Discussion:
Mangelhafte Bremsleistung (Shimano Tiagra)
(zu alt für eine Antwort)
Ulf Wendel
2004-07-15 19:59:24 UTC
Permalink
Ahoi,

ich bin recht frustiert über die sehr schlechte Bremsleistung meines
Radels.

Vor drei, vier Jahren habe ich mir ein Radel vom Händler meines
Vertrauens innerhalb meines Budgets zusammenstellen lassen. Heraus kam
ein recht schweres Rennradel mit Shimano 105 Komponenten und etwas
Tiagra Mix-In. Die für meine Frage relevanten Komponenten sind 105er
Bremsgriffschaltung, Tiagra Bremsen und Felgen auf denen zwei Aufkleber
Rigida Nova prangen.

Das Rad befindet sich in Originalbestückung. Vorder- und Hinterrad sind
identisch, dennoch ist die Bremsleistung vorne mangelhaft und hinten OK
- seit ein paar Monaten. Die Bremsbeläge hat der erste Händler auf
meine Klage hin ausgewechselt und etwas von Ultegra gefaselt. Gebracht
hat's nichts.

Nachdem ich jetzt an zwei Tagen hintereinander fast in ein Auto
reingerast bin, habe ich mich gefrustet zu Feine Fahrräder in München
bewegt (http://www.feine.de/). Vom tollem Sevice wieder etwas
aufgemuntert, habe ich einen letzten Reinigungs- und Abschleifversuch
gewagt. Die Badewanne ist jetzt schwarz, ich habe kein Scheuerpulver
mehr, die Felge ist blitzblank und die Beläge sind angeschliffen. Nur
leider kriegt man das Vorderrad nach wie vor im Stand nicht zum
blockieren, solange man keine Gewalt anwendet - ganz im Gegensatz zum
Hinterrad.

Der gute Mann von Feine Fährräder schlug noch vor andere Bremsbeläge
auszuprobieren. Aber: warum ist die Bremsleistung vorne- und hinten bei
identischen Komponenten so unterschiedlich?

Ich bin etwas ratlos. Die Jahre vorher hatte ich 500SC, danach 105er und
war immer sehr zufrieden mit der Bremsleistung. Google verschaffte mir
den Eindruck, daß die Unterschiede in den Bremsleistungen von Tiagra -
Dura Ace nur für Erfahrene spürbar sind und im Otto-Normalbereich kaum
erfahrbar sind.

Was kann ich als nächstes ausprobieren?

Danke!

Ulf
Anton Ertl
2004-07-15 20:14:54 UTC
Permalink
Post by Ulf Wendel
leider kriegt man das Vorderrad nach wie vor im Stand nicht zum
blockieren, solange man keine Gewalt anwendet - ganz im Gegensatz zum
Hinterrad.
Der gute Mann von Feine Fährräder schlug noch vor andere Bremsbeläge
auszuprobieren. Aber: warum ist die Bremsleistung vorne- und hinten bei
identischen Komponenten so unterschiedlich?
Die Bremsleistung ist womoeglich eh gleich. Nur ist es einfach
leichter, das Hinterrad zu blockieren.

Bei solchen Versuchen im Stand macht man uebrigens auch leicht Fehler,
die dieses auch bei realistischer Verwendung vorhandene Problem noch
verschaerfen (keine normale Gewichtsverteilung).

