeder Verkehrsteilnehmer das Verhalten von anderen
beobachten und sich bei Hinweisen auf Mängel bezüglich Aufmerksamkeit
und Fahrzeugbeherrschung entsprechend Verhalten. Letztendlich kann aber
niemand garantieren das diese Mängel voll ausgeglichen werden können
und wenn es dann zum Unfall kommt ist der Wunsch nach Überleben und der
Vermeidung von schweren Verletzungen ehrenwert, allerdings kaum 100% zu
erfüllen
Machst du nie einen Fehler? Bist du nie unaufmerksam? Hast du noch nie
eine Kurve zu eng oder zu schnell genommen? Es sollte nicht passieren,
aber es passiert und es gibt Ecken an denen es immer wieder passiert, da
kann dann genaues Hinschauen und "fehlerverzeihende Infrastruktur" dabei
helfen Leben und Gesundheit zu erhalten. Niemand, der oder die sich
ernsthaft mit Verkehrssicherheitsarbeit beschäftigt denkt, dass sich
100% aller Unfälle vermeiden lassen. Aber deswegen das Kind mit dem Bade
auszuschütten und gar nichts zu tun ist m.E. halt auch eine blöde Idee.
Natürlich mache ich auch Fehler aber man lernt auch bei der Teilnahme am
Straßenverkehr dazu. Eine Kombination aus Fehlervermeidung und Erfahrung
dürfte ein gutes Rüstzeug gegen Unfälle sein. Toi toi toi

Bezüglich der Infrastruktur haben wir doch Spezialisten bis hin zu
Wissenschaftlern, denen wir Millionen, wenn nicht sogar Milliarden Euros
in die Hand geben, um Studien und Baupläne zu erstellen, die uns die
wunderbaren Radwege bescheren, bei denen beim Rechtsabbiegen von der
Fahrbahn wunderbar der Geradeausverkehr des Radwegs geschnitten wird - wer
so etwas konstruiert macht woanders sicherlich noch Besseres

Vielleicht sollte man einfach mal die Fahrbahndecken regelmäßig reparieren
damit man als Fahrzeugführer die eigentlich optimal angelegten
Fahrbahnverbindungen zügig nutzen kann. Aber dazu muss man wahrscheinlich
nicht nur das Geld in die Hand nehmen sondern vielleicht sogar ausgeben.
Aber das tut weh... (oder man merkt, das eigentlich kein Geld da ist)

mfg

Karl
Rolf Mantel
2025-02-24 09:02:48 UTC
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Post by Karl Müller
Post by Susanne Jäger
Post by Karl Müller
Den Einleitungssatz kann ich voll unterschreiben - wobei es sowieso
nicht verboten ist auch nach dem 60. Geburtstag mit dem Fahrrad zu
fahren
Großzügig.
So bin ich eben
Post by Susanne Jäger
Post by Karl Müller
Volle Aufmerksamkeit und volle Fahrzeugbeherrschung sind allerdings
zwingende Voraussetzung zur sicheren Teilnahme am öffentlichen
Straßenverkehr. Die entsprechenden Paragraphen der StVO solltest Du
kennen und verinnerlichen.
d'accord. Ich akzeptiere aber auch, dass Menschen Fehler machen und im
Idealfall enden solche Fehler nicht in der Klinik oder auf dem Friedhof.
Das Menschen Fehler machen gehört zum Menschen - das ist eine der
Eigenschaften, die Menschlichkeit ausmacht. Man sollte sich daran
gewöhnen, weil es keine anderen Menschen gibt
Genausowenig wie den 100%-Idealfall, kann man sich wünschen, den gibt es
aber nicht
Post by Susanne Jäger
Darum sollte es gehen, nicht um Schuldzuweisungen - na ja zumindest
meistens nicht, es gibt da sicher Grenzbereiche und sofern andere
Verkehrsteilnehmer:innen betroffen sind auch juristische Schuldsprüche,
aber das ist ein anderes Thema.
In einer Gemeinschaft bzw. Gesellschaft hat sich die Regelung des
Verschuldensprinzips eingebürgert und, ich würde sagen, einigermaßen
bewährt
Jein, die Abachaffung des Verschuldensprinzips bei der Ehescheidung war
wegweisend.
Post by Karl Müller
Wenn Du Tempo-30 forderst, obwohl ein Verkehrsteilnehmer diese Strecke
üblicherweise für andere gefahrlos zurücklegen kann, darfst Du dich über
Gegenwehr nicht wundern. Der öffentliche Straßenverkehr dient dem
natürlichen Wunsch des Menschen nach Mobilität, unnötige Einschränkungen
zu fordern ist mindestens kontraproduktiv
Die Worte "überlicherweise" und "unnötig" deuten auf eine subjektive
Einschätzung der Situation hin. Objektiv hilft eine im Stadtverkehr auf
30 km/h reduzierte Höchstgeschwindikeit, die Gefahr signifikant zu
reduzieren.

Die Abwägung zwischen der Anzahl der akzeptablen Verkehrstoten und dem
Recht, zügig durch die Stadt zu fahren, wird heute anders getroffen als
1990 und wurde 1990 anders getroffen als 1955 oder 1943.
Thomas_Schlueter
2025-02-24 12:04:33 UTC
Antworten
Permalink
Post by Rolf Mantel
Die Abwägung zwischen der Anzahl der akzeptablen Verkehrstoten und dem
Recht, zügig durch die Stadt zu fahren, wird heute anders getroffen als
1990 und wurde 1990 anders getroffen als 1955 oder 1943.
Apropos "Abwägung". Bevor man über den Nachteil von Maßnahmen nachdenkt,
ist in der Tat eine Abschätzung des Vorteils geboten. Fürs Fahrrad
stellt sich dabei heraus, dass im Jahr 2023 lediglich 68 der 446 tödlich
verunglückten Radfahrer innerorts und mit PKW-Beteiligung ums Leben
kamen. Nur 21 dieser Ereignisse waren in Großstädten. Dementsprechend
haben 75 von 82 deutschen Großstädten im Jahr 2023 entweder bereits
pauschal Fahrrad-PKW-Visionzero erreicht (62x) oder der eine tödliche
Fahrrad-PKW-Vorfall geschah, ohne dass Tempo 30 dagegen etwas
auszurichten vermocht hätte (13x), z.B. weil bereits entweder T30
angeordnet war, das KFZ wegen Ab-/Einbiegens zwangsläufig langsamer als
30 fahren musste, oder es stillstand (Dooring, Kollision mit Parker).

Erwähnt werden sollte auch, dass der letzte Radfahrer, der in einer der
deutschen Großstädte im Mischverkehr durch Engüberholen starb, im Juli
2017 in einer T30-Zone angefahren wurde.

Tom, mit dem üblichen Totschlagargument "Jeder Tote ist einer zuviel"
rechnend
Ralph Angenendt
2025-02-24 14:30:02 UTC
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Post by Thomas_Schlueter
Erwähnt werden sollte auch, dass der letzte Radfahrer, der in einer der
deutschen Großstädte im Mischverkehr durch Engüberholen starb, im Juli
2017 in einer T30-Zone angefahren wurde.
Tom, mit dem üblichen Totschlagargument "Jeder Tote ist einer zuviel"
rechnend
Es geht auch um Verletzte und die Schwere der Verletzungen.

Ralph
--
Wer Bitter Im Munde Hat, Kann Nicht Süßpricken
Thomas_Schlueter
2025-02-26 11:03:53 UTC
Antworten
Permalink
Post by Ralph Angenendt
Post by Thomas_Schlueter
Tom, mit dem üblichen Totschlagargument "Jeder Tote ist einer zuviel"
rechnend
Es geht auch um Verletzte und die Schwere der Verletzungen.
Moooment, nicht so schnell, das wäre erst der zweite Trumpf beim
Safety-Nanny-Skat gewesen. ;-)

Deutschland hatte in 2023 insgesamt 14.646 schwerverletzte Radfahrer.
Davon entfielen auf die Rubrik [innerorts & mit PKW-Gegner] 4.354. Das
Verhältnis bei schwerverletzten Radfahrern zwischen dem mildesten im
Krankenhaus stationär behandelten Schweregrad MAIS2 und
schwer_st_verletzten (umfasst Schweregrade MAIS3, 4 und 5; denn ab 6 =
"nicht überlebbar") ist über alle Fahrradunfälle etwa 4:1, so dass man
für [innerorts & mit PKW-Gegner] bundesweit mit jährlich rund 850
Schwer_st_verletzten MAIS 3+ rechnen kann*.

Davon ab gehen jetzt aber noch die vielen Fälle, wo
-heute schon T30 angeordnet ist
-der Unfallort an einer der Magistralen liegt, wo ausnahmsweise
weiterhin T50 gelten würde
-T50 gilt, aber der PKW situativ eh schon langsamer als 30 fährt
-T50 gilt, aber der PKW steht/hält/parkt/rangiert
-T50 gilt, aber der PKW-Führer erheblich schneller als 50 fährt und/oder
sich sonstwie kriminell über andere Vorschriften hinwegsetzt

Unter dem Strich bleibt wohl nur eine kleine dreistellige Anzahl ernster
MAIS3+ Fälle jährlich als T30-Potential übrig, und das auch nur dann,
wenn alle 2.057 deutschen Städte konsequent flächendeckend T30 einführen
sollten. Bezogen auf die einzelne Ortschaft liegt das zu erwartende
Sparpotential durch flächendeckend T30 je nach Einwohnerzahl irgendwo
zwischen "alle Jubeljahre einer" und einer Handvoll jährlich.

"MAIS3+" muss zudem auch noch nicht zwingend "für den Rest des Lebens
lallend an den Rollstuhl gefesselt" heißen. Vielmehr handelt es sich
auch dabei noch ganz überwiegend um Verletzungen, die im Allgemeinen
ohne bleibende Folgen überlebbar sind.

Quintessenz: das Potential der Regelverschräfung ist so klein, da würde
ich demgegenüber erstmal die Durchsetzung der jetzt schon gültigen
Beschränkungen favorisieren.

Tom

*) in den Niederlanden und anderen Ländern fängt die unfallstatistische
Einstufung als "schwerverletzt" (ohne "_st_") überhaupt erst ab MAIS3 an...
Chr. Maercker
2025-02-27 15:36:45 UTC
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Post by Thomas_Schlueter
Erwähnt werden sollte auch, dass der letzte Radfahrer, der in einer der
deutschen Großstädte im Mischverkehr durch Engüberholen starb, im Juli
2017 in einer T30-Zone angefahren wurde.
Das müsste die Radfahrerin in Magdeburg gewesen sein. Mir ist allerdings
nicht bekannt, dass in der Diesdorfer Str. wo der Unfall passierte,
Tempo 30 vorgeschrieben ist. Das ist eine Hauptstraße. Andererseits war
das Fahrtempo WIMRE nicht unfallursächlich.
Post by Thomas_Schlueter
Tom, mit dem üblichen Totschlagargument "Jeder Tote ist einer zuviel"
rechnend
Das stimmt zwar, nur sind Randwege dagegen keine Abhilfe.
--
CU Chr. Maercker.

RADWEGE sind TOD-SICHER! Schlaue Füchse fahren Fahrbahn.
Ralph Aichinger
2025-02-24 13:35:05 UTC
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Post by Rolf Mantel
Die Worte "überlicherweise" und "unnötig" deuten auf eine subjektive
Einschätzung der Situation hin. Objektiv hilft eine im Stadtverkehr auf
30 km/h reduzierte Höchstgeschwindikeit, die Gefahr signifikant zu
reduzieren.
Und es geht ja nicht nur um Gefahrenreduktion, mit niedrigerem Tempo
werden auch (wieder) andere Nutzungsformen der Straße möglich: Auf der
Straße spielen, oder auch mal mitten auf der Fahrbahn spazierengehen.

/ralph
Karl Müller
2025-02-24 15:23:55 UTC
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Post by Ralph Aichinger
Post by Rolf Mantel
Die Worte "überlicherweise" und "unnötig" deuten auf eine subjektive
Einschätzung der Situation hin. Objektiv hilft eine im Stadtverkehr
auf 30 km/h reduzierte Höchstgeschwindikeit, die Gefahr signifikant zu
reduzieren.
Und es geht ja nicht nur um Gefahrenreduktion, mit niedrigerem Tempo
werden auch (wieder) andere Nutzungsformen der Straße möglich: Auf der
Straße spielen, oder auch mal mitten auf der Fahrbahn spazierengehen.
Objektiv betrachtet dürfte durch ein Verbot von Fahrzeugen im öffentlichen
Straßenverkehr die Anzahl der Unfälle mit Fahrzeugen signifikant
reduzieren wenn nicht sogar auf Null herunterdrücken. Ob das Sinn macht
ist allerdings eine andere Frage

Selbstverständlich kann man den Nutzerkreis für Fahrbahnen erweitern.
Derzeit ist er zu Benutzung durch Fahrzeuge vorgesehen. Ob die von Dir
vorgeschlagene Erweiterung gesellschaftlich akzeptiert und dann durch
entsprechende Änderung der StVO umgesetzt wird warten wir am besten
einfach mal ab

mfg

Karl
Wolfgang Strobl
2025-02-26 07:50:40 UTC
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Am Mon, 24 Feb 2025 13:35:05 -0000 (UTC) schrieb Ralph Aichinger
Post by Ralph Aichinger
Post by Rolf Mantel
Die Worte "überlicherweise" und "unnötig" deuten auf eine subjektive
Einschätzung der Situation hin. Objektiv hilft eine im Stadtverkehr auf
30 km/h reduzierte Höchstgeschwindikeit, die Gefahr signifikant zu
reduzieren.
Und es geht ja nicht nur um Gefahrenreduktion, mit niedrigerem Tempo
werden auch (wieder) andere Nutzungsformen der Straße möglich: Auf der
Straße spielen, oder auch mal mitten auf der Fahrbahn spazierengehen.
Sehr richtig, wie wir aus langjähriger Erfahrung wissen. Wir wohnen in
einer Tempo-30-Zone und würden es durchaus begrüßen, wenn erstens Tempo
30 für Städte generell eingeführt würde, auch auf den Durchgangsstraßen,
und zweitens erst recht, wenn dieses Limit auch flächendeckend
durchgesetzt würde, notfalls mit technischen Mitteln.

Aaaaber ... ich bin ausdrücklich dagegen, ausgerechnet als Radfahrer mit
lächerlich falschen Argumenten dafür vorgeschoben zu werden und so als
Buhmann aufgebaut zu werden.

Diese dem Radverkehr abträgliche Wirkung beschränkt sich übrigens
durchaus nicht auf die Städte.

Die Vorstellung, überall dort, wo _nicht_ Tempo 30 gilt, müsse der
Radverkehr mit allen Mitteln von den Straßen bzw. den Fahrbahnen
ferngehalten werden, die ist leider ist weit verbreitet, absurderweise
eher noch in Kreisen, die sich irrtümlich für fortschrittlich und/oder
als Interessenvertretung von Radfahrenden verstehen bzw. diesen Eindruck
vermitteln wollen.

Insofern sollte jeder, der sich nicht als "Fußgänger auf Rollen"
versteht, sondern das Fahrrad weiterhin als ideales
Straßenverkehrsmittel und/oder Sportgerät nutzen möchte, sich explizit
dagegen wehren, auf diese Weise instrumentalisiert zu werden. Es gibt
reichlich Gründe für Tempo 30, Lärmschutz, Reduktion von Schadstoffen,
weniger Straßenverschleiß, gleichförmiger, besser fließender Verkehr,
was auch denen zugute kommt, die sich motorisiert fortbewegen.

Fazit: wer für Tempo 30 den Radverkehr vorschiebt, ist IMO faktisch ein
Gegner der Entschleunigung auf ein verträgliches Nivea.
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Ralph Aichinger
2025-02-26 14:56:28 UTC
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Post by Wolfgang Strobl
Aaaaber ... ich bin ausdrücklich dagegen, ausgerechnet als Radfahrer mit
lächerlich falschen Argumenten dafür vorgeschoben zu werden und so als
Buhmann aufgebaut zu werden.
Das sehe ich auch so, Tempo 30 ist für Fußgänger und Anwohner relevanter
als für Radfahrer.

Trotzdem: Auch wenn man Radfahrer nicht "vorschiebt", es geht nicht nur
um die Sicherheit, sondern auch um die Lebensqualität, darum wie sehr es
einen Ort verändert, wenn nicht dauernd Autos durchrasen.
Post by Wolfgang Strobl
Fazit: wer für Tempo 30 den Radverkehr vorschiebt, ist IMO faktisch ein
Gegner der Entschleunigung auf ein verträgliches Nivea.
Man kann *beides* wollen: Tempo 30 für Fußgänger, Anwohner, spielende
Kinder etc. und Tempo 30 für Radfahrer, für die es vielleicht weniger
wichtig, aber doch eben auch nützlich ist. Man muß gar nichts
vorschieben. *Mir* ist als Radfahrer Tempo 30 lieber als Tempo 50, keine
Frage.

/ralph
Wolfgang Strobl
2025-03-01 10:30:00 UTC
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Am Wed, 26 Feb 2025 14:56:28 -0000 (UTC) schrieb Ralph Aichinger
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Aaaaber ... ich bin ausdrücklich dagegen, ausgerechnet als Radfahrer mit
lächerlich falschen Argumenten dafür vorgeschoben zu werden und so als
Buhmann aufgebaut zu werden.
Das sehe ich auch so, Tempo 30 ist für Fußgänger und Anwohner relevanter
als für Radfahrer.
Yep. Tatsächlich ist es auch für den Autoverkehr überwiegend
förderlich, weil es eine bessere Nutzung von Straßen ermöglicht, indem
es den Vekehrsfluß verstetigt.
Post by Ralph Aichinger
Trotzdem: Auch wenn man Radfahrer nicht "vorschiebt", es geht nicht nur
um die Sicherheit, sondern auch um die Lebensqualität, darum wie sehr es
einen Ort verändert, wenn nicht dauernd Autos durchrasen.
Eben. Also hat man nicht den geringstene Grund, ausgerechnet die
Radfahrenden als Verkehrshindernisse aufzubauen. Sie sind es objektiv
nicht, auch wenn viele Radfahrenden so indoktriniert sind, dass sie sich
selber als Verkehrshindernis empfinden.

Selbst mir geht das manchmal so. Zwar fahre ich aus Prinzip kooperativ,
auch mit dem Fahrrad, aber ich habe mir abgewöhnen müssen, es damit zu
übertreiben. Es ist erstaunlich, wie schwer in manchen Fällen der
Reflex zu unterdrücken ist, "Platz zu machen", wo das weder von den
Verkehrsregeln geboten ist, noch fahrtaktisch sinnvoll.

