Hallo!
Post by Frank $tudt[Mechanische Scheibenbremsen]
Post by Volker BartheldPost by Frank $tudtWelche bist du denn gefahren?
Keine. Ich habe nur immer mitleidig-amüsiert mitansehen müssen, wie sich
meine Mitmenschen mit Seilzugscheibenbremsen an Baumarkt- und
Discounterrädern unglücklich gemacht haben ...
Die haben natürlich den Ruf mechanischer Scheibenbremsen nachhaltig
geschädigt.
Natürlich.
Post by Frank $tudtWenns eine günstig Hydraulikscheibenbremse fürs MTB sein soll würde ich
http://www.bike-discount.de/shop/k497/a99478/deore-scheibenbremse-br-m445-schwarz-hinten.html
Das ist allerdings nur das Exemplar für hinten und ohne Scheibe. Klickt man
sich ein Set zusammen, kommt man auf rund 80€ incl. Versand. Das ist ein
sehr fairer Preis.
Post by Frank $tudtShimano ab Deore funktioniert fast immer tadellos, bei der Elixir 1 bin
ich mir da nicht so sicher.
Ich auch nicht. Nach Rückfrage mit dem stets flott und kompetent
antwortenden Bike-Discount-Kundendienst habe erfolgte meine Entscheidung
ebenfalls zugunsten eines Shimano Produkts - die eingangs schon erwähnte
BR-M675. Dazu keinerlei Beanstandungen [1].
Post by Frank $tudtAußerdem ist mir Mineralöl sympathischer als Dot.
Ja, die Bremsflüssigkeitspanscherei nervt etwas. Aber auch das Hydrauliköl
will regelmäßig gewechselt werden - und da es hydrophob und obenrein
leichter als Wasser ist, sammelt sich der Gilb unten im Reservoir des
Sattels. Übrigens scheint die rote Shimano-Flüssigkeit so eine Art
eingebauten Wechselanzeiger zu haben: Sie entfärbt sich zunehmend und ist
irgendwann klar wie Wasser.
Post by Frank $tudtPost by Volker BartheldMal abgesehen davon, daß das bei den meisten Kits (vorbefüllt) nur
notwendig ist, wenn man die Schläuche kürzt.
Entlüften kann auch notwendig sein wenn Feuchtigkeit oder Luft ins
System gelangt und das ist bei manchen Bremsen (siehe meinen Bericht zur
Formula K18) eher die Regel als die Ausnahme.
Uff. Immer dieses Racingzeugs. Ich hatte ein zeitlang auch mit der "The One
FR-MY10" geliebäugelt (203mm Scheibe), die Idee aber dann verworfen. Zum
Glück, wie es scheint.
Viele Grüße,
Volker
[1] Inzwischen habe ich die Anlage ordentlich eingebremst, insoweit das in
München und Umland möglich ist. Die schärfste Downhillstrecke geht nämlich
vom Olympiaberg oder dem Windradhügel herunter, schlappe 100hm... ;-)
Zur Montage: Recht unkritische Sache, Umbau der Hebel von rechts nach links
incl. Kürzen der vorderen Hydraulikleitung geht relativ leicht, dabei
machte sich angenehm bemerkbar, daß sich beim Quetschen der Olive durch
die Überwurfmutter die Leitung NICHT mitdreht, weil man sich sonst
schwertut, die ganze Sache verdrehungsfrei hinzubekommen - immerhin kann
man wegen des 0°-Anschlusses an der Pumpe ja nur in 360°-Schritten
weiterdrehen.
Bei der Stahlflexanlage (von HE-Motorsport) am Mopped war das ein echtes
Problem - allerdings hatte der Fitting unten einen 90°-Abgang und man
konnte oben UND unten nachziehen, die Leitung kam als Meterware. Da kommt
man dann auf geringere Drehwinkel und weniger Sorgenfalten auf der Stirn.
Allerdings sollte man schon checken, wie die zweiteilige
Shimano-Hebelschelle zu entriegeln ist. Diese winzige Bohrung, in die man
mit einem Stift hineinprökeln muß, wenn man die Schelle ganz aufklappen
will, wirkt ein bißchen paranoid. Hosenträger, Gürtel UND Strapse quasi.
Um ein Haar hätte ich da Gewalt angewendet! Das ist ähnlich wie bei den
Bremsscheiben, wo es diese Sicherungsbleche UND mit Sicherunslack
vorbehandelte Schrauben gibt und Rödeldrahtschrauben für die Sättel. Dank
Loctite ist mir hier auch ohne Netz und doppelten Boden noch nie was
locker geworden.
Die Entlüftung mit dem Minitrichter ging absolut perfekt, erst unten am
Sattel Öl reingedrückt (schließlich war die Anlage ja nur oben offen) bis
keine Blasen mehr kamen. Dann den Trichter geleert und nochmal nach unten
hin entlüftet, mit der Auf-Bremsen-Zu-Loslassen-Standardmethode. Da
braucht man vielleicht 20-30ml Flüssigkeit, 50ml schaden aber auch nicht.