- anton
--
M. Anton Ertl Some things have to be seen to be believed
***@mips.complang.tuwien.ac.at Most things have to be believed to be seen
http://www.complang.tuwien.ac.at/anton/home.html
Ulf Wendel
2004-07-15 20:40:36 UTC
Permalink
Post by Anton Ertl
Post by Ulf Wendel
leider kriegt man das Vorderrad nach wie vor im Stand nicht zum
blockieren, solange man keine Gewalt anwendet - ganz im Gegensatz zum
Hinterrad.
Der gute Mann von Feine Fährräder schlug noch vor andere Bremsbeläge
auszuprobieren. Aber: warum ist die Bremsleistung vorne- und hinten bei
identischen Komponenten so unterschiedlich?
Die Bremsleistung ist womoeglich eh gleich. Nur ist es einfach
leichter, das Hinterrad zu blockieren.
Bei solchen Versuchen im Stand macht man uebrigens auch leicht Fehler,
die dieses auch bei realistischer Verwendung vorhandene Problem noch
verschaerfen (keine normale Gewichtsverteilung).
Ja, ich sehe ein, daß stärkere Kräfte auf dem Vorderrad wirken als auf
dem Hinterrad. Aber sowohl mir als auch einem Kollegen, dem ersten
Händler und dem guten Mann von Feine Fahrräder kam die Bremsleistung zu
gering vor. Ich habe beim Gespräch mit dem Händer auch vorsichtig
gefragt: ".... oder bilde ich mir das ein?". Er war der zweite Händer,
der mir zustimmte und er hat keinen Pfennig an mir verdient. Ganz im
Gegenteil. Er hat noch schnell das Lenkradspiel korrigiert, obwohl der
Laden brechend voll war.

Ja, ich frage mich auch, ob ich einem Phantom hinterherlaufe. Aber es
scheint mir nicht so. Ich werde noch mal das Rennradel des Kollegen im
Vergleich fahren.

Ich erinnere mich noch ganz gut an meine letzte 105er Bestückung noch zu
Schulzeiten (ok, schon 10 Jahre her...): wenn man bei Regen nicht
aufpasste, blockierte das Vorderrad bei einer Vollbremsung nachdem die
gröbsten Wassermassen verdrängt waren und es drohte der Abflug in den
Graben. Das gelingt mir im Moment definitiv nicht.

Beide Bremsen sind brauchbar zentriert und die Hebelwege etwa gleich
lang, so daß ich mit etwa gleichem Druck auf die Bremsen einwirke.

Unterm Strich habe ich das Gefühl, daß die Bremsleistung sehr schwach ist.

Nicht das ich das sofort machen will, aber mal aus Neugierde: gibt es
spürbare Unterschiede in der Bremsleistung von Tiagra, 105er, Ultegra
und Dura Ace? Mich interessiert nicht das Ansprechverhalten, sondern die
Verzögerung. Bremsschuhe von Fremdherstellern kostet ja nicht die Welt,
aber ein Satz Bremsen schlägt schon mit 100,-- Euro zu Buche.

Danke!

Ulf
Anton Ertl
2004-07-16 05:57:03 UTC
Permalink
Post by Ulf Wendel
Ja, ich sehe ein, daß stärkere Kräfte auf dem Vorderrad wirken als auf
dem Hinterrad. Aber sowohl mir als auch einem Kollegen, dem ersten
Händler und dem guten Mann von Feine Fahrräder kam die Bremsleistung zu
gering vor.
Leicht moeglich, dass sie zu gering ist. Ich wollte nur darauf
hinweisen, dass das Blockieren des Hinterrads nicht unbedingt aussagt,
dass die Hinterradbremse besser funktioniert (erst recht, wenn Du den
Versuch im Stand machst).

Allerdings wirkt normalerweise die Hinterradbremse schlechter, weil da
der Zug laenger ist. Eventuell solltest Du bei Deiner Vorderradbremse
den Zug ueberpruefen und ggf. wechseln, wie auch schon andere
vorgeschlagen haben.
Post by Ulf Wendel
Ich erinnere mich noch ganz gut an meine letzte 105er Bestückung noch zu
Schulzeiten (ok, schon 10 Jahre her...): wenn man bei Regen nicht
aufpasste, blockierte das Vorderrad bei einer Vollbremsung nachdem die
gröbsten Wassermassen verdrängt waren und es drohte der Abflug in den
Graben. Das gelingt mir im Moment definitiv nicht.
Die Bremse sollte schon so stark wirken, dass, wenn gewuenscht, das
Hinterrad abhebt, auch wenn man sich richtig am Lenker abstuetzt (und
so eine Entlastung des Hinterrads verhindert).