Der Radverkehr ist aufgrund der Eigenschaften des Fahrzeugs verglichen
mit anderen Individualverkehrsmitteln nirgendwo Verkehrshindernis, wo
man eine Straße nicht bewußt daraufhin gestaltet hat, weder innerorts
noch außerhalb geschlossener Ortschaften. Ausgerechnet dort den
Radverkehr ins Spiel zu bringen, wo man viele Gründe hat, das Fahrtempo
auf 30 km/h zu beschränken, das ist sowohl objektiv als auch taktisch
eine ziemlich dumme Idee.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Fazit: wer für Tempo 30 den Radverkehr vorschiebt, ist IMO faktisch ein
Gegner der Entschleunigung auf ein verträgliches Nivea.
Man kann *beides* wollen: Tempo 30 für Fußgänger, Anwohner, spielende
Kinder etc. und Tempo 30 für Radfahrer, für die es vielleicht weniger
wichtig, aber doch eben auch nützlich ist.
Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich halte es für
falsch und abträglich, aus dem Radfahren eine Art Gesinnung zu machen,
für die dann gewisse identitätsstiftende Parolen eingefordert werden.

Es ist mir grundsätzlich völlig egal, ob sich jemand "als Radfahrer"
Tempo 30 wünscht oder nicht. Jedoch halte ich es für kontraproduktiv,
die Forderung nach Tempo 30 ausgerechnet auf Radfahrende zu fokussieren.
Es gibt reichlich belastbarere Gründe für Tempo 30 in Wohngebieten, von
denen du ja selber einige aufgezählt, als ausgerechnet den Radverkehr.

Wer Tempo 30 braucht, um Fahrrad zu fahren, braucht kein Tempo 30,
sondern eine Schulung. Ob das ein Training gegen Fahrangst ist, oder
schlicht eines, welches Fähigkeiten und Fertigkeiten verschafft, dies
angstfrei und fehlerfrei auch auf Straßen zu praktizieren, die auf 50,
70 oder 100 km/h limitiert sind, sei dahingestellt. Das hängt vom
Individuum ab.
Post by Ralph Aichinger
Man muß gar nichts
vorschieben. *Mir* ist als Radfahrer Tempo 30 lieber als Tempo 50, keine
Frage.
Dem kann ich mich so nicht anschließen. Sowohl auf meinem langjährigen
Arbeitsweg per Rad als auch bei den meisten der Radfahrten seit
Rentenbeginn hatte Tempo 30 einen vernachlässigbaren Anteil. Wir wohnen
in einer Tempo-30-Zone, aber es braucht nicht lange, diese per Rad zu
verlassen und die meisten Wege legen wir hier zu Fuß zurück.

Mehr noch, die Tempo-30-Bereiche gehörten zu den umständlicheren und auf
die Strecke bezogen vmtl. auch etwas gefährlichen Stücken. Das ist kein
Argument gegen Tempo 30, aber ein Grund, das Fahrrad hier aus dem Spiel
zu lassen.

Die erfreulichsten und längsten Streckenteile lagen außerhalb
geschlossener Ortschaften, mit Limits zwischen 70 km/h und 100 km/h.

Zwei Beispiele, nicht hierfür herausgesucht, sondern weil sie ich sie
bei anderer Gelegenheit mal mit Fotos illustriert hatte

2008, Arbeitsweg, 2x12 km
<https://www.mystrobl.de/ws/pluspora/plainpostings/20221218t1326-2008_02_13_die_fahrt_mit_dem_rad_zur_arbeit.html>

2024, Freizeitfahrt, 140 km
<https://www.mystrobl.de/ws/pluspora/plainpostings/20240701t0831-2024_06_28_bonn_aremberg_per_rennrad_140_kilometer_und_1857_h%C3%B6henm.html>
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Ralph Aichinger
2025-03-01 11:11:19 UTC
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Post by Wolfgang Strobl
Eben. Also hat man nicht den geringstene Grund, ausgerechnet die
Radfahrenden als Verkehrshindernisse aufzubauen.
?

Was soll das heißen? Argumentierst jetzt *du*, dass Radfahrer nicht
auf die Fahrbahn sollen, weil sie da "Hindernisse" wären bzw. als solche
aufgebaut werden?
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
Man kann *beides* wollen: Tempo 30 für Fußgänger, Anwohner, spielende
Kinder etc. und Tempo 30 für Radfahrer, für die es vielleicht weniger
wichtig, aber doch eben auch nützlich ist.
Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich halte es für
falsch und abträglich, aus dem Radfahren eine Art Gesinnung zu machen,
für die dann gewisse identitätsstiftende Parolen eingefordert werden.
Aber wer macht das? Ich nicht. Ich sage immer klar, dass ich mir
innerstädtisch Tempo 30, teilweise sogar Tempo 20 oder
Fußgängerzone/Schrittempo wünsche, und die Radfahrer sind ungefähr
das unwichtigste dabei. Aber es ist eben *auch* für mich in der Rolle
als Radfahrer angenehmer, wenn die Autos eingebremst werden.
Post by Wolfgang Strobl
Es ist mir grundsätzlich völlig egal, ob sich jemand "als Radfahrer"
Tempo 30 wünscht oder nicht.
Ich tu das aber. Ich wünsche mir Städte, in denen die Autos mit
Tempolimits, Pollern, Mautkameras, Halteverboten ... soweit
zurückgedrängt werden, dass sie zum Ausnahmeverkehrsmittel für die Fälle
in denen sie dringend nötig sind werden.

Und das hilft mir als Anwohner, Fußgänger, Radfahrer, Elternteil ...
Post by Wolfgang Strobl
Jedoch halte ich es für kontraproduktiv,
die Forderung nach Tempo 30 ausgerechnet auf Radfahrende zu fokussieren.
Ich tu das nicht.
Post by Wolfgang Strobl
Es gibt reichlich belastbarere Gründe für Tempo 30 in Wohngebieten, von
denen du ja selber einige aufgezählt, als ausgerechnet den Radverkehr.
Aber der Radverkehr ist eben *auch* ein Grund, wenn nicht der
wichtigste.
Post by Wolfgang Strobl
Wer Tempo 30 braucht, um Fahrrad zu fahren, braucht kein Tempo 30,
sondern eine Schulung.
Immer diese Schwarz-Weiß-Denke, immer dieses Aufbauen von Strohmännern.
Genauso wie ich zu Fuß lieber neben einer 30er-Straße, noch lieber in
einer Fußgängerzone gehe (weil es weniger gefährlich ist, weniger laut,
weniger stinkt, ich mich freier bewegen kann), geht es mir als Radfahrer
auch so. Nein, ich *brauche* nicht Tempo 30, aber ich fahre lieber dort
wo Tempo 30 (eventuell noch lieber Tempo 20) ist.
Post by Wolfgang Strobl
Ob das ein Training gegen Fahrangst ist, oder
schlicht eines, welches Fähigkeiten und Fertigkeiten verschafft, dies
angstfrei und fehlerfrei auch auf Straßen zu praktizieren, die auf 50,
70 oder 100 km/h limitiert sind, sei dahingestellt. Das hängt vom
Individuum ab.
Trotzdem sind die gefährlichen, lauten und stinkenden Blechkisten
unabhängig von "Angst" einfach unangenehm, sie senken die
Aufenthaltsqualität/Nutzungsqualität der Straße auch für Radfahrer.
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
vorschieben. *Mir* ist als Radfahrer Tempo 30 lieber als Tempo 50, keine
Frage.
Dem kann ich mich so nicht anschließen. Sowohl auf meinem langjährigen
Arbeitsweg per Rad als auch bei den meisten der Radfahrten seit
Rentenbeginn hatte Tempo 30 einen vernachlässigbaren Anteil. Wir wohnen
in einer Tempo-30-Zone, aber es braucht nicht lange, diese per Rad zu
verlassen und die meisten Wege legen wir hier zu Fuß zurück.
Mehr noch, die Tempo-30-Bereiche gehörten zu den umständlicheren und auf
die Strecke bezogen vmtl. auch etwas gefährlichen Stücken. Das ist kein
Argument gegen Tempo 30, aber ein Grund, das Fahrrad hier aus dem Spiel
zu lassen.
Aber das hat nicht ursächlich mit Tempo 30 zu tun, sondern damit, dass
Tempo 30 nur in nicht-Durchgangsstraßen ausgerufen wird. Wenn Tempo 30
auch auf höherrangigen Straßen verordnet wird, dann wird für den
Radfahrer nichts schlechter, aber vieles angenehmer.
Post by Wolfgang Strobl
Die erfreulichsten und längsten Streckenteile lagen außerhalb
geschlossener Ortschaften, mit Limits zwischen 70 km/h und 100 km/h.
Und würde man sie ceteris paribus auf 30 senken, und ein paar Radars
aufstellen, warum genau wär dir das als Radfahrer unangenehmer?

/ralph
Karl Müller
2025-03-01 12:50:40 UTC
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Post by Wolfgang Strobl
Eben. Also hat man nicht den geringstene Grund, ausgerechnet die
Radfahrenden als Verkehrshindernisse aufzubauen.
?
Was soll das heißen? Argumentierst jetzt *du*, dass Radfahrer nicht auf
die Fahrbahn sollen, weil sie da "Hindernisse" wären bzw. als solche
aufgebaut werden?
Objektiv betrachtet gehören Radfahrer mit zu den langsamsten Fahrzeugen
auf dem für die Nutzung von Fahrzeugen vorgesehene Fläche: die Fahrbahn

Fahrzeuge, die sich bewegen, sind keine Hindernisse sondern können
überholt werden. Je langsamer um so schneller ist der Überholvorgang
abgeschlossen (da kann eine 30 km/h-Begrenzung durchaus von Nachteil für
die Flüssigkeit des Verkehr sein)

[...]
Post by Wolfgang Strobl
Es ist mir grundsätzlich völlig egal, ob sich jemand "als Radfahrer"
Tempo 30 wünscht oder nicht.
Ich tu das aber. Ich wünsche mir Städte, in denen die Autos mit
Tempolimits, Pollern, Mautkameras, Halteverboten ... soweit
zurückgedrängt werden, dass sie zum Ausnahmeverkehrsmittel für die Fälle
in denen sie dringend nötig sind werden.
Deine Wünsche seien dir unbenommen - allerdings gibt es andere, die
Wünschen anderes. Wir mischen, stimmen ab und dann schauen wir mal wer
die Mehrheit hat
Und das hilft mir als Anwohner, Fußgänger, Radfahrer, Elternteil ...
Post by Wolfgang Strobl
Jedoch halte ich es für kontraproduktiv,
die Forderung nach Tempo 30 ausgerechnet auf Radfahrende zu
fokussieren.
Ich tu das nicht.
Andere wohl schon - jeder wie er mag
Post by Wolfgang Strobl
Es gibt reichlich belastbarere Gründe für Tempo 30 in Wohngebieten, von
denen du ja selber einige aufgezählt, als ausgerechnet den Radverkehr.
Aber der Radverkehr ist eben *auch* ein Grund, wenn nicht der
wichtigste.
Deine Meinung sei Dir unbenommen solange Du nicht darauf bestehst das nur
*Deine* Meinung die richtige wäre
Post by Wolfgang Strobl
Wer Tempo 30 braucht, um Fahrrad zu fahren, braucht kein Tempo 30,
sondern eine Schulung.
Immer diese Schwarz-Weiß-Denke, immer dieses Aufbauen von Strohmännern.
Genauso wie ich zu Fuß lieber neben einer 30er-Straße, noch lieber in
einer Fußgängerzone gehe (weil es weniger gefährlich ist, weniger laut,
weniger stinkt, ich mich freier bewegen kann), geht es mir als Radfahrer
auch so. Nein, ich *brauche* nicht Tempo 30, aber ich fahre lieber dort
wo Tempo 30 (eventuell noch lieber Tempo 20) ist.
Interessant - andere fahren lieber da, wo man zügig fahren kann. Z.B. auf
der Fahrbahn. Die Welt ist eben bunt
Post by Wolfgang Strobl
Ob das ein Training gegen Fahrangst ist, oder schlicht eines, welches
Fähigkeiten und Fertigkeiten verschafft, dies angstfrei und fehlerfrei
auch auf Straßen zu praktizieren, die auf 50, 70 oder 100 km/h
limitiert sind, sei dahingestellt. Das hängt vom Individuum ab.
Trotzdem sind die gefährlichen, lauten und stinkenden Blechkisten
unabhängig von "Angst" einfach unangenehm, sie senken die
Aufenthaltsqualität/Nutzungsqualität der Straße auch für Radfahrer.
Manch einer liebt sein Auto, andere lieben ihr Fahrrad und andere hassen
Autos und hassen Radfahrer - eine gespaltene Gesellschaft. Wir müssen doch
zusammenhalten...
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
vorschieben. *Mir* ist als Radfahrer Tempo 30 lieber als Tempo 50,
keine Frage.
Dem kann ich mich so nicht anschließen. Sowohl auf meinem langjährigen
Arbeitsweg per Rad als auch bei den meisten der Radfahrten seit
Rentenbeginn hatte Tempo 30 einen vernachlässigbaren Anteil. Wir
wohnen in einer Tempo-30-Zone, aber es braucht nicht lange, diese per
Rad zu verlassen und die meisten Wege legen wir hier zu Fuß zurück.
Mehr noch, die Tempo-30-Bereiche gehörten zu den umständlicheren und
auf die Strecke bezogen vmtl. auch etwas gefährlichen Stücken. Das ist
kein Argument gegen Tempo 30, aber ein Grund, das Fahrrad hier aus dem
Spiel zu lassen.
Aber das hat nicht ursächlich mit Tempo 30 zu tun, sondern damit, dass
Tempo 30 nur in nicht-Durchgangsstraßen ausgerufen wird. Wenn Tempo 30
auch auf höherrangigen Straßen verordnet wird, dann wird für den
Radfahrer nichts schlechter, aber vieles angenehmer.
Vor allem müssen sich Radfahrer dann auch an Tempo 30 halten - und
manchmal geht's schneller, das darf man dann aber nicht mehr :-(
Post by Wolfgang Strobl
Die erfreulichsten und längsten Streckenteile lagen außerhalb
geschlossener Ortschaften, mit Limits zwischen 70 km/h und 100 km/h.
Und würde man sie ceteris paribus auf 30 senken, und ein paar Radars
aufstellen, warum genau wär dir das als Radfahrer unangenehmer?
Weil auch Radfahrer Bußgeld bezahlen müssten wenn sie in der 30er-Zone zu
schnell fahren

mfg

Karl
Wolfgang Strobl
2025-03-01 15:42:36 UTC
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Am Sat, 1 Mar 2025 11:11:19 -0000 (UTC) schrieb Ralph Aichinger
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Eben. Also hat man nicht den geringstene Grund, ausgerechnet die
Radfahrenden als Verkehrshindernisse aufzubauen.
?
Was soll das heißen?
Das soll heißen, dass Fahrbahnfahren mit dem Rad nicht davon abhängig
ist, ob eine Straße ein Tempolimit von 30, 50, 70 oder 100 km/h hat. Es
laufen so schon genügend Bedenkenträger herum, die solche Märchen
erzählen. Man muß diesen Unsinn nicht auch noch selber verbreiten, indem
man sich in der Verkehrspolitik als Radfahrer für die Begründung von
Tempo 30 in den Vordergrund schiebt. Es gibt sehr viel bessere und insb.
_zutreffende_ Gründe für Tempo 30.
Post by Ralph Aichinger
Argumentierst jetzt *du*, dass Radfahrer nicht
auf die Fahrbahn sollen, weil sie da "Hindernisse" wären bzw. als solche
aufgebaut werden?
Nein, im Gegenteil. Wie kommst du auf die seltsame Idee? Ich
argumentiere _dagegen_, Radfahrende als Hindernisse auf der Fahrbahn zu
inszenieren, indem man unterstellt, Tempo 30 brauche man "wegen der
Radfahrer".
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
Man kann *beides* wollen: Tempo 30 für Fußgänger, Anwohner, spielende
Kinder etc. und Tempo 30 für Radfahrer, für die es vielleicht weniger
wichtig, aber doch eben auch nützlich ist.
Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt. Ich halte es für
falsch und abträglich, aus dem Radfahren eine Art Gesinnung zu machen,
für die dann gewisse identitätsstiftende Parolen eingefordert werden.
Aber wer macht das? Ich nicht. Ich sage immer klar, dass ich mir
innerstädtisch Tempo 30, teilweise sogar Tempo 20 oder
Fußgängerzone/Schrittempo wünsche, und die Radfahrer sind ungefähr
das unwichtigste dabei.
Fein. Dann muss ich deinen Satz "... und Tempo 30 für Radfahrer, für die
es vielleicht weniger wichtig, aber doch eben auch nützlich ist. Man muß
gar nichts vorschieben. *Mir* ist als Radfahrer Tempo 30 lieber als
Tempo 50, keine Frage" mißverstanden haben.

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: Mir ist unter dem Aspekt, wo
und wie ich Fahrrad fahren kann und Fahrrad fahren möchte, Tempo 30
völlig egal. Eine Begründung dafür habe ich geliefert.
Post by Ralph Aichinger
Aber es ist eben *auch* für mich in der Rolle
als Radfahrer angenehmer, wenn die Autos eingebremst werden.
Wie gesagt, ich halte nichts davon, Radfahrende als Verkehrshindernisse
zu inszenieren, egal ob das Schauspiel aktuell auf der Straße inszeniert
wird ("Wenn der Radfahrer da vor mir nicht im Wege wäre, hätte ich mehr
Zeit an der nächsten Ampel zu warten!"), oder ob das in irgendwelchen
Verkehrsplanungssitzungen stattfindet ("Wenn wir Radverkehr ohne einen
strassenbegleitenden Radweg zulassen wollen, brauchen wir ein
Tempolimit").

Und um mich diesbezüglich zu wiederholen:

| ... die Tempo-30-Bereiche gehörten zu den umständlicheren und auf
| die Strecke bezogen vmtl. auch etwas gefährlichen Stücken. Das ist kein
| Argument gegen Tempo 30, aber ein Grund, das Fahrrad hier aus dem Spiel
| zu lassen.
|
| Die erfreulichsten und längsten Streckenteile lagen außerhalb
| geschlossener Ortschaften, mit Limits zwischen 70 km/h und 100 km/h.

Das ist kein Argument gegen Tempo 30 innerorts, aber ein starkes
Argument dagegen, ausgerechnet das Radfahren als Grund für Tempo 30
vorzuschieben. Wer als erwachsener Radfahrer nicht zu der Sorte gehört,
die nur Kurzstrecken fährt, die er oder sie besser zu Fuß bewältigte
oder zu der Sorte, die bei Mäandern und Queren der Fahrbahn von
einseitigen Landstraßenradwege hochgradig gefährdet ist, für den ist
eine Fahrbahn mit Tempo 30 eine seltene Ausnahme. Und das wird auch kaum
ändern lassen.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Es ist mir grundsätzlich völlig egal, ob sich jemand "als Radfahrer"
Tempo 30 wünscht oder nicht.
Ich tu das aber. Ich wünsche mir Städte, in denen die Autos mit
Tempolimits, Pollern, Mautkameras, Halteverboten ... soweit
zurückgedrängt werden, dass sie zum Ausnahmeverkehrsmittel für die Fälle
in denen sie dringend nötig sind werden.
Früher haben wir Wunschzettel geschrieben und die ausgelegt, damit der
Weihnachtsmann sie finden kann.