Passende Spritze mit Silikonschlauch hatte ich noch, war im (extra zu
bestellenden aber recht günstigen) Trichterkit nicht dabei.
Der Hammer ist natürlich, daß Shimano zwar eine Olive/einen Insertpin
mitliefert, aber mit KEINEM EINZIGEN Wort in der Anleitung auf den
Crimpprozeß und die Entlüftung der Anlage eingeht. Klar kann man sich das
PDF herunterladen - aber bei *dem* Stapel Papier hätte ich dann schon
erwartet, daß ich nicht nur Ratschläge wie "Vorsicht, sich nicht an der
Bremsscheibe schneiden!" oder "Ölnebel keinesfalls einatmen!" bzw.
"Plastiksackerl über dem Kopf kann zu akuter Atemnot führen!" vorfinde...
;-)
Druckpunkt nach Entlüftung dann reproduzierbar ordentlich, an das
Gefühl des Servo-Wave-Umlenkmechanismus (leichte "Klebrigkeit" bzw.
Losbrechmoment am Anfang, insbesondere nach längerer Standzeit) muß
man sich jedoch erst gewöhnen.
Die italienisch-japanisch-amerikanische Kombo (Hope-Nabe mit Marzocci
Drop-Off-Gabel und Shimano Bremse) mochte leider den 180mm-Adapter nicht
so gern. Mit "mögen" meine ich, daß die Langlöcher zum mittigen Ausrichten
des Sattels zu kurz waren. Dank zweier Unterlegscheiben war das Problem
aber auch fix in den Griff zu bekommen, obwohl ich die Langlochmethode von
Postmount irgendwie fummeliger und weniger reproduzierbar finde wie die
Shims bei IS2000. Aber egal. Der Prozeß läuft genau einmal und dann ist
gut.
Die Bremsleistung war zuerst (erwartungsgemäß und mit den beigepackten
organischen G01S-Belägen) noch etwas schwach, nach ein paar hundert
Kilometern dann aber recht gut. Insofern bin ich froh, die 180er Scheibe
gewählt zu haben, 160mm ist nicht gerade der Garant für
Zweifingerstoppies.
Gegenwärtig läuft die Anlage sehr schön schleifffrei, bei Nässe quietscht
es manchmal ein wenig (Lamentieren auf extrem hohem Niveau), die Verlegung
der Hydraulikleitung konnte ich mit Schrumpfschlauch, Kabelbindern, einem
Stück aufgeschnittenem Druckluftschlauch und Heißluftföhnverformung ideal
an meine Zwecke anpassen. Da schleift nix beim Einfedern und im
Offroadbetrieb bleibt man auch nirgends hängen.
Ein wenig Sorge bereitet mir der Sicherungssplint am Belag - sollte aber
wohl halten. Aber das, wo Shimano doch sonst so auf extreme Redundanz und
Sicherheit bedacht ist...
Soviel zu meinem Erfahrungsbericht. Das Set und die von mir georderten
Teile kann man also durchaus kaufen. Über die Dauerhaltbarkeit und das
Heißbremsverhalten (Keramikkolben!) kann ich evtl. später, nach ein paar
tausend Kilometern noch etwas sagen.
Derweil noch etwas Belagkunde:
Unter
http://bike.shimano.com/publish/content/global_cycle/en/us/index/tech_support/tech_tips.download.-Par50rparsys-0011-downloadFile.html/05%29%20Brake%20Pad%20Charcteristics.pdf
gibt es endlich ein halbwegs vernünftiges Dokument zu den
unterschiedlichen Belagtypen und -formen.
Daraus geht klar hervor, daß für die BR-M675 (sowie alle aktuellen
XTR-, XT-, SLX- und Alfine-Anlagen) nur die G- und die F-Type (mit
Kühlrippen) passen. Bei der F-Type kann man zwischen F03C (Metall) und
F01A (Resin) wählen, bei der G-Type gibt es G03S und G03Ti (Metall,
letztere mit Belaghalteplatte aus Titan) und G01A/G01S (Resin).
G01A und G01S schauen optisch etwas unterschiedlich aus (Farbe des Belags,
G01A hat eine Belaghalteplatte aus Aluminium, G01S aus Stahl).
Ich bin deswegen etwas heikel bei den Belagtypen, weil ich auf meiner
BR-M555 normalerweise den (teuren) M01-Belag fahre und einmal M02 getestet
hatte. Der war vollkommen unbrauchbar, Anhalteweg wie ein Öltanker. Wenn
sie denn mal heißgefahren ist. Kalt bremst sie damit so gut wie der
vielzitierte Hering auf dem Teller.
--
@: I N F O at B A R T H E L D dot N E T
3W: www.bartheld.net