- anton
--
M. Anton Ertl Some things have to be seen to be believed
***@mips.complang.tuwien.ac.at Most things have to be believed to be seen
http://www.complang.tuwien.ac.at/anton/home.html
Ralph Oliver Schunk
2004-07-16 10:58:43 UTC
Permalink
Post by Ulf Wendel
Unterm Strich habe ich das Gefühl, daß die Bremsleistung sehr schwach ist.
Ich fand vor allem den Druckpunkt ungenau. Ausserdem werden sie schnell
schwergängig. Aber gut gewartet bremsten sie sehr gut (Rigida chorina).
Post by Ulf Wendel
Nicht das ich das sofort machen will, aber mal aus Neugierde: gibt es
spürbare Unterschiede in der Bremsleistung von Tiagra, 105er, Ultegra
und Dura Ace? Mich interessiert nicht das Ansprechverhalten, sondern die
Verzögerung. Bremsschuhe von Fremdherstellern kostet ja nicht die Welt,
aber ein Satz Bremsen schlägt schon mit 100,-- Euro zu Buche.
Ich kann da mal www.radplan-delta.de einwerfen, die bieten gute Bremsen
zu vernüftigen Preisen an (siehe News). Allerdings fahr' ich jetzt Mavic.


Gruß
Ralph
--
Es gibt 10 Arten von Menschen,
die, die Binär lesen können,
und die, die es nicht können.
Florian Ladwig
2004-07-15 20:43:11 UTC
Permalink
Post by Ulf Wendel
Was kann ich als nächstes ausprobieren?
Die Bremszange auf Leichtgängigkeit prüfen, Laufrad ausbauen und die
Bremsarme mit den Fingern zusammendrücken. Wenn das OK ist, den
kompletten Bremszug auswechseln.

BTW, ein ausgesprochen schwaches Bild für die Werkstatt, überprüfen die
das Ergebnis ihrer Arbeit nicht? Eigentlich solltest Du da nochmal
richtig Rabatz machen.
--
Dieses Dokument wurde mit maschineller Unterstützung erstellt und gilt ohne
Unterschrift und Siegel. Alle Angaben ohne Gewähr. Wir stellen die Normalität
augenblicklich wieder her, sobald wir wissen was eigentlich normal ist.
***@gmx.de http://www.floimnetz.de
Ulf Wendel
2004-07-15 20:57:31 UTC
Permalink
Post by Florian Ladwig
Post by Ulf Wendel
Was kann ich als nächstes ausprobieren?
Die Bremszange auf Leichtgängigkeit prüfen, Laufrad ausbauen und die
Bremsarme mit den Fingern zusammendrücken. Wenn das OK ist, den
kompletten Bremszug auswechseln.
Ah!

Vorne: Laufrad raus, Bremsarme ganz zusammengedrückt, Hände geöffnet,
deutliches Zucken zu hören und zu beim langsamen Öffnen auch zu spüren
auf den letzten 5mm (geschätzt). Nach dem "Knackpunkt" läuft alles
wieder glatt.

Hinten: Laufrad raus, Bremsarme ganz zusammengedrückt, Hände geöffnet,
Bremsarme schnallen gleichmäßig in die Ausgangsposition zurück.

Vielen Dank - mit dem Befund liefere ich das Radel mal in der Werkstatt
von Feine Fahrräder ab, oder kann ich selbst noch mehr machen?
Post by Florian Ladwig
BTW, ein ausgesprochen schwaches Bild für die Werkstatt, überprüfen die
das Ergebnis ihrer Arbeit nicht? Eigentlich solltest Du da nochmal
richtig Rabatz machen.
Mir blieb die Spucke weg beim Preis der Inspektion (Bremsschuhe + 1
Plattfuß) und mein Gefühl beim Erstkontakt war auch nicht besonders. Ich
habe nur meinen Kollegen gesagt, daß ich mit dem Händler an einer
Münchener Prachtstrasse nicht glücklich geworden bin und hab für meinen
zweiten Versuch einen Händler über de.rec.fahrrad ausgewählt, der mir
viel sympatischer war. Eine negative Kritik genügt mir. Solange ein
Händler keinen richtigen Bockmist baut, habe ich keine Lust mich auch
noch über den Händler zu ärgern und wechsel einfach zum nächsten.