In der bitteren Realität greift sich eine populistisch gefärbte
Verkehrspolitik von solchen Wunschzetteln zielsicher das heraus, was den
Autoverkehr fördert und den Radverkehr behindert.

Ich wünsche mir Städte, die nicht von Durchgangsstraßen durchzogen
werden, auf denen man nach Möglichkeit statt Tempo 50 Tempo 70 zulässt
und so oder so den Radverkehr ausperrt, weil man den ja nur dort sicher
Fahrrad fahren kann, wo Tempo 30 gilt.

Ich wünsche mir Verhältnisse, wo man z.B. auch in unserem Alter ohne
eigenes Auto problemlos mit zwei Fahrrädern und Gepäck für mehrere
Wochen verreisen kann. Leider sind die Verhältnisse aber nicht so und
wir werden sie voraussichtlich auch nicht mehr erleben.
Post by Ralph Aichinger
Und das hilft mir als Anwohner, Fußgänger, Radfahrer, Elternteil ...
Ich wünsche mir Verhältnisse, die _nicht_ dazu motivieren, sich statt
eines alten, leichten, benzinsparenden und sehr geräumigen Autos, das
die meiste Zeit nur herumsteht, ein schwereres und größeres Auto
anzuschaffen, das dann auch mehr gefahren wird, oder einen Kleinwagen,
der dann dafür genutzt wird, wofür vorher die Fahrrädern dienten.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Jedoch halte ich es für kontraproduktiv,
die Forderung nach Tempo 30 ausgerechnet auf Radfahrende zu fokussieren.
Ich tu das nicht.
Und ich versteht das nicht. Es ergibt keinen Sinn.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Es gibt reichlich belastbarere Gründe für Tempo 30 in Wohngebieten, von
denen du ja selber einige aufgezählt, als ausgerechnet den Radverkehr.
Aber der Radverkehr ist eben *auch* ein Grund, wenn nicht der
wichtigste.
Der Radverkehr ist überhaupt kein Grund, jedenfalls nicht mehr als die
Nutzung von Sandalen.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Wer Tempo 30 braucht, um Fahrrad zu fahren, braucht kein Tempo 30,
sondern eine Schulung.
Immer diese Schwarz-Weiß-Denke, immer dieses Aufbauen von Strohmännern.
Immer dieser Rückgriff auf Inkompetenz und Irrtümer, an denen
keinesfalls gerüttelt werden darf.
Post by Ralph Aichinger
Genauso wie ich zu Fuß lieber neben einer 30er-Straße, noch lieber in
einer Fußgängerzone gehe (weil es weniger gefährlich ist, weniger laut,
weniger stinkt, ich mich freier bewegen kann), geht es mir als Radfahrer
auch so. Nein, ich *brauche* nicht Tempo 30, aber ich fahre lieber dort
wo Tempo 30 (eventuell noch lieber Tempo 20) ist.
Was hat das denn mit dem Fahrrad zu tun? Wäre dir Tempo 50 oder Tempo 70
recht, wenn du im Rollstuhl dort unterwegs wärst? Oder mit Rollschuhen?
Welchen Grund gibt es, deine Fußbekleidung oder ein Fahrrad
hervorzuheben, wenn das Merkmal überhaupt keinen Unterschied macht?
Warum schreibst du nicht "Genau so wie ich als Mann lieber neben einer
30er-Straße, noch lieber in einer Fußgängerzone gehe"? Es wäre auch
zutreffend, aber nicht weniger absurd.

Seltsamerweise hört man solche Befindlichkeitseinwände nicht von Leuten,
die mit einem Moped (45 km/h-Limit) oder in einem Kabrio herumfahren.
Ich halte sie für eine Form von Projektion, auch Helfersyndrom genannt.

Sorry, wenn das jetzt etwas unhöflich klang, aber wenn es anders nicht
möglich ist, das Gemeinte verständlich zu machen ...

Diese Verwirrung könnte einem egal sein, hätte es nicht negative
Auswirkungen, wenn es darum geht, objektivierbare Interessen von
Radfahrenden zu vertreten. Wie etwa das Interesse, mit dem Fahrrad nicht
von der Nutzung einer vorhandenen Fahrbahn ausgeschlossen zu werden,
weil der Krach oder ein eingebildetes/vermeidbares Risiko
Befindlichkeitsstörungen auslöst.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Ob das ein Training gegen Fahrangst ist, oder
schlicht eines, welches Fähigkeiten und Fertigkeiten verschafft, dies
angstfrei und fehlerfrei auch auf Straßen zu praktizieren, die auf 50,
70 oder 100 km/h limitiert sind, sei dahingestellt. Das hängt vom
Individuum ab.
Trotzdem sind die gefährlichen, lauten und stinkenden Blechkisten
unabhängig von "Angst" einfach unangenehm, sie senken die
Aufenthaltsqualität/Nutzungsqualität der Straße auch für Radfahrer.
Ja danke. Eine blumige, emotionale und empörte Ausdrucksweise ist immer
hilfreich, wenn des darum geht, eine Diskussion zu versachlichen.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
vorschieben. *Mir* ist als Radfahrer Tempo 30 lieber als Tempo 50, keine
Frage.
Dem kann ich mich so nicht anschließen. Sowohl auf meinem langjährigen
Arbeitsweg per Rad als auch bei den meisten der Radfahrten seit
Rentenbeginn hatte Tempo 30 einen vernachlässigbaren Anteil. Wir wohnen
in einer Tempo-30-Zone, aber es braucht nicht lange, diese per Rad zu
verlassen und die meisten Wege legen wir hier zu Fuß zurück.
Mehr noch, die Tempo-30-Bereiche gehörten zu den umständlicheren und auf
die Strecke bezogen vmtl. auch etwas gefährlichen Stücken. Das ist kein
Argument gegen Tempo 30, aber ein Grund, das Fahrrad hier aus dem Spiel
zu lassen.
Aber das hat nicht ursächlich mit Tempo 30 zu tun, sondern damit, dass
Tempo 30 nur in nicht-Durchgangsstraßen ausgerufen wird. Wenn Tempo 30
auch auf höherrangigen Straßen verordnet wird, dann wird für den
Radfahrer nichts schlechter, aber vieles angenehmer.
Viel Glück damit, Tempo 30 auf Landstraßen durchzusetzen und vor allen
Dingen mit dem Versuch, das mit ausgerechnet dieser Begründung zu tun.
Ich für meinen Teil habe nicht vor, auf einen Erfolg zu warten. Dafür
bin ich zu alt und wäre es auch dann, wenn ich halb so alt wäre.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Die erfreulichsten und längsten Streckenteile lagen außerhalb
geschlossener Ortschaften, mit Limits zwischen 70 km/h und 100 km/h.
Und würde man sie ceteris paribus auf 30 senken, und ein paar Radars
aufstellen, warum genau wär dir das als Radfahrer unangenehmer?
Die Frage ist absurd, weil du genau so weißt wie ich, dass es dazu nicht
kommen wird.

Um dir aber eine Freude zu machen: in einer fiktiven alternativen Welt,
wären die Fahrten, mit denen ich in den Jahren ab 2018 die hiesige
Region per Rad erkundet habe, vmtl. recht teuer geworden, denn Tempo 30
habe da oft genug überschritten. In einer anderen Alternative, in der
sich muskelbetriebene Velomobile durchgesetzt hätten, würde man sich an
den Kopf fassen, wenn jemand die Forderung aufstellte, muskelbetriebene
Fahrzeuge, die 50 km/h fahren können, unter günstigen Umständen auch
schneller, auf 30 km/h zu beschränken.

Wobei man gar nicht mal eine alternative Welt bemühen muss - selbst ich
alter und schwacher Mensch war in den vergangenen Jahren recht häufig,
wenn auch nur kurz in der Lage, Tempo 60 bis an die 70 km/h zu
erreichen, mit einen stinknormalen Rennrad. Tempo 30 und mehr war
angesichts wechselnder Umstände in hügeligem Gelände (Gefälle,
Rückenwind) gar nicht mal selten. Mit einer Ausdauerleistung von 90 W
kann man 4%-Anstiege mit etwa 8 km/h hochkurbeln und dann mit knapp 50
km/h wieder abfahren.

Man muss keine TdF-Gewinner bemühen, um Amateursportler zu finden, die
in der Gruppe ziemlich lange Tempo 50 halten können. Auch das möchtest
du unterbinden, zum Wohle der Menschheit? Vielleicht habe ich deine
rhetorische Frage falsch verstanden?

In der Dystopie, auf die wir vielleicht zusteuern, wird man das
außerörtliche Tempolimit auf Landstraßen von 100 km/h auf 120 km/h
erhöhen, weil: warum nicht? Es wird ja niemand gefährdet, sobald alle
Radfahrenden und sonstigen langsamen Fahrzeuge auf Randwege vertrieben
sind und alle Autos nicht nur mit Spurhalte- und Abbiegeassistenten
ausgerüstet sind, sondern auch mit autonom agierenden Bremsassistenten,
die Auffahrunfälle sogar dann zuverlässig verhindern, wenn der Fahrer
einschläft. Ob das so stimmt, nur weil man es im Prospekt gelesen hat,
spielt genau so wenig eine Rolle wie das Zutreffen der Behauptung, dass
Radverkehr und Verkehr mit Kfz unverträglich seien, so lange man den
Kfzverkehr nicht samt und sonders auf das Tempo der langsamsten
Radfahrenden abgebremst hat.
--
Thank you for observing all safety precautions
Ralph Aichinger
2025-03-01 17:00:58 UTC
Antworten
Permalink
Post by Wolfgang Strobl
Wie gesagt, ich halte nichts davon, Radfahrende als Verkehrshindernisse
zu inszenieren, egal ob das Schauspiel aktuell auf der Straße inszeniert
wird ("Wenn der Radfahrer da vor mir nicht im Wege wäre, hätte ich mehr
Zeit an der nächsten Ampel zu warten!"), oder ob das in irgendwelchen
Verkehrsplanungssitzungen stattfindet ("Wenn wir Radverkehr ohne einen
strassenbegleitenden Radweg zulassen wollen, brauchen wir ein
Tempolimit").
Ich denke: In der Stadt (und da macht es wirklich einen Unterschied ob
Stadt oder irgendwo in der Pampa) brauchen wir ein niedriges Tempolimit. Nicht
spezifisch für die Radfahrer, sondern weil lebenswerte Städte und
schnell fahrende Autos sich weitgehend ausschließen. In der Stadt macht
es auch keinen Unterschied ob der Autofahrer "nur" 30 fahren darf, das
sind maximal ein paar Minuten pro Tag, das steht in keiner Relation zu
den Vorteilen (vor allem, dass die Städte lebenswerter werden).
Post by Wolfgang Strobl
Das ist kein Argument gegen Tempo 30 innerorts, aber ein starkes
Argument dagegen, ausgerechnet das Radfahren als Grund für Tempo 30
vorzuschieben.
Nochmal: Das mach ich nicht. Aber für Radfahrer ist Tempo 30 eben *auch*
angenehmer, genauso wie es für fast alle Nutzer der Straße, die nicht
zufällig in einer Blechdose sind, angenehmer ist.
Post by Wolfgang Strobl
Wer als erwachsener Radfahrer nicht zu der Sorte gehört,
die nur Kurzstrecken fährt, die er oder sie besser zu Fuß bewältigte
oder zu der Sorte, die bei Mäandern und Queren der Fahrbahn von
einseitigen Landstraßenradwege hochgradig gefährdet ist, für den ist
eine Fahrbahn mit Tempo 30 eine seltene Ausnahme. Und das wird auch kaum
ändern lassen.
Dieser Satz ergibt für mich keinen Sinn. Für mich ist Tempo 30 z.B.
keine seltene Ausnahme, einfach weil ich in einer 30er-Zone wohne. Ja,
ich fahre im Moment eher Kurzstrecken, aber auch bei längeren Strecken
hat man typischerweise oft an beiden "Enden" Tempo 30, und das ist voll
OK so.

Außerdem sind Kurzstreckenfahrten nix böses. Sogar Autofahrer fahren
meist Kurzstrecken.
Post by Wolfgang Strobl
Früher haben wir Wunschzettel geschrieben und die ausgelegt, damit der
Weihnachtsmann sie finden kann.
Man kann sich natürlich auch soweit an die autogerechte Stadt anpassen,
dass man sich nicht mal mehr was zu wünschen traut.
Post by Wolfgang Strobl
In der bitteren Realität greift sich eine populistisch gefärbte
Verkehrspolitik von solchen Wunschzetteln zielsicher das heraus, was den
Autoverkehr fördert und den Radverkehr behindert.
Nein, so klar ist das nicht. Je kleinräumiger man den Menschen die
Macht zu entscheiden gibt, desto eher drängen sie das Auto zurück.
Durchgangsverkehr ist immer nur dann populär, wenn er nicht das eigene
Stadtviertel, die Straße vor der Haustür betrifft.
Post by Wolfgang Strobl
Ich wünsche mir Städte, die nicht von Durchgangsstraßen durchzogen
werden, auf denen man nach Möglichkeit statt Tempo 50 Tempo 70 zulässt
Nein, die wünsche ich mir nicht. Ungeachtet des Nebensatzes der folgt.
Je weniger Tempo 70-Straßen es in einer Stadt gibt, desto besser.
Post by Wolfgang Strobl
Ich wünsche mir Verhältnisse, wo man z.B. auch in unserem Alter ohne
eigenes Auto problemlos mit zwei Fahrrädern und Gepäck für mehrere
Wochen verreisen kann.
Das wird jetzt warum durch Tempo 30 innerstädtisch erschwert?
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
Und das hilft mir als Anwohner, Fußgänger, Radfahrer, Elternteil ...
Ich wünsche mir Verhältnisse, die _nicht_ dazu motivieren, sich statt
eines alten, leichten, benzinsparenden und sehr geräumigen Autos, das
die meiste Zeit nur herumsteht, ein schwereres und größeres Auto
anzuschaffen, das dann auch mehr gefahren wird, oder einen Kleinwagen,
der dann dafür genutzt wird, wofür vorher die Fahrrädern dienten.
Was bringt dich auf die Idee, mit mehr Tempo 30 (oder höheren
Parkgebühren, oder mehr Pollern oder was auch immer) würde dem Vorschub
geleistet? Ich seh das nicht.

Alles was das Auto insgesamt zurückdrängt, macht auch das Rad wieder
attraktiver.
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
Ich tu das nicht.
Und ich versteht das nicht. Es ergibt keinen Sinn.
Warum gibt es keinen Sinn?
Post by Wolfgang Strobl
Der Radverkehr ist überhaupt kein Grund, jedenfalls nicht mehr als die
Nutzung von Sandalen.
Der Radverkehr ist nicht mehr Grund als der Fußgängerverkehr, richtig,
vermutlich sogar geringfügig weniger. Aber er ist eben *auch* ein Grund.
Jeder, der in der Stadt außerhalb einer Blechdose ist, hat Grund sich zu
wünschen, dass die Autos langsamer, leiser, weniger, kleiner werden.
Post by Wolfgang Strobl
Was hat das denn mit dem Fahrrad zu tun?
Nichts spezifisch mit dem Fahrrad, oder nur insoweit, als Leute auf
einem Fahrrad normalerweise nicht innerhalb eines Autos sind.
Post by Wolfgang Strobl
Wäre dir Tempo 50 oder Tempo 70
recht, wenn du im Rollstuhl dort unterwegs wärst?
Natürlich würde ich mir auch mit Rollstuhl Tempo 30 oder 20 wünschen.
Post by Wolfgang Strobl
Oder mit Rollschuhen?
Auch damit.
Post by Wolfgang Strobl
Welchen Grund gibt es, deine Fußbekleidung oder ein Fahrrad
hervorzuheben, wenn das Merkmal überhaupt keinen Unterschied macht?
Niemand hebt Radfahrer stärker hervor als Rollschuhläufer, Jogger,
Rollstuhlfahrer, Kinder mit Fußbällen, Omas mit Gehstöcken etc. Alle
diese Gruppen sind ungefähr gleich davon betroffen und profitieren
gleich von niedrigen Tempolimits in der Stadt.
Post by Wolfgang Strobl
Warum schreibst du nicht "Genau so wie ich als Mann lieber neben einer
30er-Straße, noch lieber in einer Fußgängerzone gehe"? Es wäre auch
zutreffend, aber nicht weniger absurd.
Es ist nicht absurd. Als Person außerhalb eines Autos will ich in der
Stadt niedrige Geschwindigkeiten. Es sind die Personen in den Autos
die höhere Tempolimits wollen. Omas mit Gehstöcken und Radfahrer sind
typischerweise außerhalb von Autos.
Post by Wolfgang Strobl
Seltsamerweise hört man solche Befindlichkeitseinwände nicht von Leuten,
die mit einem Moped (45 km/h-Limit) oder in einem Kabrio herumfahren.
Hängt eventuell damit zusammen, dass die selbst andere mit Lärm
terrorisieren, selbst andere gefährden, selbst stärker auf der Seite
der Täter, weniger der Opfer dieser Machtverteilung sind?
Post by Wolfgang Strobl
Ich halte sie für eine Form von Projektion, auch Helfersyndrom genannt.
?

Natürlich stellen diejenigen, die vom Status quo profitieren, diesen
nicht infrage. Es gibt auch wenige Milliardäre, die nach höheren
Vermögenssteuern rufen.

Die Cabriofahrer und sogar die Mofafahrer (mit ihrem zumindest bei
Verbrennungsmotor oft recht aggressiven und unangenehmen Fahrzeug) sind
Profiteure des derzeitigen Status Quo.
Post by Wolfgang Strobl
Diese Verwirrung könnte einem egal sein, hätte es nicht negative
Auswirkungen, wenn es darum geht, objektivierbare Interessen von
Radfahrenden zu vertreten. Wie etwa das Interesse, mit dem Fahrrad nicht
von der Nutzung einer vorhandenen Fahrbahn ausgeschlossen zu werden,
weil der Krach oder ein eingebildetes/vermeidbares Risiko
Befindlichkeitsstörungen auslöst.
Der Krach löst auch neben der Fahrbahn "Befindlichkeitsstörungen" aus.
Auch im Fenster 3m drüber, auch am Gehsteig oder beim Würstelstand
daneben.
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
Trotzdem sind die gefährlichen, lauten und stinkenden Blechkisten
unabhängig von "Angst" einfach unangenehm, sie senken die
Aufenthaltsqualität/Nutzungsqualität der Straße auch für Radfahrer.
Ja danke. Eine blumige, emotionale und empörte Ausdrucksweise ist immer
hilfreich, wenn des darum geht, eine Diskussion zu versachlichen.
OK, noch mal neutral: Höhere Geschwindigkeiten in der Stadt senken die
Lebensqualität, über gesundheitsschädlichen Lärm, Abgase, Feinstaub,
Gefahren, Platzverbrauch ...

Das ist völlig neutral formuliert, und du wirst mir doch in alldem
zustimmen, oder nicht?
Post by Wolfgang Strobl
Viel Glück damit, Tempo 30 auf Landstraßen durchzusetzen und vor allen
Dingen mit dem Versuch, das mit ausgerechnet dieser Begründung zu tun.
In der Stadt (und nur um diese geht es mir) gibt es eventuell auch
"Landstraßen" (für deren Erhaltung das Land und nicht der Bund zuständig
ist), aber ja, ich denke mittel- und langfristig sollten fast alle
höhere Tempolimits in der Stadt verschwinden. Zu wenig Unterschied macht
es zeitlich, zu viele Nachteile hat es für Nicht-Autofahrer.

Überland ist es ganz was anderes, da reden wir auch von anderen
Distanzen. In der Stadt gibt es keine wirklich lange Strecken. Die
Abwägung ist daher eine ganz andere. Während überland ein höheres Tempo
eventuell wirklich gerechtfertigt sein kann, gibt es innerstäditsch kaum
einen vernünftigen Grund dafür, als die Befindlichkeiten mancher
Autofahrer.
Post by Wolfgang Strobl
Ich für meinen Teil habe nicht vor, auf einen Erfolg zu warten. Dafür
bin ich zu alt und wäre es auch dann, wenn ich halb so alt wäre.
Die Bevorzugung des Autoverkehrs hat irgendwann in den 1920er-Jahren
begonnen. Damit sie weniger wird, werden noch mal 50-100 Jahre ins Land
ziehen, das werden wir beide nicht mehr erleben. Es wäre schön, zumindes
die Wendepunkte mitzuerleben.
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
Und würde man sie ceteris paribus auf 30 senken, und ein paar Radars
aufstellen, warum genau wär dir das als Radfahrer unangenehmer?
Die Frage ist absurd, weil du genau so weißt wie ich, dass es dazu nicht
kommen wird.
Als Gedankenexperiment?
Post by Wolfgang Strobl
Um dir aber eine Freude zu machen: in einer fiktiven alternativen Welt,
wären die Fahrten, mit denen ich in den Jahren ab 2018 die hiesige
Region per Rad erkundet habe, vmtl. recht teuer geworden, denn Tempo 30
habe da oft genug überschritten.
Das glaub ich dir sogar. Aber sicher nicht 30+Messtoleranz (keine
Ahnung, ab wann kriegen Autfahrer eine Strafe? 42? 45?) besonders oft
(wenn nicht gerade bergab).
Post by Wolfgang Strobl
In einer anderen Alternative, in der
sich muskelbetriebene Velomobile durchgesetzt hätten, würde man sich an
den Kopf fassen, wenn jemand die Forderung aufstellte, muskelbetriebene
Fahrzeuge, die 50 km/h fahren können, unter günstigen Umständen auch
schneller, auf 30 km/h zu beschränken.
Das ist kein echtes Problem, Und ja, Velomobile können das eventuell,
in der Stadt ist das auch für Veolomobile kein Problem.
Post by Wolfgang Strobl
Wobei man gar nicht mal eine alternative Welt bemühen muss - selbst ich
alter und schwacher Mensch war in den vergangenen Jahren recht häufig,
wenn auch nur kurz in der Lage, Tempo 60 bis an die 70 km/h zu
erreichen, mit einen stinknormalen Rennrad.
Ich bin auch öfter mal 70 mit dem Rennrad gefahren. Außerorts, bergab.
Nicht in der Stadt. Ich halte das innerstädtisch für kein echtes
Problem, und hab eher das Gefühl du "schiebst da was vor".
Post by Wolfgang Strobl
Tempo 30 und mehr war
angesichts wechselnder Umstände in hügeligem Gelände (Gefälle,
Rückenwind) gar nicht mal selten. Mit einer Ausdauerleistung von 90 W
kann man 4%-Anstiege mit etwa 8 km/h hochkurbeln und dann mit knapp 50
km/h wieder abfahren.
Klar kann man, muß man aber in der Stadt nicht. Ernsthaft.
Post by Wolfgang Strobl
Man muss keine TdF-Gewinner bemühen, um Amateursportler zu finden, die
in der Gruppe ziemlich lange Tempo 50 halten können. Auch das möchtest
du unterbinden, zum Wohle der Menschheit? Vielleicht habe ich deine
rhetorische Frage falsch verstanden?
Ich halte das "Problem" für an den Haaren herbeigezogen. Wenn Radfahrer
30-40 fahren können/dürfen, dann werden sie nicht nennenswert
eingebremst. Wirklich eingebremst werden Radfahrer in der Stadt nur von
Radwegen, mit 1m Kurvenradius, 60cm breit, unübersichtlich, alle 10m
durch Stufen und Ausfahrten unterbrochen. Aber das ist ein anderes
Thema. Durch Geschwindigkeitsbegrenzungen werden Radwege nicht mehr und
nicht weniger.

/ralph
Wolfgang Strobl
2025-03-06 09:17:28 UTC
Antworten
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Am Sat, 1 Mar 2025 17:00:58 -0000 (UTC) schrieb Ralph Aichinger
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Wie gesagt, ich halte nichts davon, Radfahrende als Verkehrshindernisse
zu inszenieren, egal ob das Schauspiel aktuell auf der Straße inszeniert
wird ("Wenn der Radfahrer da vor mir nicht im Wege wäre, hätte ich mehr
Zeit an der nächsten Ampel zu warten!"), oder ob das in irgendwelchen
Verkehrsplanungssitzungen stattfindet ("Wenn wir Radverkehr ohne einen
strassenbegleitenden Radweg zulassen wollen, brauchen wir ein
Tempolimit").
Ich denke: In der Stadt (und da macht es wirklich einen Unterschied ob
Stadt oder irgendwo in der Pampa) brauchen wir ein niedriges Tempolimit.
Wir drehen uns im Kreise. _Wir_ würden von einem niedrigeren Tempolimit
für den Kfzverkehr profitieren, für irgend eine Definition von "Wir".
Wir alle würden davon profitieren. Das "Wir" in der Formulierung
explizit auf Radfahrer zu beschränken ist unsinnig.

Gerade Radfahrende brauchen kein generelles Tempolimit von 30 km/h, weil
sie als Teilnehmer am fließenden Verkehr kaum Vorteile davon haben.
Viele oder besser gesagt, die meisten können oft eh nicht so schnell
fahren, manchmal aber auch schneller. Gefährdet sind Radfahrende nicht
im Längsverkehr, sondern weil und dort, wo man sie zum Queren zwingt.
Post by Ralph Aichinger
Nicht
spezifisch für die Radfahrer,
Eben. Nicht mehr und nicht weniger schrieb ich. Warum also die
Radfahrer vorschieben?
Post by Ralph Aichinger
sondern weil lebenswerte Städte und
schnell fahrende Autos sich weitgehend ausschließen. In der Stadt macht
es auch keinen Unterschied ob der Autofahrer "nur" 30 fahren darf, das
sind maximal ein paar Minuten pro Tag, das steht in keiner Relation zu
den Vorteilen (vor allem, dass die Städte lebenswerter werden).
Das spricht erst recht dafür, nicht ausgerechnet die Radfahrer
vorzuschieben, weil man sich nicht traut, den schnellen Autoverkehr zu
verlangsamen, dort, wo Menschen leben und herumlaufen. Wenn du
schreiben möchtest, dass der Autoverkehr dort, wo er sich längst selber
auf einen Schnitt von unter 30 km/h ausbremst, durch Tempo 30 nicht
behindert wird, sondern manchmal sogar davon profitiert - dann schreib'
das doch einfach so, statt den Radverkehr zu infantilisieren.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Das ist kein Argument gegen Tempo 30 innerorts, aber ein starkes
Argument dagegen, ausgerechnet das Radfahren als Grund für Tempo 30
vorzuschieben.
Nochmal: Das mach ich nicht. Aber für Radfahrer ist Tempo 30 eben *auch*
angenehmer, genauso wie es für fast alle Nutzer der Straße, die nicht
zufällig in einer Blechdose sind, angenehmer ist.
Es ist auch für Menschen im Rollstuhl, mit Krücken oder sonst einer
Gehbehinderung angenehmer und die profitieren von Tempo 30 eben *viel
mehr* als anderen Personengruppen. Warum also ausgerechnet diejenigen
vorschieben, welche regelmäßig von einer autofixierten Verkehrspolitik
als Feindbild aufgebaut werden?
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Wer als erwachsener Radfahrer nicht zu der Sorte gehört,
die nur Kurzstrecken fährt, die er oder sie besser zu Fuß bewältigte
oder zu der Sorte, die bei Mäandern und Queren der Fahrbahn von
einseitigen Landstraßenradwege hochgradig gefährdet ist, für den ist
eine Fahrbahn mit Tempo 30 eine seltene Ausnahme. Und das wird auch kaum
ändern lassen.
Dieser Satz ergibt für mich keinen Sinn. Für mich ist Tempo 30 z.B.
keine seltene Ausnahme, einfach weil ich in einer 30er-Zone wohne.
So wenig Fahrrad fährst du? Oder umfasst deine 30er-Zone hunderte
Quadratkilometer? Wir wohnen ebenfalls schon lange in so einer Zone -
wenn ich aber die anteilige Zeitspanne oder Distanz überschlage, die ich
in der Vergangenheit auf dem Fahrrad in Tempo-30-Zonen verbracht habe,
dann verschwindet das im Rauschen bzw. als Rundungsfehler. Das war in
der Zeit so, als ich mit dem Rad zur Arbeit fuhr und die Diskrepanz hat
sich seit der Rente eher noch vergrößert, denn so viele Tempo-30-Zonen
gibt es auf Landstrassen nicht.
Post by Ralph Aichinger
Ja,
ich fahre im Moment eher Kurzstrecken, aber auch bei längeren Strecken
hat man typischerweise oft an beiden "Enden" Tempo 30, und das ist voll
OK so.
Ok, wenn du auch dein Schlafzimmer als Teil deiner Tempo-30-Zone und
"als Radfahrer" siehst - dann beginne ich, deinen Ansatz zu verstehen.
Das heißt aber nicht, dass ich ihn nachvollziehen kann oder sogar
befürworte. Im Gegenteil, ich halte das "Radfahrersein" als
identitätsstiftende Eigenschaft für ausgesprochen abträglich, damit ist
schon viel Schaden angerichtet worden. Man ist nicht Radfahrer (oder
Radfahrerin), weil man alles und sich jederzeit "als Radfahrer" sieht
und das selbst dann, wenn man im Bett liegt oder Auto fährt. Das Fahrrad
ist ein Verkehrsmittel und man ist ist Radfahrer, wenn und so lange, wie
man es als solches nutzt, also zum Fahren.
Post by Ralph Aichinger
Außerdem sind Kurzstreckenfahrten nix böses. Sogar Autofahrer fahren
meist Kurzstrecken.
Auch die Einteilung der Welt in "die" und "wir" und demzufolge in gut
und böse ist ein Grund, warum ich diese Fixierung auf das Radfahren als
abgrenzendes und identitätsstiftendes Merkmal für abträglich halte.
Unklar ist mir allerdings, ob dein obiger Satz dieses unterstützt oder
oder Gegenteil ausdrückt.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Früher haben wir Wunschzettel geschrieben und die ausgelegt, damit der
Weihnachtsmann sie finden kann.
Man kann sich natürlich auch soweit an die autogerechte Stadt anpassen,
dass man sich nicht mal mehr was zu wünschen traut.
Ach was. Der erste Schritt, sich nicht an das Bild von der
"autogerechten Stadt" anzupassen, der besteht darin, sich von diesem
Narrativ zu trennen. Seine verschärfte Form ist als "copenhagenize"
oder als "niederländisches Vorbild" bekannt, d.h. als die Inszenierung
von großen innerstädtischen Fußgängerzonen als Fahrradbiotope,
insbesonderen von solchen, die von Städten im Flachland an der Küste,
die rundum von Autobahnringen oder der Küste begrenzt sind, wie von
Festungsmauern.

Das Fahrrad ist als leistungsfähiges Verkehrsmittel brauchbar und sehr
attraktiv, wenn man es nicht infantilisiert und künstlich beschränkt.
Diese Beschränkung ist populär und hat viele Formen - straßenbegleitende
und benutzungspflichtige Radwege sind nur eine davon. Ideologisch
Beschränkungen, wie etwa die, das Fahrrad nur als innerstädtisches
Verkehrsmittel überhaupt wahrzunehmen, wie es in vielen politischen
Texten, Befragungen und vermeintlich fahrradfreundlichen Artikeln, sind
so ubiquitär, dass der damit verbundene Bias kaum noch wahrgenommern
wird. Es macht sie nicht weniger wirksam, eher im Gegenteil.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
In der bitteren Realität greift sich eine populistisch gefärbte
Verkehrspolitik von solchen Wunschzetteln zielsicher das heraus, was den
Autoverkehr fördert und den Radverkehr behindert.
Nein, so klar ist das nicht.
Nein, so klar ist das nicht. Man muß schon genauer hinschauen. Meine
Rede.
Post by Ralph Aichinger
Je kleinräumiger man den Menschen die
Macht zu entscheiden gibt, desto eher drängen sie das Auto zurück.
"Not in my backyard".
Post by Ralph Aichinger
Durchgangsverkehr ist immer nur dann populär, wenn er nicht das eigene
Stadtviertel, die Straße vor der Haustür betrifft.
Aber was daran ist neu oder trägt wie zur aktuellen Debatte bei?
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Ich wünsche mir Städte, die nicht von Durchgangsstraßen durchzogen
werden, auf denen man nach Möglichkeit statt Tempo 50 Tempo 70 zulässt
Nein, die wünsche ich mir nicht. Ungeachtet des Nebensatzes der folgt.
Je weniger Tempo 70-Straßen es in einer Stadt gibt, desto besser.
Mehr davon ist aber leider auch eine der immer wieder beobachteten
Begleiterscheinungen, wenn Straßen partiell zurückgebaut werden, ohne
dass man den _fahrenden_ Autoverkehr tatsächlich eindämmt und reduziert.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Ich wünsche mir Verhältnisse, wo man z.B. auch in unserem Alter ohne
eigenes Auto problemlos mit zwei Fahrrädern und Gepäck für mehrere
Wochen verreisen kann.
Das wird jetzt warum durch Tempo 30 innerstädtisch erschwert?
Wo habe ich das behauptet?

Tempo 30 ist zumindest hierzustadt nur eine von mehreren Maßnahmen, die
als Behinderung des fließenden Autoverkehrs verstanden werden, obwohl
das faktisch so nicht zutrifft. Reduktion der Parkmöglichkeiten
jedenfalls dort, wo es auffällt, gehört auch dazu, siehe einen
parallelen Thread. Es ging darum, dass dieser Wunsch jetzt und in
absehbarer Zukunft nicht erfüllbar ist und es deswegen nicht hilfreich
ist, Anwohnerparken zu eliminieren und gleichzeitig mit
Kurzzeitparkplätzen fahrenden Autoverkehr in die Stadt zu locken. Wofür
man dann besagte schnell befahrbare Durchgangsstraßen braucht.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
Und das hilft mir als Anwohner, Fußgänger, Radfahrer, Elternteil ...
Ich wünsche mir Verhältnisse, die _nicht_ dazu motivieren, sich statt
eines alten, leichten, benzinsparenden und sehr geräumigen Autos, das
die meiste Zeit nur herumsteht, ein schwereres und größeres Auto
anzuschaffen, das dann auch mehr gefahren wird, oder einen Kleinwagen,
der dann dafür genutzt wird, wofür vorher die Fahrrädern dienten.
Was bringt dich auf die Idee, mit mehr Tempo 30 (oder höheren
Parkgebühren, oder mehr Pollern oder was auch immer) würde dem Vorschub
geleistet? Ich seh das nicht.
Das sehe ich. Da kann man nichts machen.
Post by Ralph Aichinger
Alles was das Auto insgesamt zurückdrängt, macht auch das Rad wieder
attraktiver.
Genau das ist der Denkfehler. So mancher Kölner Teller, so manche
mörderische Schwelle ist so entstanden. Wunschdenken gefolgt von
Augenzwinkern.

Es wäre schon viel gewonnnen, würden diejenigen, die in der
Verkehrspolitik das große Wort führen, etwas gegen ihre Fixierung auf
das Auto unernähmen.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Post by Ralph Aichinger
Ich tu das nicht.
Und ich versteht das nicht. Es ergibt keinen Sinn.
Warum gibt es keinen Sinn?
Das kann ich dir nicht beantworten. Du hast keine Begründung geliefert.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Der Radverkehr ist überhaupt kein Grund, jedenfalls nicht mehr als die
Nutzung von Sandalen.
Der Radverkehr ist nicht mehr Grund als der Fußgängerverkehr, richtig,
vermutlich sogar geringfügig weniger. Aber er ist eben *auch* ein Grund.
Nein. Warum schwache, leichtw widerlegbare Gründe anführen und sich so
unnötig angreifbar machen, wenn es überhaupt nicht nötig ist?
Post by Ralph Aichinger
Jeder, der in der Stadt außerhalb einer Blechdose ist, hat Grund sich zu
wünschen, dass die Autos langsamer, leiser, weniger, kleiner werden.
Nein. Nur weil die Leute nach deiner Ansicht Gründe haben müssten,
bedeute es nicht, dass sie sie auch haben. Und wenn doch, heisst es noch
lange nicht, dass sie diese auch artikulieren, wenn sie nicht "als
Radfahrer" oder "als Fußgänger", sondern "als Autofahrer" gefragt
werden. Dass Autofahrer, vor allem die im Stau, sich wünschen, dass
die anderen Autos weniger werden und dass sich jeder, der einen
Parkplatz sucht, sich in dem Moment ein kleineres Auto wünscht (und sich
eines solches zusätzlich kauft, wenn die Mittel dafür reichen), ist
keinen Neuigkeit.

Wunschdenken ist nicht hilfreich, auch nicht, wenn man es ritualisiert
vorträgt.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Was hat das denn mit dem Fahrrad zu tun?
Nichts spezifisch mit dem Fahrrad, oder nur insoweit, als Leute auf
einem Fahrrad normalerweise nicht innerhalb eines Autos sind.
Post by Wolfgang Strobl
Wäre dir Tempo 50 oder Tempo 70
recht, wenn du im Rollstuhl dort unterwegs wärst?
Natürlich würde ich mir auch mit Rollstuhl Tempo 30 oder 20 wünschen.
Post by Wolfgang Strobl
Oder mit Rollschuhen?
Auch damit.
Aber du erwähnst es nicht, weil wir hier in einer Fahrradgruppe sind?

Mich wundert, dass Briefmarkensammler so selten von Tempo 30 sprechen.
Oder Frisöre.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Welchen Grund gibt es, deine Fußbekleidung oder ein Fahrrad
hervorzuheben, wenn das Merkmal überhaupt keinen Unterschied macht?
Niemand hebt Radfahrer stärker hervor als Rollschuhläufer, Jogger,
Rollstuhlfahrer, Kinder mit Fußbällen, Omas mit Gehstöcken etc. Alle
diese Gruppen sind ungefähr gleich davon betroffen und profitieren
gleich von niedrigen Tempolimits in der Stadt.
Eben. Auch diejenigen, die mit dem Auto in die Stadt einfallen und in
der Kneipe an der Ecke ungestört ihr Bierchen trinken und sich
unterhalten wollen, profitieren von weniger Lärm und somit von Tempo 30.