Also - vielen Dank: Du hast eine Diagnose gestellt, die noch kein
Händler bot!

Ulf
Florian Ladwig
2004-07-15 23:04:43 UTC
Permalink
Post by Ulf Wendel
Post by Florian Ladwig
Die Bremszange auf Leichtgängigkeit prüfen, Laufrad ausbauen und die
Bremsarme mit den Fingern zusammendrücken. Wenn das OK ist, den
kompletten Bremszug auswechseln.
Ah!
Vorne: Laufrad raus, Bremsarme ganz zusammengedrückt, Hände geöffnet,
deutliches Zucken zu hören und zu beim langsamen Öffnen auch zu spüren
auf den letzten 5mm (geschätzt). Nach dem "Knackpunkt" läuft alles
wieder glatt.
Naja, das kann auch das Ende der Zughülle sein, das in die Stellschraube
zurückschnappt.
Post by Ulf Wendel
Vielen Dank - mit dem Befund liefere ich das Radel mal in der Werkstatt
von Feine Fahrräder ab, oder kann ich selbst noch mehr machen?
Du solltest den Bremszug mal abschrauben und dann die Zange nochmal
untersuchen. Bei der Gelegenheit kannst Du auch den Zug auf
Leichtgängigkeit prüfen, mit einer Hand leicht auf Spannung halten und
den Bremshebel ziehen, das ein paarmal hin und her.
Post by Ulf Wendel
Post by Florian Ladwig
BTW, ein ausgesprochen schwaches Bild für die Werkstatt, überprüfen die
das Ergebnis ihrer Arbeit nicht? Eigentlich solltest Du da nochmal
richtig Rabatz machen.
Mir blieb die Spucke weg beim Preis der Inspektion
Eben genau das, und dann geht die Bremse noch nicht richtig, obwohl Du
das angesagt hast.
Post by Ulf Wendel
Also - vielen Dank: Du hast eine Diagnose gestellt, die noch kein
Händler bot!
Das ist einfach nur konsequentes Weiterverfolgen des Systems, wenn die
Klötze neu sind und die Felge sauber ist, muss die Ursache woanders
liegen. Wahrscheinlich ist es Korrosion, dafür kommen nur die Gelenke
der Bremse und der Zug in Frage.
--
Dieses Dokument wurde mit maschineller Unterstützung erstellt und gilt ohne
Unterschrift und Siegel. Alle Angaben ohne Gewähr. Wir stellen die Normalität
augenblicklich wieder her, sobald wir wissen was eigentlich normal ist.
***@gmx.de http://www.floimnetz.de
Horst Domian
2004-07-15 20:52:55 UTC
Permalink
Ahoi,
[Tiagra Bremsen schlecht?]
Ich fahre Tiagra Bremskörper mit Dura-Ace Belägen. Auch heute bei Dauerregen
keine Probleme (viele Abfahrten).
Die original Beläge sind der letzte Dreck, sofort auswechseln! Die Dinger
fressen komplette Felgen auf, besonders bei schlechtem Wetter (Winter).
Ulf Wendel
2004-07-15 21:06:54 UTC
Permalink
Post by Horst Domian
Ahoi,
[Tiagra Bremsen schlecht?]
Ich fahre Tiagra Bremskörper mit Dura-Ace Belägen. Auch heute bei Dauerregen
keine Probleme (viele Abfahrten).
Die original Beläge sind der letzte Dreck, sofort auswechseln! Die Dinger
fressen komplette Felgen auf, besonders bei schlechtem Wetter (Winter).
Hi, hi...