Also gibt es keinen Grund, ausgerechnet das Fahrrad in den Vordergrund
zu schieben.
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Warum schreibst du nicht "Genau so wie ich als Mann lieber neben einer
30er-Straße, noch lieber in einer Fußgängerzone gehe"? Es wäre auch
zutreffend, aber nicht weniger absurd.
Es ist nicht absurd.
Wenn du das so siehst, auch "Genau so wie ich als Biertrinker lieber
..." ist nicht absurd. Jetzt frage dich, warum man das zwar gelegentlich
mal hört (ohne das "als Biertrinker" allerdings), in der Form aber nie?

Aber egal, wir kommen hier nicht weiter. Offenbar gibt es hier einen
blinden Fleck in der Wahrnehmung.
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Ralph Aichinger
2025-03-06 09:47:34 UTC
Antworten
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Post by Wolfgang Strobl
Mehr davon ist aber leider auch eine der immer wieder beobachteten
Begleiterscheinungen, wenn Straßen partiell zurückgebaut werden, ohne
dass man den _fahrenden_ Autoverkehr tatsächlich eindämmt und reduziert.
Nichts reduziert Autoverkehr so sehr wie der Rückbau von Straßen.

/ralph
Wolfgang Strobl
2025-03-09 09:33:18 UTC
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Permalink
Am Thu, 6 Mar 2025 09:47:34 -0000 (UTC) schrieb Ralph Aichinger
Post by Ralph Aichinger
Post by Wolfgang Strobl
Mehr davon ist aber leider auch eine der immer wieder beobachteten
Begleiterscheinungen, wenn Straßen partiell zurückgebaut werden, ohne
dass man den _fahrenden_ Autoverkehr tatsächlich eindämmt und reduziert.
Nichts reduziert Autoverkehr so sehr wie der Rückbau von Straßen.
Nichts reduziert den Fahrradverkehr so sehr wie der Rückbau von Straßen.

Es kommt auf auf das "wie" an.
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Sascha Dungs
2025-03-06 19:13:30 UTC
Antworten
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Post by Wolfgang Strobl
So wenig Fahrrad fährst du? Oder umfasst deine 30er-Zone hunderte
Quadratkilometer? Wir wohnen ebenfalls schon lange in so einer Zone -
wenn ich aber die anteilige Zeitspanne oder Distanz überschlage, die ich
in der Vergangenheit auf dem Fahrrad in Tempo-30-Zonen verbracht habe,
dann verschwindet das im Rauschen bzw. als Rundungsfehler.
Als jemand, der weit über 90% seiner Alltagsfahrradkilometer innerorts
absolviert, würde ich schätzen, dass mindestens 50% davon in T30 Zonen
stattfinden.

Beispielhaft habe ich mir meinen Arbeitsweg von vor einigen Jahren
nochmal angeschaut, den ich noch täglich gefahren bin, insgesamt 7.5km
pro Strecke. Da waren es die ersten 500m 30er Zone, dann kurz eine
größere Straße queren und in die nächste 30er, dort bis zur km-Marke 1.9
fahren, dann "normale" Straße bis km-Marke 3.3 und bis 4.3 wieder T30,
dann bis 5.8 "normal" und den Rest wieder T30...
--
Gruß, Sascha
Wolfgang Strobl
2025-03-09 10:58:09 UTC
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Am Thu, 6 Mar 2025 20:13:30 +0100 schrieb Sascha Dungs
Post by Sascha Dungs
Post by Wolfgang Strobl
So wenig Fahrrad fährst du? Oder umfasst deine 30er-Zone hunderte
Quadratkilometer? Wir wohnen ebenfalls schon lange in so einer Zone -
wenn ich aber die anteilige Zeitspanne oder Distanz überschlage, die ich
in der Vergangenheit auf dem Fahrrad in Tempo-30-Zonen verbracht habe,
dann verschwindet das im Rauschen bzw. als Rundungsfehler.
Als jemand, der weit über 90% seiner Alltagsfahrradkilometer innerorts
absolviert, würde ich schätzen, dass mindestens 50% davon in T30 Zonen
stattfinden.
Ja sicher. Wenn man nur in Tempo-30-Zonen radfährt, kann man schnell den
Eindruck gewinnen, Radverkehr finde nur oder zumindest überwiegend in
Tempo-30-Zonen statt. Und selbst in den (Einzel-)Fällen, in denen das
zutrifft, dürften die Strecken, die jenseits davon per Fahrrad bewältigt
werden können, wichtig sein, auch für die generelle Entscheidung für das
Fahrrad als Verkehrsmittel. Naturgemäß sind das eher die selteneren
Langstrecken, bisweilen aber auch einfach nur eher kurze Verbindungen,
z.B. zwischen zwei Ortschaften über eine Landstraße. Es gilt, dem
populär/populistischen Narrativ entgegenzutreten, welches da behauptet,
dass Radfahrer auf jeder Landstraße ohne Radweg mit ihrem Leben
spielten.

Der massive Ärger, den das verursacht, trifft vielleicht nicht jeden,
der radfährt, aber es trifft auf Dauer jeden irgendwann im Leben, der
sich nicht auf die Rolle als Torkelradfahrer in Schonräumen beschränkt.
Post by Sascha Dungs
Beispielhaft habe ich mir meinen Arbeitsweg von vor einigen Jahren
nochmal angeschaut, den ich noch täglich gefahren bin, insgesamt 7.5km
pro Strecke. Da waren es die ersten 500m 30er Zone, dann kurz eine
größere Straße queren und in die nächste 30er, dort bis zur km-Marke 1.9
fahren, dann "normale" Straße bis km-Marke 3.3 und bis 4.3 wieder T30,
dann bis 5.8 "normal" und den Rest wieder T30...
Mein letzter Arbeitsweg per Rad ist schon erheblich mehr als zehn Jahre
her, inzwischen sind weitere T30-Zonen entstanden, insofern ist es
schwierig, das genau zu rekonstruieren. Von den gut zwölf Kilometern
einfacher Strecke dürften aber selbst inzwischen erheblich weniger als
die Hälfte T30-Zone oder Tempo-30 sein und ein relevantes Stück des
Weges außerhalb geschlossener Ortschaften hat weiterhin zum Teil kein
Limit, zum Teil Tempo 70.

Tatsächlich gibt es viele Details meines lange zurückliegenden
Arbeitswegs, die ich noch deutlich erinnere. Tempo 30 oder nicht gehört
eher nicht dazu, jedenfalls nicht, wo es nicht mit Strassenumbauten
verbunden war, die Radfahrende mehr schikanieren als Autofahrer.

Aus Radfahrersicht erkenne ich einen Vorteil von Tempo-30-Zonen,
zumindest einen theoretischen: es ist so oder war mal so, dass diese
nicht mit Radwegen kombinierbar sind. Das erklärte beispielsweise,
warum man hier um die Ecke auf einer innerstädtischen Straße mit einer
anliegenden Schule lieber viel Geld für viele Tempo-30-Schilder ausgab
als sich auf wenige Zonenschilder zu beschränken. Bernd Sluka wird
wissen, ob die Regel immer noch gilt, aber der ist hier ja nicht mehr
vertreten und ich bin nicht interessiert genug, das zu recherchieren.

Um den Kontext wiederherzustellen: das da oben war eine Randbemerkung.

Es geht mir um folgendes:

Fahrbahnfahren mit dem Rad ist nicht davon abhängig, ob eine Straße ein
Tempolimit von 30, 50, 70 oder 100 km/h hat. Es laufen so schon genügend
Bedenkenträger herum, die solche Märchen erzählen. Man muß diesen Unsinn
nicht auch noch selber verbreiten, indem man sich in der Verkehrspolitik
als Radfahrer für die Begründung von Tempo 30 in den Vordergrund
schiebt. Es gibt sehr viel bessere und insb. _zutreffende_ Gründe für
Tempo 30.

Und ich möchte nicht mal einen Hauch des Eindruck fördern, man solle
bzw. müsse den Radverkehr unterdrücken/verdrängen, sofern man aus
irgendwelchen Gründen Tempo-30 nicht haben will oder nicht bekommen
kann.
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Sascha Dungs
2025-03-10 06:07:54 UTC
Antworten
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Post by Wolfgang Strobl
Am Thu, 6 Mar 2025 20:13:30 +0100 schrieb Sascha Dungs
Post by Sascha Dungs
Post by Wolfgang Strobl
So wenig Fahrrad fährst du? Oder umfasst deine 30er-Zone hunderte
Quadratkilometer? Wir wohnen ebenfalls schon lange in so einer Zone -
wenn ich aber die anteilige Zeitspanne oder Distanz überschlage, die ich
in der Vergangenheit auf dem Fahrrad in Tempo-30-Zonen verbracht habe,
dann verschwindet das im Rauschen bzw. als Rundungsfehler.
Als jemand, der weit über 90% seiner Alltagsfahrradkilometer innerorts
absolviert, würde ich schätzen, dass mindestens 50% davon in T30 Zonen
stattfinden.
Ja sicher. Wenn man nur in Tempo-30-Zonen radfährt, kann man schnell den
Eindruck gewinnen, Radverkehr finde nur oder zumindest überwiegend in
Tempo-30-Zonen statt.
Das habe ich nicht geschrieben und auch nicht gemeint.
Post by Wolfgang Strobl
Aus Radfahrersicht erkenne ich einen Vorteil von Tempo-30-Zonen,
zumindest einen theoretischen: es ist so oder war mal so, dass diese
nicht mit Radwegen kombinierbar sind.
Eben, durchaus einer meiner Gründe, mich öfter für Straßen in T30 Zonen
zu entscheiden, wenn ich die Wahl habe.
--
Gruß,
Sascha
Wolfgang Strobl
2025-03-24 07:25:04 UTC
Antworten
Permalink
Am Mon, 10 Mar 2025 07:07:54 +0100 schrieb Sascha Dungs
Post by Sascha Dungs
Post by Wolfgang Strobl
Am Thu, 6 Mar 2025 20:13:30 +0100 schrieb Sascha Dungs
Post by Sascha Dungs
Post by Wolfgang Strobl
So wenig Fahrrad fährst du? Oder umfasst deine 30er-Zone hunderte
Quadratkilometer? Wir wohnen ebenfalls schon lange in so einer Zone -
wenn ich aber die anteilige Zeitspanne oder Distanz überschlage, die ich
in der Vergangenheit auf dem Fahrrad in Tempo-30-Zonen verbracht habe,
dann verschwindet das im Rauschen bzw. als Rundungsfehler.
Als jemand, der weit über 90% seiner Alltagsfahrradkilometer innerorts
absolviert, würde ich schätzen, dass mindestens 50% davon in T30 Zonen
stattfinden.
Ja sicher. Wenn man nur in Tempo-30-Zonen radfährt, kann man schnell den
Eindruck gewinnen, Radverkehr finde nur oder zumindest überwiegend in
Tempo-30-Zonen statt.
Das habe ich nicht geschrieben und auch nicht gemeint.
Viele meinen oder verstehen das aber ungefähr so und ziehen dann
Schlüsse daraus, die ich für fehlerhaft halte und in der Tendenz
ablehne. Es ist eine eher triviale Erkenntnis, dass über alles in der
Verteilung die kurzen Wege überwiegen und dann das Tempo keine große
große Rolle spielt. Daraus nun den Schluss zu ziehen, dass es also
vornehmlich auf diese Wege ankäme, ist falsch, aber leider sehr
suggestiv. Es ist ein beliebtes Argument bei denen, die Ra(n)dwege und
generell die Verdrängung des Radverkehrs von den Verkehrsflächen
propagieren, die man benutzen will oder benutzen muss, wenn man weit und
schnell fahren möchte. Benutzen _muss_ insbesondere dann, wenn das
Fahrrad als nicht motorisiertes Verkehrsmittel nicht erlaubt,
Behinderungen und Umwege mühelos durch mehr Motorleistung zu
substituieren.

Argumente, die auf "für die wenigen Fahrten kann man doch "mit der Bahn
fahren/das Auto nehmen/sich mehr Zeit nehmen" hinauslaufen, sind über
das ganze politische Spektrum beliebt, aber irreführend.

Die Verkehrsmittelwahl funktioniert nicht so. Die Wahl eines
Verkehrsmittel erfordert Investitionen und erzeugt Zwänge, sie hat
mittel- und langfristige Konsequenzen.
Post by Sascha Dungs
Post by Wolfgang Strobl
Aus Radfahrersicht erkenne ich einen Vorteil von Tempo-30-Zonen,
zumindest einen theoretischen: es ist so oder war mal so, dass diese
nicht mit Radwegen kombinierbar sind.
Eben, durchaus einer meiner Gründe, mich öfter für Straßen in T30 Zonen
zu entscheiden, wenn ich die Wahl habe.
Es ist das kleinere Übel, sozusagen. Ich für meinen Teil ziehe es aber
vor, nicht vor diese Wahl gestellt zu werden: Pest oder Cholera, Radweg
oder Kölner Teller oder so etwas:

<https://maps.app.goo.gl/GS6BMeKM4A2qGWWe8>


Mir geht es spezifisch um den oben werwähnten und m.E. wichtigen Aspekt.
Für die Verkehrsmittelwahl sind nicht die Kurzstrecken entscheidend.
Ein, zwei Kilometer in der Fußgängerzone oder einer T30-Zone Radfahren
kann nahezu jeder. Fast jeder in Deutschland hat ein Fahrrad oder kann
sich für Kleingeld bei Bedarf eines mieten. Menschen, welche viele
ihrer Wege in T30-Zonen zurücklegen können, sind schon sehr viel
seltener und dann sind das i.d.R. sehr kurze Wege. Dass jemand auch
große Distanzen überwiegend oder ausschließlich in T30-Zonen zurücklegt,
ist eine extrem seltene Ausnahme.

Wer vorwiegend Kurzstrecken von 2-3 km fährt (z.B. in seiner T30-Zone),
weil das schneller und bequemer ist als Gehen, wer schon für die sechs
Kilometer ins Nachbardorf oder einen anderen Stadtteil das Auto oder den
Bus nimmt, weil das bequemer ist als Radfahren, der wird dafür ein
Fahrrad haben, welches nicht dazu motiviert, es für längere bzw.
schwierigere Strecken zu verwenden. Wer sich nach einem Jobwechsel oder
weil die Familie wächst ein neues Quartier suchen muss, wird dann eher
nach "verkehrsgünstig gelegen" (sprich: Autobahnzufahrt in der Nähe)
und Stellplatz/Garage für das Auto schauen und sich so in eine weitere
Abhängigkeit begeben.

Sicher gibt es Ausnahmen, dies ist eine Generalisierung. Jedoch ist dies
einer der Mechanismen, die erklären, warum der Bestand an Kfz immer noch
steigt, trotz vieler Jahrzehnte des Ausweisens von Fußgängerzonen,
T30-Zonen, straßenbegleitender Radwege und von "Radschnellwegen".


Für die Entscheidung, wie viel Aufmerksamkeit, Aufwand und schließlich
Geld man in ein Verkehrsmittel steckt, für die Wahl des
Individualverkersmittels generell sind also nicht die einfach
bewältigbaren wahlfreien oder Kurzstrecken entscheidend, sondern die
Langstrecken und die aus anderen Gründen anspruchsvollen Strecken, auch
wenn sie statistisch gesehen unbedeutend sind, von der Anzahl her
meistens, gelegentlich aber auch in der Summe.

Man kauft ein Auto aber auch als jemand, der mit dem Fahrrad durchaus
mehr als fußläufige Distanzen mit dem Rad bewältigen kann. Vielleicht,
um damit die zehn Kilometer zur Arbeit zu fahren. Vielleicht aber auch
nicht, weil das Auto bei der gegebenen "verkehrsgünstigen Lage" über die
Distanz deutlich schneller ist und weil es für noch längere Strecken eh'
ist. Etwa weil man damit einmal im Monat die 50 Kilometer entfernt
wohnende Tante besuchen kann.

Man kauft ein leichtes Reiserad mit ausgezeichnet angepasster Schaltung
und vielen Möglichkeiten für Gepäcktransport nicht, um damit die zehn
Kilometer ins Büro zu fahren, sondern um damit im Urlaub die die >100 km
pro Tag bewältigen zu können. Auch wenn das nicht an 200 Tagen im Jahr
stattfindet, sondern lediglich an den 14 Tagen, die man als Arbeitnehmer
realistischerweise im Sommer dafür zur Verfügung hat.

Und je nachdem, für welche der Alternativen dann die schwierigen Fälle
optimiert werden, ergibt sich dann oft ein "trickle down"-Effekt: wenn's
schon mal da ist, wird das leistungsfähige, aber etwas untergenutzte
Vrkehrsmittel dann auch verwendet, wenn es für den Zweck etwas
überdimensioniert ist.


Fazit: Man fördert den Radverkehr nicht, indem man die Fälle fördert, in
denen das Fahrrad so schon Selbstläufer ist und indem man gleichzeitg
die schwierigen Fälle - geografisch anspruchsvolle und lange Distanzen -
noch weiter behindert und so selbst diejenigen verjagt, die genügend
Motivation mitbringen, auch dafür ein Fahrrad zu verwenden. Politiker
fördern damit ihre Karriere, Vereine wie der ADFC (und inzwischen leider
auch der VCD) gewinnen so zahlende Mitglieder. Ob die viel und oft
Fahrrad fahren, ob die mehr Fahrrad fahren, wo die Alternative Fahrrad
oder motorisierte Verkehrsmittel ist, spielt in dem Kalkül keine Rolle.
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Thomas Heuving
2025-03-10 07:34:13 UTC
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Post by Sascha Dungs
Als jemand, der weit über 90% seiner Alltagsfahrradkilometer innerorts
absolviert, würde ich schätzen, dass mindestens 50% davon in T30 Zonen
stattfinden.
Bei meinem Weg von morgens 27 und abends 28 Kilometern quer durch
Berlin ist nicht eine T30-Zone dabei. Das ist wohl auch der
Normalfall, denn bei längeren Strecken sind die Hauptverkehrsstraßen
so gut wie immer die schnellste Verbindung und auf denen gilt nun
mal kein T30.