Ich fahre kaum noch mit dem Radel. Der erste Händler hat die
Originalbeläge ausgetauscht und etwas von Ultegra gemurmelt bei der
Beschreibung seiner Arbeit.

Um ehrlich zu sein, kann ich mir auch nicht vorstellen, daß ich als
absoluter Flachland- (München nur kurzzeitig) und Wenig-Fahrer wirklich
Unterschiede zwischen den Baugruppen verspüre. Am ehesten glaube ich
noch, daß man Unterschiede beim schalten verspüren kann. Aber auch nur
ab Tempo 40 unter Vollast, was ich nicht mehr erreiche.

Ich wollte also kein Bashing der Tiagra Bremskörpern betreiben, sondern
vielmehr Tipps zur Verbesserung der Bremsleistung erhalten, nachdem zwei
Händler nicht wirklich erfolgreich waren mit den vermutlichen
"Standardtipps". Jedem Anfänger würde ich raten: spar Dir das Geld für
teure Spielzeuge solange Du nicht mindestens eines zu Brei gefahren
hast, weil Du zu kräftig warst und weißt was Du brauchst. Naja und ich
bin (wieder) Anfänger.

Ulf
Wolfgang Strobl
2004-07-15 23:53:41 UTC
Permalink
Post by Ulf Wendel
Vor drei, vier Jahren habe ich mir ein Radel vom Händler meines
Vertrauens innerhalb meines Budgets zusammenstellen lassen. Heraus kam
ein recht schweres Rennradel mit Shimano 105 Komponenten und etwas
Tiagra Mix-In. Die für meine Frage relevanten Komponenten sind 105er
Bremsgriffschaltung, Tiagra Bremsen und Felgen auf denen zwei Aufkleber
Rigida Nova prangen.
Das Rad befindet sich in Originalbestückung. Vorder- und Hinterrad sind
identisch, dennoch ist die Bremsleistung vorne mangelhaft und hinten OK
- seit ein paar Monaten. Die Bremsbeläge hat der erste Händler auf
meine Klage hin ausgewechselt und etwas von Ultegra gefaselt. Gebracht
hat's nichts.
Nachdem Du schon einige gute Hinweise erhalten hast, möchte ich trotzdem
noch ein paar Anmerkungen machen.

Wir haben hier insgesamt drei Rennräder, die mit Dual-Pivot-Bremskörpern
ausgestattet sind, zwei mit 105 (einmal kurz, einmal lang), ein
Noname-Produkt.

Von Dual-Pivot-Bremsen sollte man wissen, daß ihre verglichen mit
früheren Single-Pivot-Bremsen bessere Wirkung i.W. dem höheren
Übersetzungsverhältnis zu verdanken ist. Allerdings geht das auf Kosten
der Haltbarkeit der Klötze, aus zwei Gründen: a Winkelfehler, b) kürzerer
Weg am Klotz.

Die Qualitätsunterschiede der ansonsten ähnlichen Bremsen bestehen i.W.
in der Qualität der Lagerung und der Verwindungssteifheit der Bremsarme.
Eine noch so hohe Übersetzung nützt nichts, wenn der klotzseitige kurze
Hebel so weich ist, daß er federt, statt den Klotz anzudrücken.

Bei den drei o.a. Rädern kann ich berichten, daß beide Ausführungen der
105er so gut und wirksam sind, daß mit vergleichsweise wenig Handkraft
die maximal mögliche Verzögerung von rund 6 m/s² problemlos erzielbar
ist. Der Unterschied zwischen kurz und lang ist spürbar, aber nicht
sehr.

Bei der zuletzt zusammen mit dem Rennrad erworbenen Noname-Bremse hatten
wir anfangs das Problem, daß sie nahezu keine Bremswirkung produzierte.
Dies war insofern erstaunlich, als bei der bei einem Rennrad und vorne
möglichen sehr kurzen und direkten Zugführung zusammen mit einer
Dual-Pivot-Bremse eigentlich viel Spielraum ist.