Tschüß
--
Thomas Heuving
Sascha Dungs
2025-03-12 15:19:15 UTC
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Post by Thomas Heuving
Bei meinem Weg von morgens 27 und abends 28 Kilometern quer durch
Berlin ist nicht eine T30-Zone dabei. Das ist wohl auch der
Normalfall, denn bei längeren Strecken sind die Hauptverkehrsstraßen
so gut wie immer die schnellste Verbindung und auf denen gilt nun
mal kein T30.
Für Berlin kann ich dazu nichts sagen...in München hat man auf
Hauptstraßen häufig ungünstige Ampelschaltungen kombiniert mit
benutzungspflichtigen Hochbordradwegen, da ist der - teilweise etwas
Planung erfordernde - Weg durch T30 Zonen bei mir häufig die schnellere
und deutlich entspanntere Variante.
--
Gruß, Sascha
Wolfgang Strobl
2025-03-24 07:07:10 UTC
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sAm Wed, 12 Mar 2025 16:19:15 +0100 schrieb Sascha Dungs
Post by Sascha Dungs
Post by Thomas Heuving
Bei meinem Weg von morgens 27 und abends 28 Kilometern quer durch
Berlin ist nicht eine T30-Zone dabei. Das ist wohl auch der
Normalfall, denn bei längeren Strecken sind die Hauptverkehrsstraßen
so gut wie immer die schnellste Verbindung und auf denen gilt nun
mal kein T30.
Für Berlin kann ich dazu nichts sagen...in München hat man auf
Hauptstraßen häufig ungünstige Ampelschaltungen kombiniert mit
benutzungspflichtigen Hochbordradwegen, da ist der - teilweise etwas
Planung erfordernde - Weg durch T30 Zonen bei mir häufig die schnellere
und deutlich entspanntere Variante.
Ich habe keinen Zweifel daran, dass so manche guten Verbindungen für
Radfahrende unattraktiv gemacht werden oder dass man deren Nutzung
kurzerhand verbietet. Das ist ja gerade das Problem!

Man tut es einfach, viele Leute, leider darunter auch Radfahrende
fördern und fordern es sogar. Gründe dafür gibt es einige, angefangen
mit Befindlichkeitsstörungen oder wenn die Leute als Autofahrer von der
Verdrängung des Radverkehrs zu profitieren glauben ("ich fahr ja auch
Rad, aber ..."). Nicht selten praktizieren sie bei der gelegentliche
Radfahrt auf einem Sonderweg dann auch genau das erratische Verhalten,
welches sie hinter der Windschutzscheibe sitzend so ausufernd
kritisieren: Seht her, möchte man jemanden wie mich wirklich vor sich
auf der Fahrbahn haben? Jenseits der schnell befahrbaren Strecken haben
sie Narrenfreiheit, jedenfalls glauben sie das.

Großstädte wie Berlin oder München haben ihre eigenen spezifischen
Probleme und unterscheiden sich verkehrsmäßíg von Mittel- und
Kleinstädten und ihrem Umfeld. Die Flächen in den und um die kleineren
Städte und Dörfer sowie das weniger verdichtete Umfeld der Großstädte
machen aber den größten Teil der Fläche von Deutschland aus und da
taugen die Rezepte aus Grossstädten nicht. In den Großstädten meist auch
nicht, aber das ist eben ein anderes Thema.

Radverkehr gibt auch dort bzw. ist auch dort möglich, wo die Zentren
klein und die Wege jenseits davon lang sind. Wo die Stadtkerne eher von
Geschäftsgebäuden und Büros als von Wohngebäuden geprägt sind und sich
T30-Zonen und Fußgängerzonen mühelos zu Fuß durchqueren lassen.
Unabhängig davon, ob sie als Fußgängerzonen dem Radverkehr eher im Wege
sind oder ob sie als T30-Zonen ebenfalls so gestaltet werden, dass
zügiges Befahren erschwert wird, auch mit dem Rad, die dicht bebauten
Zentren spielen flächen- und distanzmässig keine Rolle.

Konkret: dort, wo der Nahverkehr aus offensichtlichen Gründen schwerer
bzw. teurer zu realisieren ist und weniger genutzt und deswegen
ausgedünnt wird, da gibt es ein umfängliches Potential für die Nutzung
des Fahrrades für den Personentransport jenseits der fußläufigen
Distanzen.

Es gibt dieses Potential allerdings nicht, wenn durch Gegenmaßnahmen
seine Nutzung aktiv verhindert wird, etwa indem der Radverkehr auf einen
Flickenteppich von schmalen Rand- oder Umwegen verbannt wird, wo der
Kfzverkehr auf übersichtlichen Landstraßen ungehindert fährt und wo auch
für das bißchen Radverkehr genug Platz wäre. Das Letzte, was man hier
irgendwo haben möchte, ist so genannte "Fahrradinfrastruktur" in der
Form von Radwegen.


T30-Zonen und die so gerne als zum Radfahren zu bevorzugende Routen
benannten "ruhigen Nebenstraßen" hatte ich bevorzugt, als ich Mitte der
Achtziger anfing, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren - und mich anfangs im
ADFC für "bessere Radwege" engagagierte, weil die konkret benutzen
Randwege und Umwege über die so genannten "ruhigen Nebenstraßen" so
fürchterlich waren.

Es hat eine Weile gebraucht, mich von dieser Fixierung auf Um- und
Nebenwege zu lösen, die sonst jeder meidet, der nicht beliebig Zeit und
Aufmerksamkeit für Umwege und für unerwartete Hindernisse zur Verfügung
hat. Danach lief's zwar nicht gut, aber besser. Gut könnte es sein, wäre
die Nebenstraßen -und Randwegedoktrin nicht auch von entsprechenden
Zwängen begleitet.

Mein erstes diesbezügliches Aha-Erlebnis bestand darin, auf dem
Arbeitsweg von einem auf einem schmalen Bordsteinradstreifen fahrenden
Radfahrer angepfiffen zu werden, weil ich mich unterstanden hatte, auf
dem rechten von zwei Richtungsfahrstreifen der innerstädtischen
Durchgangsstraße an ihm vorbeizufahren. Das fand er empörend.

Das vorläufig letzte Erlebnis bestand darin, auf entsprechende Weise von
einem auf einem Gehweg mit "Radfahrer frei" recht rücksichtslos
fahrenden Radfahrer belehrt zu werden. Ich würde auf der Fahrbahn
fahrend "den Verkehr" aufhalten und solle besser "auf dem Radweg"
fahren. Danach wäre er fast eine Gruppe Fußgänger reingefahren, die da
sanden und die Fahrbahn queren wollten.

Man könnte auf eine Variante des Stockholm-Syndroms tippen, gäbe es
nicht das Phänomen, dass bei Abwesenheit von Radwegen manchmal auf der
Fahrbahn mit dem Fahrrad demonstrativ unkooperativ gefahren wird -
bisweilen von denselben Leuten.

Nach meinem Eindruck ist in manchen Großstädten das Verkehrsklima derart
vergiftet, dass sich auf Dauer jeder solche Verhaltensweisen aneignet.
Hier in der Region sind solche Verhaltensweisen glücklicherweise eine
seltene Ausnahme.

Ich kooperiere nach Möglichkeit, egal mit welchem Verkehrsmittel und
freue mich darüber, dass fast überall, wo ich unterwegs war, auch andere
Verkehrsteilnehmer einen kooperativen Verkehrsstil pflegen. Freilich
gibt es Stadtviertel und Flecken in der Region, in denen das nicht so
ist, aus Gründen, die ich mir nicht immer erklären kann. Die habe ich
weitgehend gemieden.
--
Thank you for observing all safety precautions
Sascha Dungs
2025-03-24 20:24:06 UTC
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Post by Wolfgang Strobl
Das vorläufig letzte Erlebnis bestand darin, auf entsprechende Weise von
einem auf einem Gehweg mit "Radfahrer frei" recht rücksichtslos
fahrenden Radfahrer belehrt zu werden. Ich würde auf der Fahrbahn
fahrend "den Verkehr" aufhalten und solle besser "auf dem Radweg"
fahren. Danach wäre er fast eine Gruppe Fußgänger reingefahren, die da
sanden und die Fahrbahn queren wollten.
Sowas in der Art hatte ich vor Jahren einmal in einer T30 Zone hier in
der Gegend. Da gibt es als Überbleibsel aus früheren Zeiten noch einen
Angebotsradweg, den ich selbstredend nicht benutze. Da wurde ich
seinerzeit von einem Fußgänger (!) angeredet, ich solle doch gefälligst
auf dem Radweg fahren. Zwar hat er zur Kenntnis genommen, dass ich da
auf der Fahrbahn fahren darf, aber er blieb bei der Ansicht, dass ich
das trotzdem nicht machen solle, aus Rücksichtnahme. Weiter ausgeführt
hat er das mit der amüsanten Begründung, Leute wie ich seien der Grund,
wieso ständig die Bußgelder erhöht würden...
--
Gruß, Sascha
Anton Ertl
2025-03-01 18:41:42 UTC
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Ich tu das aber. Ich wÌnsche mir StÀdte, in denen die Autos mit
Tempolimits, Pollern, Mautkameras, Halteverboten ... soweit
zurÌckgedrÀngt werden, dass sie zum Ausnahmeverkehrsmittel fÌr die FÀlle
in denen sie dringend nötig sind werden.
Gut und schoen, aber "als Radfahrer" finde ich Tempolimits hinderlich.

Da war z.B. die Favoritenstrasse bergab. Von der Rainergasse kommend
konnte ich mit 40-50km/h eine gruene Welle bis in die Gusshausstrasse
geniessen. Dann haben sie da Tempo 30 "ausgenommen Linienebusse"
ausgeschildert. Dann war's vorbei mit der gruenen Welle. Und dann
wurde noch ein Teil der Fahrbahn zu Parkplaetzen, und jetzt gibt's
dort meistens Stau, damit ist es sowieso damit vorbei.
Immer diese Schwarz-Weiß-Denke, immer dieses Aufbauen von StrohmÀnnern.
Genauso wie ich zu Fuß lieber neben einer 30er-Straße, noch lieber in
einer FußgÀngerzone gehe (weil es weniger gefÀhrlich ist, weniger laut,
weniger stinkt, ich mich freier bewegen kann), geht es mir als Radfahrer
auch so. Nein, ich *brauche* nicht Tempo 30, aber ich fahre lieber dort
wo Tempo 30 (eventuell noch lieber Tempo 20) ist.
Ich nicht. Ich finde Fussgaengerzonen als Radfahrer hinderlich, und
wenn Tempo 30 verordnet ist, gibt's zuviele Stellen, an denen ich da
ganz ohne Treten drueberkomme, und mit Treten noch viel mehr.
Trotzdem sind die gefÀhrlichen, lauten und stinkenden Blechkisten
unabhÀngig von "Angst" einfach unangenehm, sie senken die
AufenthaltsqualitÀt/NutzungsqualitÀt der Straße auch fÃŒr Radfahrer.
Mag sein, dann sollte man dagegen was tun. Tempo 30 fuer alle hilft
da nicht, das behindert Radfahrer auch.
Aber das hat nicht ursÀchlich mit Tempo 30 zu tun, sondern damit, dass
Tempo 30 nur in nicht-Durchgangsstraßen ausgerufen wird. Wenn Tempo 30
auch auf höherrangigen Straßen verordnet wird, dann wird fÃŒr den
Radfahrer nichts schlechter, aber vieles angenehmer.
Ich fahre vorwiegend auf hoeherrangigen Strassen. Davon sind einige
seit einiger Zeit auf Tempo 30 begrenzt, z.B. die Favoritenstrasse wie
oben genannt. Das hat diese Strassen fuer mich schlechter gemacht.

- anton
--
de.rec.fahrrad FAQ: http://0x1a.de/rec/fahrrad/
Radfahrer sollten vor oder hinter fahrenden Kfz fahren und nicht daneben.
Ist der Radverkehr erst separiert, diskriminiert man ihn voellig ungeniert.
Hans Crauel
2025-03-01 21:51:55 UTC
Antworten
Permalink
Anton Ertl schrieb
Post by Anton Ertl
Post by Ralph Aichinger
Ich tu das aber. Ich wünsche mir Städte, in denen die Autos mit
Tempolimits, Pollern, Mautkameras, Halteverboten ... soweit
zurückgedrängt werden, dass sie zum Ausnahmeverkehrsmittel für die Fälle
in denen sie dringend nötig sind werden.
Gut und schoen, aber "als Radfahrer" finde ich Tempolimits hinderlich.
Es ist gängige Praxis, die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit
(vulgo "Tempolimit") für bestimmte Fahrzeugarten einzuschränken.
In de etwa 80 km/h auf Autobahnen und 60 km/h außerorts für Lkw,
oder auf Autobahnen 60 km/h für Krafträder mit Anhänger usw.

Gültigkeit eines Tempolimits nur für Kfz ist ebenso sinnvoll wie
straßenverkehrsrechtlich möglich.
Post by Anton Ertl
Da war z.B. die Favoritenstrasse bergab. Von der Rainergasse kommend
konnte ich mit 40-50km/h eine gruene Welle bis in die Gusshausstrasse
geniessen. Dann haben sie da Tempo 30 "ausgenommen Linienebusse"
ausgeschildert. Dann war's vorbei mit der gruenen Welle.
Das wiederum liegt daran, dass die Ampelschaltung in der Folge nicht
angepasst worden ist. Könnte mit einer Rückfrage behebbar sein.
Wie läuft es in der anderen Richtung?
Post by Anton Ertl
Und dann wurde noch ein Teil der Fahrbahn zu Parkplaetzen, und
jetzt gibt's dort meistens Stau, damit ist es sowieso damit vorbei.
Parken im öffentlichen Raum macht Probleme, ja.

Hans
Wolfgang Strobl
2025-03-09 12:21:41 UTC
Antworten
Permalink
Am Sat, 1 Mar 2025 21:51:55 -0000 (UTC) schrieb Hans Crauel
Post by Hans Crauel
Anton Ertl schrieb
Post by Anton Ertl
Post by Ralph Aichinger
Ich tu das aber. Ich wünsche mir Städte, in denen die Autos mit
Tempolimits, Pollern, Mautkameras, Halteverboten ... soweit
zurückgedrängt werden, dass sie zum Ausnahmeverkehrsmittel für die Fälle
in denen sie dringend nötig sind werden.
Gut und schoen, aber "als Radfahrer" finde ich Tempolimits hinderlich.
Es ist gängige Praxis, die maximal zulässige Höchstgeschwindigkeit
(vulgo "Tempolimit") für bestimmte Fahrzeugarten einzuschränken.
Für Fahrräder typischerweise nicht, etwa in geschlossenen Ortschaften.
Man war sich dabei offenbar bewußt, dass Fahrräder sehr unterschiedlich
schnell gefahren werden, die Einschränkung auf dem Muskelmotor das
Risiko aber auf natürliche Weise begrenzt. Folgerichtig sind
Pseudofahrräder wie Pedelec dadurch charakterisiert, dass sie ab 25 km/h
den Motor komplett abschalten müssen, ohne dass damit ein Tempolimit von
25 km/h verbunden wäre. Man ging offenbar realistischerweise davon
aus, dass Pedelecfahrer i.A. die 25 km/h nicht nennenswert überschreiten
und hat diejenigen als irrelevant abgetan, die den Motor hügelaufwärts
nutzen, um hügelabwärts und rollenderweise zu rasen.

Auf der anderen Seite gelten explizite ausgeschilderte Tempolimits wie
Tempo 30 unbedingt und auch für Fahrräder. Auch das ist insofern
folgerichtig.
Post by Hans Crauel
In de etwa 80 km/h auf Autobahnen und 60 km/h außerorts für Lkw,
oder auf Autobahnen 60 km/h für Krafträder mit Anhänger usw.
Einschränkungen aufgrund technisch bedingter Risiken spezieller
Fahrzeuge, wie etwaige Stabilitätsprobleme bei Anhängern an schnell
gefahrenen Motorrädern oder Wohnanhängern an Pkw, oder extreme Risiken
wie bei extrem schweren Kraftfahrzeugen (40-Tonner vs. 1-2-Tonner) sind
eine andere Baustelle.
Post by Hans Crauel
Gültigkeit eines Tempolimits nur für Kfz ist ebenso sinnvoll wie
straßenverkehrsrechtlich möglich.
Sicher, es ist genau so möglich wie eine angemessene Behandlung des
unmotorisierten Radverkehrs, also Verzicht auf benutzungspflichtige
straßenbegleitende Radwege oder andere ensprechende Regeln, die den
Radverkehr in Schutzhaft nehmen.

Es gibt übrigens inzwischen "Pedelec", die mit

| Keine Versicherung,
| keine Steuer, keine HU
| & kein Führerschein.
| Bis zu 100 km Reichweite
| bei 500kg Beladung

<https://www.vowag.de/>

beworben werden. Genau so einem Teil möchte man gerne einem auf einem
bidirektionalen schmalen Radweg entgegenkommen, in einem 6%igen Gefälle.
Könnte mir heutzutage auf meinem seinerzeitigen Arbeitsweg passieren,
bzw. hätte mir damals passieren können, wenn ich den nicht damals schon
gemieden hätte, weil (u.a.) nebeneinander gerittene Pferde so viel
ungefährlicher auch nicht sind. Tempo 30 ist in dem Zusammenhang nicht
hilfreich.


Anders als Anton habe ich mich innerorts mit dem Fahrrad selten durch
Tempo 30 behindert gefühlt, was vielleicht mit daran liegt, dass ich es
schlicht ignoriert habe, oder besser gesagt, ausgeblendet. In dem
Sinne, dass ich auf die Streckeneigenschaften konzentriert hatte, die
für mein Fortkommen und meine Sicherheit relevant waren. Außerdem
interessiert sich auch bei Radfahrern kaum jemand dafür, ob knapp 35
oder 40 statt 30 km/h gefahren wird.

Aber ich kann mir durchaus Situationen vorstellen, wo es Radfahrer
merklich behindert und mehr behindert als die Nutzer von Kfz. Leichtes
Gefälle, in dem man sich rollenderweise oder mit etwa Mittreten bei über
30 km/h von vorherigen Anstieg etwas erholen und auch wieder etwas Zeit
aufholen kann, ist beispielsweise so ein Fall, den ich von meinen
vielen Überlandfahrtene seit Renteneintritt in Erinnerung habe. Tempo
30 wären da genau so eine Belästigung, wie es die üblichen
straßenbegleitenden Radwege sind, wenn man sie nutzt. Angenehmerweise
hatte ich ab Renteneintritt die Freiheit, meine Touren durch die Region
überwiegend so zu gestalten, dass dergleichen vermeidbar war.
Post by Hans Crauel
Post by Anton Ertl
Da war z.B. die Favoritenstrasse bergab. Von der Rainergasse kommend
konnte ich mit 40-50km/h eine gruene Welle bis in die Gusshausstrasse
geniessen. Dann haben sie da Tempo 30 "ausgenommen Linienebusse"
ausgeschildert. Dann war's vorbei mit der gruenen Welle.
Das wiederum liegt daran, dass die Ampelschaltung in der Folge nicht
angepasst worden ist.
Der Einwand ist auf dem Niveau von "wärst du einen Tag früher gefahren,
wäre der Unfall wahrscheinlich nicht passiert". :)
Post by Hans Crauel
Könnte mit einer Rückfrage behebbar sein.
Könnte eine Variation von "keep the customer busy" sein. Ich ziehe
Verkehrsverhältnisse vor, bei denen ich _nicht_ damit beschäftigt werde,
Eingaben zu machen, die bestenfalls die gröbsten Schnitzer irgendwann zu
beseitigen helfen, so dass es in der allgemeinen Wahrnehmung so
aussieht, als ob "etwas getan" würde, ohne das sich im Wesentlichen
etwas verbessert, oder gar für einen persönlich.

Abgesehen davon habe ich eingesehen, als jemand, der das Fahrrad als
leistungsfähiges Verkehrsmittel nutzen möchte, das Mitglied einer
Minderheit zu sein. So viele Eingaben kann man gar nicht schreiben, als
dass diese überhaupt auffallen, auf dem Haufen, auf dem die Eingaben
zugunsten von Radwegen landen. Wer öffentlich Wirkung zeigen will, tut
das primär, indem er oder sie das Fahrrad als Verkehrsmittel nutzt und
das zügig und selbstbewußt. Gremienarbeit im Verborgenen mag vielleicht
funktionieren, wenn man beruflich und persönlich in einer Situation ist,
die das zuläßt.

Kurz gesagt: wer Zeit und Gelegenheit hat, soll sich nicht abhalten
lassen, vorschlagen würde ich es kaum.
Post by Hans Crauel
Wie läuft es in der anderen Richtung?
Was nützt das dem, der in _dieser_ Richtung fährt?
Post by Hans Crauel
Post by Anton Ertl
Und dann wurde noch ein Teil der Fahrbahn zu Parkplaetzen, und
jetzt gibt's dort meistens Stau, damit ist es sowieso damit vorbei.
Parken im öffentlichen Raum macht Probleme, ja.
Nicht immer. Ich hab's schon gelegentlich beschrieben: eine
innerstädtische, so genannte Hauptstraße auf meinem Arbeitsweg konnte
ich mit der Fahrrad erstaunlich schnell bewältigen, _weil_ dort
stückweise rechts oder links auf der Fahrbahn geparkt wurde. Diese
"natürlichen" Verkehrshindernisse behinderten mit dem kurzen und
schlanken Fahrrad kaum, sorgten aber auch ohne Tempo 30 für eine
verhaltene Fahrweise beim Autoverkehr. Eine Lücke, in die man mit dem
Rad einscheren kann, findet sich in Pulks von einer Handvoll Autos fast
immer, man muss seltener Warten und kann schneller wieder losfahren, im
Vergleich zu Autos.

Es kommt auf Details an und das hier hat mit Tempo 30 wenig zu tun.
Tempo 30 sehe ich insb. dort als problemerzeugend für den Radverkehr, wo
es nicht funktioniert ("angenommen wird") und dann mangels wirksamer
Kontrollen mit baulichen Maßnahmen erzwungen werden soll, die Radverkehr
eher behindern als den Kfzverkerh und manchmal sogar gefährden. Ich
denke da z.B. an solche Konstrukte:

<https://maps.app.goo.gl/GS6BMeKM4A2qGWWe8>

Übrigens eine Tempo-30-Zone.

<https://maps.app.goo.gl/HrGkU34JuTpRcm9H7>
--
Thank you for observing all safety precautions
Karl Müller
2025-02-24 15:19:55 UTC
Antworten
Permalink
[...]
Post by Rolf Mantel
Jein, die Abachaffung des Verschuldensprinzips bei der Ehescheidung war
wegweisend.
Welche Partei fordert denn die Ersetzung des Verschuldenprinzips durch das
Zerrüttungsprinzips auf Verkehrsunfälle?

Ein interessantes Ansatz - vielleicht kann ein zukünftiger Volljurist mal
eine Doktorarbeit darüber schreiben
Post by Rolf Mantel
Post by Karl Müller
Wenn Du Tempo-30 forderst, obwohl ein Verkehrsteilnehmer diese Strecke
üblicherweise für andere gefahrlos zurücklegen kann, darfst Du dich
über Gegenwehr nicht wundern. Der öffentliche Straßenverkehr dient dem
natürlichen Wunsch des Menschen nach Mobilität, unnötige
Einschränkungen zu fordern ist mindestens kontraproduktiv
Die Worte "überlicherweise" und "unnötig" deuten auf eine subjektive
Einschätzung der Situation hin. Objektiv hilft eine im Stadtverkehr auf
30 km/h reduzierte Höchstgeschwindikeit, die Gefahr signifikant zu
reduzieren.
"Überlichweise" in diesem Zusammenhang bedeutet "ausgebildeter/erwachsener
Verkehrsteilnehmer" mit, wenn erforderlich, entsprechendem erfolgreichen
Prüfungsnachweis. Weitere objektive Kriterien kann man sicherlich noch
hinzufügen.

Und objektiv betrachtet dürfte eine Reduzierung die Gefahr nicht
reduzieren, wenn überhaupt keine Gefahr vorliegt

Keine Gefahr[1] -> was willst Du reduzieren?

Wir sollten darin übereinstimmen, das unnötige Einschränkungen unnötig
sind - oder?
Post by Rolf Mantel
Die Abwägung zwischen der Anzahl der akzeptablen Verkehrstoten und dem
Recht, zügig durch die Stadt zu fahren, wird heute anders getroffen als
1990 und wurde 1990 anders getroffen als 1955 oder 1943.
Die von Dir beschriebene Abwägung ist doch mehr oder weniger
abgeschlossen. Wenn ich das richtig in Erinnerung haben dann ist das von
der EU ausgerufene Vision-Zero in absehbarer Zeit zu erreichen

Schauen wir mal

mfg

Karl

[1] Nach §1 StVO ist es oberste Aufgabe des Verkehrsteilnehmer niemanden
zu schädigen oder zu gefährden. Behinderungen dürfen nur dann erfolgen,
wenn sie unvermeidbar sind
Udo Steinbach
2025-02-25 06:28:24 UTC
Antworten
Permalink
die Abachaffung des Verschuldensprinzips bei der Ehescheidung war wegweisend.
Das wurde nicht abgeschafft, sondern durch das Der-Mann-Ist-Schuld-
Prinzip ersetzt. Wegweisend war dieser Wechsel, in der Tat.

Warum nur muß man immer wieder ungeeignete Themen heranziehen, um dann
auch noch in den selbstaufgestellten Fettnapf zu treten…
--
Fahrradverkehr in Deutschland: http://radwege.udoline.de/
GPG: A245 F153 0636 6E34 E2F3 E1EB 817A B14D 3E7E 482E
Karl Müller
2025-02-25 06:45:00 UTC
Antworten
Permalink
Post by Udo Steinbach
die Abachaffung des Verschuldensprinzips bei der Ehescheidung war wegweisend.
Das wurde nicht abgeschafft, sondern durch das Der-Mann-Ist-Schuld-
Prinzip ersetzt. Wegweisend war dieser Wechsel, in der Tat.
Warum nur muß man immer wieder ungeeignete Themen heranziehen, um dann
auch noch in den selbstaufgestellten Fettnapf zu treten…
Anscheinend ist da jemand von der Umstellung gebissen worden

Bei Scheidungen gilt: man kann nur verlieren. Obwohl, manchmal gewinnt
auch die andere Seite

Zum Thema dieser Gruppe:

Beim Fahrrad fahren gilt: man gewinnt immer

mfg

Karl
Ulf_Kutzner
2025-02-25 17:27:10 UTC
Antworten
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Post by Udo Steinbach
die Abachaffung des Verschuldensprinzips bei der Ehescheidung war wegweisend.
Das wurde nicht abgeschafft, sondern durch das Der-Mann-Ist-Schuld-
Prinzip ersetzt. Wegweisend war dieser Wechsel, in der Tat.
Warum nur muß man immer wieder ungeeignete Themen heranziehen, um dann
auch noch in den selbstaufgestellten Fettnapf zu treten…
Du allerdings auch, denn nun können auch
Frauen voneinander geschieden werden.
Wolfgang Strobl
2025-02-22 22:30:57 UTC
Antworten
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Am Fri, 21 Feb 2025 15:05:42 +0100 schrieb Susanne Jäger
Post by Susanne Jäger
Auch Menschen jenseits der 60 sollten Radfahren dürfen,
Dankeschön. Ich werde dieses Jahr 72. :-}
Post by Susanne Jäger
auch mangelnde
Aufmerksamkeit oder fehlende Fahrzeugbeherrschung sollte nicht zum Tod
oder schweren Verletzungen führen.
So lange der Pkw-Führerschein nicht bereits mit 50 pauschal entzogen
wird, sollte man sich solche Aussagen IMO verkneifen. Das Fahrrad ist
nicht das Verkehrsmittel speziell für die Dummen, Deppen, Debilen und
Dementen. Auch der gemeine Fußgänger spielt mit seinem Leben, wenn er
Aufmerksamkeitsdefizite und körperliche Einschränkungen nicht
kompensiert, sondern ignoriert. Auch ganz ohne Beteiligung von Kfz. Und
viel häufiger als Menschen auf dem Fahrrad.

Konkret: 2023 starben in Deutschland 20.840 Menschen als Folge von
Stürzen. Im gleichen Jahr kamen insgesamt 190 Menschen auf einem Pedelec
ums Leben, 256 auf einem Fahrrad, zusammen 446 Menschen. (Zahlen von
destatis).

Selbst wenn man die stärker gefährdenden motorisierten Fahrräder
einbezieht, kamen also auf einen getöteten Radfahrenden rund 47
Menschen, die sich im gleichen Zeitraum zu Tode gestürzt haben. Wo
stehen bitte die weiß angestrichenden Ghosttrittleitern, Ghosthocker,
Ghoststühle und last but not least weiße Ghostschuhe mit offenen
Schnürsenkeln als Mahmmale für Angehörige und Freund:innen? So viel
Platz sollte auch in den Wohnungen, den Büros und, in der Tat, an den
mit Ketten gesicherten Ecken der Kreuzungen sein.
Post by Susanne Jäger
Die Geisterräder sind nicht zuletzt
ein Mahnmal für Angehörige und Freund:innen, das letzte an der Prenzlauer
Promenade wurde schon vor der Mahnwache von den Schwestern des
Verunglückten aufgestellt, in vielen anderen Fällen verweist auch der
lange gepflegte Blumenschmuck an den Geisterrädern.
Freilich sieht man, wenn man mit dem Rad draussen auf der Landstraße
unterwegs ist, immer mal wieder ein Kreuz oder Blumenschmuck an einer
Stelle, wo sich Vetter Franz in einer leichten Kurve mit seinem Motorrad
oder Manta vom Leben zum Tode befördert hat. Ob diese Mahnmale als
Selbstkritik oder als Warnung an Dritte dienen sollen: überschätz' dich
nicht, wenn du in jugendlichem Leichtsinn bei der späten Heimfahrt von
der Disko glaubst, deine 90 oder 150 PS beherrschen zu können, das
entzieht sich meiner Kenntnis. Beides halte ich zwar für angemessen,
glaube aber nicht, dass es irgend eine Wirkung hat.

Bleibt die Frage, ob du meinst, dass die Geisterräder genau so oder so
ähnlich zu verstehen sind und ob du das für angemessen und förderlich
hälst, so als erhobener Zeigefinger: wer sich in die Gefahr begibt,
kommt darin um!
--
Radfahren ist nicht gefährlich, wir tun uns nichts Gutes, wenn wir das
Gegenteil behaupten.
Arno Welzel
2025-02-25 18:10:05 UTC
Antworten
Permalink
[...]
Post by Susanne Jäger
Post by Arno Welzel
<https://berlin.adfc.de/artikel/getoetete-radfahrende-2024>
11 Unfälle, davon viele ältere Fahrer jenseits 60 und viele
*Alleinunfälle* wegen mangelnder Aufmerksamkeit oder fehlender
Fahrzeugbeherrschung.
Aber jedesmal ein Ghostbike und Mahnwache mit Beteiligung von
"Volksentscheid Fahrrad" und "Changing Cities" - das finde ich sehr
problematisch.
Auch Menschen jenseits der 60 sollten Radfahren dürfen, auch mangelnde
Aufmerksamkeit oder fehlende Fahrzeugbeherrschung sollte nicht zum Tod
oder schweren Verletzungen führen. Die Geisterräder sind nicht zuletzt
Selbstverständlich! Aber wenn sie sterben, weil sie *selber* ihr
Fahrzeug nicht beberrschen und dann *alleine* tödlich verunglücken - was
genau ist da nun die Forderung an die Verkehrspolitik im Sinne von
"Fahrrad fahren sicherer machen"?

[...]
Post by Susanne Jäger
Es geht darum konkrete Unfallursachen zu analysieren und Umstände, die
Unfälle begünstigen zu identifizieren und an dieser und vergleichbaren
Stellen für Abhilfe zu sorgen. Das können Verbesserungen der
Infrastruktur sein, Änderungen der Verkehrsführung, Kontrolle der
Geschwindigkeit, aber auch Fahrtraining sein.
Ja - Fahrtraining müssen die Betroffenen aber selber machen! Aber die
meisten Menschen, die generell Fahrrad fahren können, gehen vermutlich
auch mit 70 oder 80 Jahren noch davon aus, dass sie sicher unterwegs
sind und kein besonderes Training brauchen.

Angebote existieren ja - und ja, ich habe keinen Beißreflex, dass
Pedelec-Nutzer selber schuld sind, wenn sie sowas nutzen. Nur auf die
Schnelle ein paar Beispiele:

<https://www.radfahrschule.de>

<https://www.adfc.de/artikel/adfc-radfahrschulen-fuer-erwachsene>

<https://www.adac.de/services/fahrsicherheitstrainings/firmenkunden/trainingsangebote/fahrrad-und-e-bike-training/>

<https://www.dvr.de/praevention/trainings/sicher-rad-fahren>

<https://e-radfahren.vcd.org/e-rad-kurse/>

<https://verkehrswacht-mainz.de/sicherheitstraining/fahrrad-pedelec.asp>

Werden sie auch angenommen? Werden sie regelmäßig für die Zielgruppen
beworben? Hatten die Verstorbenen solche Trainings gemacht?

[...]
Post by Susanne Jäger
Würdest du jetzt gar keine Geisterräder aufstellen? Oder nur in welchen
Ja - ich würde das einfach sein lassen. Das ist eine Geste die in meiner
Wahrnehmung in der Verkehrspolitik nichts ändert und der eigenen Blase
hilft. Was sie aber oft bewirkt, ist weitere Angst schüren, dass
Fahrradfahrer überproportional ständig einer Todesgefahr ausgesetzt
sind. Denn "ständig" bekommt man über tote Fahrradfahrer im
Straßenverkehrt mit.

Für gestorbene Fußgänger oder Autofahrer macht man das auch nicht.
Post by Susanne Jäger
Fällen? Viele der Informationen haben sich erst aus Kontakten zu Familie
und Freunden bei den Mahnwachen ergeben. Ich bin schon für genaues
Hinschauen und den Abbau vermeidbarer Gefährdungen. Die Kommunikation
Ja, vermeidbare Gefährdungen sollten immer abgebaut werden.

Aber wieso ist ein verstorbener Mensch auf einem Fahrrad wichtiger als
die Leute, die aufgrund eines Unfalls lebenslänglich geschädigt sind und
zu Pflegefällen werden oder dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen
sind? Warum sind verstorbene Fußgänger oder Autofahrer nicht ebenso
wichtig, dass man ihrer nicht öffentlich gedenkt?

Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, dass man für Beate Flanz in
Berlin ein Mahnmal aufgestellt hat, weil sie durch einen Unfall von
einem Sattelschlepper überrollt und dabei schwerst verletzt wurde und
heute nur noch mit schweren Behinderungen leben kann.

Mich stört auch diese einseitige Fixierung auf "Fahrrad". Im Jahr 2024
sind auch 24 Fußgänger gestorben und 7 Menschen in Autos.

Zweifellos sind bei Konflikten zwischen Autos und anderen
Verkehrsteilnehmern meist Fußgänger und Radfahrer die Leidtragenden,
während Autofahrer oft keine oder nur minimale körperliche Schäden
haben. Belastend ist ein Unfall aber in jedem Fall für alle Beteiligten
und für Fußgänger gibt es ebenso Gefahrenstellen, an die niemand per
Mahmale und Mahnwachen erinnert.

Deshalb neige ich dazu, Ghostbikes einfach sein zu lassen, wenn man
nicht gleichermaßen auch für alle anderen Verkehrstoten entsprechedne
Mahnmale aufstellt und Mahnwachen abhält.
--
Arno Welzel
https://arnowelzel.de
Ulf_Kutzner
2025-02-26 08:52:21 UTC
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Post by Arno Welzel
Warum sind verstorbene Fußgänger oder Autofahrer nicht ebenso
wichtig, dass man ihrer nicht öffentlich gedenkt?
Nun weiß ich nicht, wie im Hinblick auf die
von Dir angesprochenen Alleinunfälle die
Fußgängermortalitätsinzidenz ist.
Anton Ertl
2025-02-26 10:08:56 UTC
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Auch Menschen jenseits der 60 sollten Radfahren dÃŒrfen, auch mangelnde
Aufmerksamkeit oder fehlende Fahrzeugbeherrschung sollte nicht zum Tod
oder schweren Verletzungen fÌhren. Die GeisterrÀder sind nicht zuletzt
SelbstverstÀndlich! Aber wenn sie sterben, weil sie *selber* ihr
Fahrzeug nicht beberrschen und dann *alleine* tödlich verunglÌcken - was
genau ist da nun die Forderung an die Verkehrspolitik im Sinne von
"Fahrrad fahren sicherer machen"?
Z.B. Radwege ersatzlos (also mit der Fahrbahn als Ersatz) abschaffen.
Waehrend bei Fahrbahnen alle moeglichen Vorschriften gelten und
Massnahmen ergriffen werden, die Alleinunfaelle verhinern sollen,
gelten solche Vorschriften auf Radwegen nicht, und das Ergebnis sind
sogenannte Alleinunfaelle. Klar ist das fuer unserer Schuldzuweiser
an Radfahrer kein Grund, irgendetwas zu unternehmen, wie Du schoen
demonstrierst.

Vielleicht fragt sich jemand, welche Vorschriften und Massnahmen ich
meine:

Es gibt einen vorgeschriebenen Abstand (WIMRE 50cm) zwischen
Strassenmoeblierung (z.B. Schildermasten, Ampelmasten, Laternenmasten,
Schaltkaesten, Hydranten u.ae.) und der Fahrbahn. Die werden dann
gerne auf den Gehsteig gestellt, und zwar in den Bereich, wo dann
gerne Radwege aufgemalt werden. Solche Abstaende zu Radwegen gibt es
nicht; immerhin scheinen sie in letzter Zeit darauf bedacht zu sein,
dass die Dinger nicht auf den Radwegen stehen und malen dann eine
entsprechende Delle in den Streifen, der den Radweg begrenzt.

Es gibt Vorschriften, welche Strassenteile bei Schnee und Glatteis mit
welcher Prioritaet geraeumt werden. Da ist mir eine Publikation in
die Haende gefallen, laut der Radwege grundaetzlich mit deutlich
niedrigerer Prioritaet geraeumt werden, und das ist auch meine
Erfahrung.

Ich habe am 28.4.2015 in der Vorlesung "Aktive Mobilitaet" einen
Vortrag von Klaus Robatsch zum Thema Verkehrssicherheit gehoert.
Viele seiner Beispiele bezogen sich auf Autobahnen und auf
Alleinunfaelle. Z.B. ging's um die Gestaltung von Leitplanken, damit
nicht am Anfang der Leitplanke ein drauf auffahrender Autofahrer das
zur Sprungschanze wird. Oder es wurde eine Hangabstuetzung, die
einige Meter neben dem rechten Fahrstreifen war, als toedliche Gefahr
erkannt, die sofort abzustellen ist (wohl durch Leitplanken).