Zunächst vermutete ich Probleme mit dem Innenzug, das ist es ja meistens.
In diesem Fall nicht. Ich habe ziemlich lange daran herumgebrassel,
Leichgängigkeit geprüft, Innenzug erneuert, leicht gefettet, etc. Ohne
Erfolg. Den Erfolg brachte schließlich die Verlegung des Bremsgriffs von
rechts nach links. Das für meine Frau angeschaffe Rad hat einen sehr
schmalen Rennlenker und ein sehr kurzes Steuerrohr. So wie vom Händler
nach der %&$@! DIN-Vorschrift montiert, machte der Zug praktisch einen
180Grad-Bogen vom Bremsgriff rechts zur ebenfalls rechts gelegenen
Befestigung am Bremskörper. Das produzierte zusammen mit dem ziemlcih
weichen Bremskörper auch bei einem neuen Innenzug so viel Verluste, daß
die Bremse damit praktisch unwirksam wurde. Nach dem Umbau ist es zwar
im Vergleich zur 105er immer noch nicht wirklich gut - der Betätigungsweg
ist zu groß, dies ergibt ein schwammiges Betätigungsgefühl und man muß
öfter nachstellen, aber es ist immer noch besser als bei vielen
Gebrauchsrädern.

Ich kenne die Tiagra nicht, würde mir sie aber unter diesem Aspekt an
Deiner Stelle mal näher anschauen. Verbiegt sich der Bremskörper, wenn Du
den Bremshebel bis zum Anschlag ziehst? Bewegt sich der lange Arm?

Ein zweiter Defekt, den mir der eingebaut/eingebrockt hatte, der mir mein
Dreckrad zusammengebaut hat, schon beim Zusammenbau eingebaut hatte, und
der eine praktisch unwirksame Vorderradbremse zur Folge hatte, kann auch
als Verschleiß auftreten. Wenn bei der Montage einer der 19 Drähte des
Innenzuges abgespleißt wurde, fällt das nicht unbedingt auf, der Draht
faltet sich dann aber im Außenzug quasi ziehharmonikartig zusammen und
klemmt auf Dauer den ganzen Zug ein. Man zieht dann mehr an dieser Klemme
als am Bremskörper. Ähnliches kann auch passieren, wenn
verschleißbedingt einer der Drähte reißt und sich dann im Innenzug oder
irgendwo im Bremshebel oder einer Zugführung zusammenknäult. Die
eigentliche Ursache des Verschleiß ist das ungeschmierte
Gegeneinanderbewegen der einzelnen Fasern/Drähten des Innenzugs. Dies
passiert also vorzugsweise dort, wo dieser bei Betätigung gebogen wird,

Lange Rede kurzer Sinn: schau Dir die Zugführung an, und wechsele auf
jeden Fall den Innenzug. So ein Innenzug kostet weniger als ein Satz
Klötze, und die Montage ist auch einfacher.
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Gerald Eischer
2004-07-16 09:21:54 UTC
Permalink
Post by Wolfgang Strobl
Das für meine Frau angeschaffe Rad hat einen sehr
schmalen Rennlenker und ein sehr kurzes Steuerrohr. So wie vom Händler
180Grad-Bogen vom Bremsgriff rechts zur ebenfalls rechts gelegenen
Befestigung am Bremskörper. Das produzierte zusammen mit dem ziemlcih
weichen Bremskörper auch bei einem neuen Innenzug so viel Verluste, daß
die Bremse damit praktisch unwirksam wurde.
Ähnlich wie hier?
Loading Image...