Da sagt keiner: 'Aber wenn sie sterben, weil sie *selber* ihr Fahrzeug
nicht beberrschen und dann *alleine* tödlich verunglÌcken - was genau
ist da nun die Forderung an die Verkehrspolitik im Sinne von "Auto
fahren sicherer machen"?' Nein, da wird dann Geld in die Hand
genommen und das Problem entschaerft.

Und juhu, ein paar Jahre spaeter kann man sich auf die Schulter
klopfen und auf die sinkenden Verkehrstoten verweisen, und boese auf
die Radfahrer sein, die diese Statistik ein bisschen verhageln; aber
da weiss man ja, die sind alle selbst schuld, also kein
Handlungsbedarf.
Aber wieso ist ein verstorbener Mensch auf einem Fahrrad wichtiger als
die Leute, die aufgrund eines Unfalls lebenslÀnglich geschÀdigt sind und
zu PflegefÀllen werden oder dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen
sind? Warum sind verstorbene FußgÀnger oder Autofahrer nicht ebenso
wichtig, dass man ihrer nicht öffentlich gedenkt?
Fuer Autofahrer und Motorradfahrer sehe ich genuegend Marterl. Aber,
was noch viel wichtiger ist, da wird auch etwas getan, was ihre
Sicherheit tatsaechlich erhoeht, siehe oben.

Tote Fussgaenger werden tatsaechlich oft ignoriert, ausser sie sind
mit einem Radfahrer kollidiert. Dann hebt eine wochenlange mediale
Hetze gegen Radfahrer an. Aber wenn sie von einem Kraftfahrzeug zu
Tode gefahren werden, dann weist man ihnen die Schuld zu (wer ist den
so bloed, ueber die gruene Ampel zu gehen, wenn ein LKW abbiegen will,
oder so), hat Mitleid mit dem armen Lenker, und vergisst den Fall;
weil sonst muesste man ja vielleicht etwas an unserem auf die
Beschleunigung des Autoverkehrs ausgerichtetem Verkehrssystem aendern,
und das will man nicht. Nicht wenn Fussgaenger sterben, und auch
nicht, wenn der Oelpreis hoch ist. Einfach gar nicht.

- anton
--
de.rec.fahrrad FAQ: http://0x1a.de/rec/fahrrad/
Radfahrer sollten vor oder hinter fahrenden Kfz fahren und nicht daneben.
Ist der Radverkehr erst separiert, diskriminiert man ihn voellig ungeniert.
Wolfgang Strobl
2025-02-22 21:33:14 UTC
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Permalink
Am Fri, 21 Feb 2025 11:58:20 +0100 schrieb Arno Welzel
Post by Arno Welzel
Post by Wolfgang Strobl
Am Thu, 20 Feb 2025 13:26:08 +0100 schrieb Arno Welzel
Post by Arno Welzel
Post by Susanne Jäger
Wäre doch an der Zeit, das mal mit Schwerpunkt Radfahren weiter zu
entwickeln
https://www.mehrachtung.de/was-gegen-fahrangst-hilft/
Allerdings! Ich kenne einige Leute, die Panik haben, mit dem Fahrrad in
der Stadt zu fahren, weil in ihrer Wahrnehmung der Straßenverkehr so
gefährlich ist, dass man praktisch jederzeit mit dem Tod rechnen muss.
Das Verrückte daran ist: Die Medien und die sozialen Netze sind voll von
Leuten, die Angst und Schrecken mit genau diesem Narrativ verbreiten.
Gleichzeitig sind die Städte aber voll von Leuten, die da mit dem
Fahrrad unterwegs sind - aber diese Todesfälle kommmen trotz massenhaft
Radverkehr praktisch nicht vor, jedenfalls viel seltener, als dass
jemand zuhause z.B. Treppe oder eine Leiter hinunterfällt und sich so zu
Tode stürzt.
Statistiken sind wichtig, aber ich bezweifle, dass man eine Phobie wie
diese mit Statistik behandeln kann.
Ob mein anderes Posting hier angekommen ist, weiß ich nicht - mein
Newsreader ist leider etwas zickig :-(.
Hm. Ich sehe in diesem Thread lediglich das eingangs zitierte Posting
Post by Arno Welzel
<https://berlin.adfc.de/artikel/getoetete-radfahrende-2024>
11 Unfälle, davon viele ältere Fahrer jenseits 60 und viele
*Alleinunfälle* wegen mangelnder Aufmerksamkeit oder fehlender
Fahrzeugbeherrschung.
Aber jedesmal ein Ghostbike und Mahnwache mit Beteiligung von
"Volksentscheid Fahrrad" und "Changing Cities" - das finde ich sehr
problematisch.
Kein Einwand, volle Zustimmung. Ich finde das ebenfalls sehr
problematisch. Um nicht zu sagen: zum Gruseln.

| Mit der Mahnwache gedenken wir der oder des Getöteten und
| setzen ein Zeichen für mehr Sicherheit. Wir stellen das
| Geisterrad unabhängig von der Unfallursache und der
| Schuldfrage, über die Gerichte erst Monate später
| entscheiden, auf. Der Volksentscheid Fahrrad ...

Wohlfeile "thoughts and prayers" für diejenigen, die mit rechtzeitiger
Aufklärung über vermeidbare Risiken und durch entsprechende
Verhaltensänderung noch am Leben sein könnten. Das gute Gefühl, etwas
für _alle_ Radfahrenden zu tun. Eine preiswerte, gefährliche Illusion,
die leider abhängig macht, Produzenten wie Konsumenten ...

Diejenigen, die Arbeit in Ursachenforschung und Aufklärung stecken und
keineswegs nur selber davon profitieren, sollten aber nicht vorzeitig
aufgeben. Diese Arbeit ist unspektakulär, nicht so medienwirksam und
langwierig. Sie hat aber einen Vorteil: sie langfristig wirksam und sie
ist nützlich. Ein Ghostbike ist kein Zeichen für mehr Sicherheit,
sondern es ist eine Demonstration fremden und eigenen Versagens.
Ursachenforschung hingegen hilft, Fehler zu vermeiden, und das
beschränkt sich keineswegs auf mangelnde Aufmerksamkeit und fehlende
Fahrzeugbeherrschung.

Ein Ghostbike soll Angst und Schrecken verbreiten, so wie auf der Kirmes
das Gespenst und etwas kalte Luft aus einem Gebläse in der Geisterbahn.
Ernst nimmt das aber spätestens beim zweiten Besuch niemand mehr.

Aufklärung darüber, dass Schutz vor gefährlichen Unfällen nicht darin
besteht, bei der Produktion von Euphemismen und fetzigen Symbolen
besonders kreativ zu werden, ist nur der Anfang, wenn es um vernünftige
und konkrete Radverkehrspolitik geht. In Bezug auf individuelle und
spezifische Handlungsempfehlungen geht es darum, in einem vordergründig
als feindlich und gefährlich erlebten Umfeld zu begreifen, wo die
Gefahren lauern, vor allem aber auch, wo sie _nicht_ lauern. Das gilt es
zu vermitteln. Das ist Dickbrettbohren, also mühselig, aber es ist
nachhaltig.
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Chr. Maercker
2025-02-23 23:39:44 UTC
Antworten
Permalink
Wolfgang Strobl wrote:
[Leute, die Panik haben, mit dem Fahrrad in der Stadt zu fahren,
weil in ihrer Wahrnehmung der Straßenverkehr sogefährlich ist,
dass man praktisch jederzeit mit dem Tod rechnen muss]

Vor dem Radfahren auf Landstraßen haben sie ebenso viel Angst. Den
meisten sind dort aber obendrein die Entfernungen zu groß, so dass
landstraßenbegleitende Randwege i.a. ziemlich leer bleiben.
Post by Wolfgang Strobl
Das Verrückte daran ist: Die Medien und die sozialen Netze sind voll von
Leuten, die Angst und Schrecken mit genau diesem Narrativ verbreiten.
Damit verstärken und verfestigen Internet und Medien "lediglich" eine
seit langem massenhaft verbreitete Ansicht. Sie wurde mir in
persönlichen Gesprächen oft genug kundgetan. Und hierzugroup behauptet
gar jemand, es sei ihm schon zigmal passiert.
Post by Wolfgang Strobl
Gleichzeitig sind die Städte aber voll von Leuten, die da mit dem
Fahrrad unterwegs sind - aber diese Todesfälle kommmen trotz massenhaft
Radverkehr praktisch nicht vor, jedenfalls viel seltener, als dass
jemand zuhause z.B. Treppe oder eine Leiter hinunterfällt und sich so zu
Tode stürzt.
Was allzu häufig vorkommt, sind sehr unangenehme Situationen wie
Engüberholen, Schneiden aber auch Hupen u.a.m. Die werden zum gut Teil
als lebensgefährlich erlebt, unabhängig davon, ob sie es tatsächlich sind.
Post by Wolfgang Strobl
Statistiken sind wichtig, aber ich bezweifle, dass man eine Phobie wie
diese mit Statistik behandeln kann.
Wüsste nicht, dass die Psychotherapie ihre Angstpatienten mit
Statistiken kuriert. ;-)
Aber sie *hat* seit langem bewährte Methoden dagegen. Bis eben nahm ich
Post by Wolfgang Strobl
Amaxophobie (Fahrangst) ist lt. Wikipedia eine per ICD-10-Klassifikation
als "F40.2 Spezifische (isolierte) Phobien" klassifizierte Phobie,
nämlich die Angst vor dem Auto oder vor dem Autofahren im Verkehr.
Mich wundert, dass es für die viel verbreitetere Angst, Fahrrad zu
fahren, keinen analogen Begriff gibt, bzw. warum der eigentlich auf
Fahrzeuge und nicht spezifisch auf Autos gemünzte Begriff in den
üblichen Nachschlagewerken auf Autos eingeschränkt wird.
Wahrscheinlich wird es gerade wegen der extrem weiten Verbreitung nicht
als krankhafte Angst eingestuft, sondern für normal gehalten!
Post by Wolfgang Strobl
Vielleicht weil hierzulande diese Phobie gewissermassen ein Kulturgut
ist, sofern sie sich auf das Fahrrad bezieht?
Nur hier?? In anderen Ländern werden ebenso massiv Randwege gefordert
wie in .de
--
CU Chr. Maercker.

RADWEGE sind TOD-SICHER! Schlaue Füchse fahren Fahrbahn.
Thomas_Schlueter
2025-02-24 08:09:23 UTC
Antworten
Permalink
Post by Chr. Maercker
Was allzu häufig vorkommt, sind sehr unangenehme Situationen wie
Engüberholen, Schneiden aber auch Hupen u.a.m. Die werden zum gut Teil
als lebensgefährlich erlebt, unabhängig davon, ob sie es tatsächlich sind.
Die Bewertung der Erlebnisse im Vor- und Nachhinein hängt jedoch stark
davon ab, wie man zuvor geprägt worden ist, und welche Bestärkung man
hinterher beim Erzählen von anderen dafür erhält. Für Anekdoten über
banale Vorfahrtnahmen gibts keine Credits am Stammtisch; dafür muss man
schon mit deftigen Horrorstories von Nahtoderfahrungen bei
Engüberholmanövern punkten. Zack, und wieder dreht sich der Teufelskreis
aus Gefühl, Erwartung und Angst eine Umdrehung weiter.
Post by Chr. Maercker
Post by Wolfgang Strobl
Mich wundert, dass es für die viel verbreitetere Angst, Fahrrad zu
fahren, keinen analogen Begriff gibt, bzw. warum der eigentlich auf
Fahrzeuge und nicht spezifisch auf Autos gemünzte Begriff in den
üblichen Nachschlagewerken auf Autos eingeschränkt wird.
Wahrscheinlich wird es gerade wegen der extrem weiten Verbreitung nicht
als krankhafte Angst eingestuft, sondern für normal gehalten!
Die Schnittmenge aus Personen mit (Auto-)Fahrangst und
Alltags-Radfahrern dürfte groß sein. Das bleibt nicht ohne Auswirkung
auf Ansprüche und Verhalten der Radfahrerschaft insgesamt, zumal Angst
hochansteckend ist. Wichtig ist, dass man sich bewusst macht, dass
Ängste erstens stufenlos von kaum merkbar bis hin zu lähmend
pathologisch ausgeprägt sein können, dass sie zweitens in jedem
denkbaren Schweregrad von den Betroffenen selber als objektiv begründet
empfunden werden, und dass die Betroffenen drittens deswegen mit größter
Empörung darauf reagieren, wenn man versucht, ihnen ihre Ängste mit
Argumenten wieder auszureden.

Aus der Perspektive einer Verkehrspolitik, die ernsthaft an mehr
Radverkehr interessiert ist, besteht die enzige Chance, den Teufelskreis
aus Gefühlen, Erwartungen und Ängsten zu durchbrechen, im Ablenken und
Ignorieren. Die gegenwärtige Praxis in Deutschland ist das genaue
Gegenteil davon: die Menschen werden bei jeder Gelegenheit mit der Nase
darauf gestoßen, dass da etwas ist, das Angst zu haben vermeintlich
objektiv rechtfertigen würde.

Tom
steiniplatte
2025-02-24 08:52:36 UTC
Antworten
Permalink
Thomas_Schlueter <***@email.com> wrote:
….
Post by Thomas_Schlueter
Aus der Perspektive einer Verkehrspolitik, die ernsthaft an mehr
Radverkehr interessiert ist, besteht die enzige Chance, den Teufelskreis
aus Gefühlen, Erwartungen und Ängsten zu durchbrechen, im Ablenken und
Ignorieren. Die gegenwärtige Praxis in Deutschland ist das genaue
Gegenteil davon: die Menschen werden bei jeder Gelegenheit mit der Nase
darauf gestoßen, dass da etwas ist, das Angst zu haben vermeintlich
objektiv rechtfertigen würde.
Tom
Dem kann ich mich nicht zu 100% anschliessen, Verdrängung ist eine
kontraproduktive Strategie.
Beschäftigung mit den wirklichen Gefahren und wie diese effektiv verringert
werden können, aber ohne übertriebene Angstmache, trifft es für mich eher.
Für mich führen Helm tragen und Separierung durch Radwege nicht zu
effektiver Gefahrenreduktion.
Wolfgang Strobl
2025-03-01 09:27:26 UTC
Antworten
Permalink
Am Mon, 24 Feb 2025 08:52:36 -0000 (UTC) schrieb steiniplatte
Post by steiniplatte
….
Post by Thomas_Schlueter
Aus der Perspektive einer Verkehrspolitik, die ernsthaft an mehr
Radverkehr interessiert ist, besteht die enzige Chance, den Teufelskreis
aus Gefühlen, Erwartungen und Ängsten zu durchbrechen, im Ablenken und
Ignorieren. Die gegenwärtige Praxis in Deutschland ist das genaue
Gegenteil davon: die Menschen werden bei jeder Gelegenheit mit der Nase
darauf gestoßen, dass da etwas ist, das Angst zu haben vermeintlich
objektiv rechtfertigen würde.
Tom
Dem kann ich mich nicht zu 100% anschliessen, Verdrängung ist eine
kontraproduktive Strategie.
Du meinst, es ist produktiver, Ängste zu schüren, die objektiv
unbegründet sind? Sorry, aber ich kann dir diesbezüglich nicht folgen.
Post by steiniplatte
Beschäftigung mit den wirklichen Gefahren und wie diese effektiv verringert
werden können, aber ohne übertriebene Angstmache, trifft es für mich eher.
Freilich. Was aber, wenn das, was viel zu viele für die "wirklichen
Gefahren" beim Radfahren halten, in der Realität Irrtümer und das
Resultat übertriebener Angstmache sind? Bevor man sich mit Restrisiken
beschäftigt, die beim Motorradfahren oder beim Autofahren niemanden
interessieren, selbst wenn sie viel größer sind, sollte man sich erst
mal damit befassen, wie viel Lebenszeit und wie viel lebenswerte
Lebenszeit gewonnen wird, wenn sich nicht durch diese Angstmache davon
abhälten läßt, intensiv, d.h. viel, weit und schnell radzufahren.
Post by steiniplatte
Für mich führen Helm tragen und Separierung durch Radwege nicht zu
effektiver Gefahrenreduktion.
Das mag schon sein. Nur ist dieses Wissen nicht sonderlich verbreitet.

So lange selbst Vereine, die sich fälschlich für eine Fahrradlobby
halten, das Mantra verbreiten, man spiele mit seinem Leben, wenn man mit
dem Fahrrad eine Fahrbahn gemeinsam mit Kfz benutzt und das sogar ohne
einen magischen Hut, so lange wirst du damit rechnen müssen, dass dein
obiger Satz als Bekräftigung dieses Irtums verstanden wird.

Vielleicht sollten wir uns mehr mit den Gefahren des Treppensteigens
beschäftigen und eine Treppenhelmpflicht fordern. :-}
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Chr. Maercker
2025-02-27 15:31:53 UTC
Antworten
Permalink
Post by Thomas_Schlueter
Die Schnittmenge aus Personen mit (Auto-)Fahrangst und
Alltags-Radfahrern dürfte groß sein.
Auf die Zahl der Autofahrten scheint das keine Auswirkung zu haben.
Post by Thomas_Schlueter
... und dass die Betroffenen drittens deswegen mit größter
Empörung darauf reagieren, wenn man versucht, ihnen ihre Ängste mit
Argumenten wieder auszureden.
Wenn überhaupt, versuche ich den Leuten zu verdeutlichen, dass und warum
ich bestimmte Ängste *nicht* habe. Oder warum ich woanders *mehr* Angst
habe, nämlich dort, wo sie *keine* haben.
Post by Thomas_Schlueter
... Verkehrspolitik, die ernsthaft an mehr
Radverkehr interessiert ist, besteht die enzige Chance, den Teufelskreis
aus Gefühlen, Erwartungen und Ängsten zu durchbrechen, im Ablenken und
Ignorieren.
Damit werden es latente Ängste. Den hart erscheinenden Ansatz der
Psychotherapie, die Betroffenen schrittweise dem auszusetzen, wovor sie
Angst haben, halte ich für besser. Ich selbst trainiere das z.B. ab und
an bei Höhenangst: sie verschwindet dadurch nicht, wird aber weniger.
Post by Thomas_Schlueter
Die gegenwärtige Praxis in Deutschland ist das genaue
Gegenteil davon: die Menschen werden bei jeder Gelegenheit mit der Nase
darauf gestoßen, dass da etwas ist, das Angst zu haben vermeintlich
objektiv rechtfertigen würde.
Beim Straßenverkehr wird der angstauslösende Faktor Fahrbahn kaum noch
beim Namen genannt. Statt dessen werden ständig Randwege gefordert und
dabei stillschweigend vorausgesetzt, dass jedermann vor der "Straße"
Angst *hat*.
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CU Chr. Maercker.

RADWEGE sind TOD-SICHER! Schlaue Füchse fahren Fahrbahn.
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