Diese Bremsen funktionieren trotz der langen Bögen hervorragend, die
Züge sind deutlich leichtgängiger als die Hai-Tek-Züge am Rennrad mit
Kevlarbowden und Teflonbeschichtung.
Liegt IMO daran, dass die verwendeten Bowden von Diacompe sehr flexibel
sind. Eigentlich habe ich sie nur der Farbe wegen gewählt...
--
Gerald

| FAQ zu de.rec.fahrrad: http://drffaq.freezope.org |
| Für OE-Nutzer: http://www.wschmidhuber.de/oeprob/index.html |
Wolfgang Strobl
2004-07-16 19:26:00 UTC
Permalink
Post by Gerald Eischer
Post by Wolfgang Strobl
Das für meine Frau angeschaffe Rad hat einen sehr
schmalen Rennlenker und ein sehr kurzes Steuerrohr. So wie vom Händler
180Grad-Bogen vom Bremsgriff rechts zur ebenfalls rechts gelegenen
Befestigung am Bremskörper. Das produzierte zusammen mit dem ziemlcih
weichen Bremskörper auch bei einem neuen Innenzug so viel Verluste, daß
die Bremse damit praktisch unwirksam wurde.
Ähnlich wie hier?
http://members.kabsi.at/eischer/gerald/bilder/rossin/rossin3.jpg
Ja.

Loading Image...
Post by Gerald Eischer
Diese Bremsen funktionieren trotz der langen Bögen hervorragend,
Es kommt nicht so sehr auf die Länge der Bögen an, sondern auf den
Gesamtwinkel. Wobei ich schon bei der Montage der Original-Züge, die
zusammen mit der langen 105er kamen, dan das alte Peugeot den Eindruck
hatte, daß der etwas größere Außendurchmesser der Züge für die besseren
Leichtgängigkeit verantwortlich ist.

Wie auch immer. Nachdem ich die Griffe auf die gewohnte Seite verlegt
hatte, ließ die Leichtgängigkeit der Züge nichts mehr zu wünschen übrig.
Es halt bloß so, daß ich den Hebel bei der Bremse über ca. 3.5 cm bis an
den Anschlag ziehen kann. Dabei gibt i.W. der Bremskörper nach, ein wenig
auch die Klötze selber.
--
Wir danken für die Beachtung aller Sicherheitsbestimmungen
Gerald Eischer
2004-07-16 23:49:56 UTC
Permalink
Post by Wolfgang Strobl
http://www.mystrobl.de/ws/fahrrad/bilder/20010802_122620.jpg
Da war der vordere Bremsbowden zu lang abgeschnitten, der hätte um gut
2 cm kürzer sein müssen.
Post by Wolfgang Strobl
Es halt bloß so, daß ich den Hebel bei der Bremse über ca. 3.5 cm bis an
den Anschlag ziehen kann. Dabei gibt i.W. der Bremskörper nach, ein wenig
auch die Klötze selber.
Der Bremshebel lässt sich bis an den Lenker durchziehen? Das habe ich
an einer Rennradbremse noch nicht erlebt.
--
Gerald

| FAQ zu de.rec.fahrrad: http://drffaq.freezope.org |
| Für OE-Nutzer: http://www.wschmidhuber.de/oeprob/index.html |
Helmut Springer
2004-07-17 13:13:28 UTC
Permalink
Post by Gerald Eischer
Der Bremshebel lässt sich bis an den Lenker durchziehen? Das habe
ich an einer Rennradbremse noch nicht erlebt.
Duerfte eine Frage der Handkraft sein. Nicht, dass ich uebermaessig
davon haette, aber Rennbremsen kann ich oft durchziehen...
--
MfG/Best regards
helmut springer
Rainer H. Rauschenberg
2004-07-19 10:47:15 UTC
Permalink
Post by Gerald Eischer
Der Bremshebel lässt sich bis an den Lenker durchziehen? Das habe ich
an einer Rennradbremse noch nicht erlebt.
HS66 am Upright meines Frauensleuts. Naja, ich war ne Weile zu faul
nachzustellen, der eigentliche Grund ist aber, dass sie zu wenig Handkraft
fuers Bremsen in der Auf-dem-Bremsgriff-Position hat, wenn ich den
Druckpunkt weiter raus lege. Alpengetestet.

Rainer "nicht wirklich HS66: 'Bremszangen' erste Generation Magura
Hydraulik mit U-Buegeln (hatte der LBS noch unter der Ladentheke, guter
Preis) und zwei einzelne HS66/77-Bremshebel (scheissteuer, aber beim Rest
hatten wir ja gut gespart ...)" Rauschenberg

Christoph Strauch
2004-07-16 13:26:40 UTC
Permalink
Post by Ulf Wendel
Ahoi,
ich bin recht frustiert über die sehr schlechte Bremsleistung meines
Radels.
Vor drei, vier Jahren habe ich mir ein Radel vom Händler meines
Vertrauens innerhalb meines Budgets zusammenstellen lassen. Heraus kam
ein recht schweres Rennradel mit Shimano 105 Komponenten und etwas
Tiagra Mix-In. Die für meine Frage relevanten Komponenten sind 105er
Bremsgriffschaltung, Tiagra Bremsen und Felgen auf denen zwei
Aufkleber
Rigida Nova prangen.
Das Rad befindet sich in Originalbestückung. Vorder- und Hinterrad sind
identisch, dennoch ist die Bremsleistung vorne mangelhaft und hinten OK
- seit ein paar Monaten. Die Bremsbeläge hat der erste Händler auf
meine Klage hin ausgewechselt und etwas von Ultegra gefaselt. Gebracht
hat's nichts.
Die Bremse ist exakt eingestellt in Bezug auf Abstand der Beläge zur
Felge und Ausrichtung?

Häufige Ursache für mangelhafte Bremswirkung sind auch schlecht verlegte
Züge. Das solltest du aber am Druckpunkt merken.

CS
--
Immer auf dem aktuellen Stand mit den Newsgroups von freenet.de:
http://newsgroups.freenet.de
Ulf Wendel
2004-07-18 19:37:50 UTC
Permalink
Post by Ulf Wendel
ich bin recht frustiert über die sehr schlechte Bremsleistung meines
Radels.
Vielen Dank für Eure Tipps - ich habe mein Problem inzwischen durch
Austausch gelöst.

Die am Radel vorhandenen Tiagra Bremsen waren:

- fest angeschraubt
- leichtgängig (ja, Kabelhülle verursachte vermeldeten "Sprung")
- mit frischen, angeschliffenen Bremskötzen versehen
- auf sauberen Felgen (Mopedreiniger) machtlos
- brauchbar zentriert
- mit ordentlichen Seilzügen versehen
- mit korrekt verlegten Kabelhüllen versehen

Nur leider stimmte die Bremsleistung nicht. Nachdem auch bei Feine in
München keine neuen Tipps mehr drin waren, griff ich zum Geldbeutel. Der
Verkäufer wollte fast keine Bremsen rausrücken, weil er sich nicht
vorstellen konnte, daß es an den Tiagra Bremsen lag, aber ich wollte
einfach neue Bremsen und eine Lösung für mein Problem. Er äußerte zwar
die Vermutung, daß es an einfacheren Material im Vergleich zu höheren
Baugruppen liegen könne, wollte aber nicht einen 250,-- DM Ausweg als
einzig möglichen darstellen. Meine Frage nach dem Vorhandensein vom
105er Bremsen wurde mit einem Verweis auf Ultegra beantwortet und ich
willigte ein, weil mir das Verhalten des Verkäufers sehr sympatisch war
und ich inzwischen Vertrauen in ihn gefasst hatte (Beratung eines
Neukunden bei vollem Laden, kostenlose Lenkradspieleinstellung, kein
Hang zum andrehen von Sachen, die ich nicht brauche, Angebot die Bremsen
selbst in der Werkstatt einzubauen, weil die am Samstag geschlossen war.)

Ein paar dreckige Finger später, waren die neuen Bremsen montiert. Das
Ergebnis war überzeugend. Endlich wieder Bremsen, endlich keine Angst
mehr nicht mehr rechtzeitig bremsen zu können! 127,50 Euro ärmer (49
Cent unter raddiscount.de), aber glücklich werde ich noch einmal in den
Laden radeln, um die überstehenden Bowdenzüge abknipsen zu lassen - ich
habe keinen Saitenschneider hier in Ausland, in München.

Ulf
Loading...