Marius Otte
2003-08-11 18:55:06 UTC
Vorgeschichte ---
Sport treibe ich eigentlich nur, um mich mit elektronischen
Spielzeugen zu umgeben. Bisher besaß ich für's Fahrrad einen Ciclomaster
CM414-Alti Tacho und zum Laufen eine Polar S410 Pulsuhr. Mit der Uhr war
ich auch immer zufrieden. Bedienung und Anzeigen sind durchdacht und
wohl von Leuten entwickelt, die selber Laufen. Gestört hat mich dann
aber doch immer mehr der begrenzte Speicher (schlechte Auflösung bei
langen Läufen, keine Möglichkeit mehrere Einheiten abzuspeichern) und,
seit dem Wechsel vom Desktop-Rechner zum Notebook, Schwierigkeiten mit
der SonicLink Übertragung.
Schwierigkeiten heißt: Trotz eines externen Mikrofonverstärkers habe
ich nur sporadisch unter Ausstoß von unzähligen Flüchen eine Verbindung
hinbekommen. Anscheindend hat das Notebook eine ziemlich üble
Eingansstufe. Bevor ich am Herzinfarkt sterbe, hab ich mich dann schnell
überredet (das kann ich gut), eine Uhr mit IrDa Übertragung zu kaufen.
Die Wahl ---
Da ich mehr laufe als Rad fahre, war eigentlich klar, dass es wieder
ein Modell von Polar sein sollte. Einziger Punkt, der für mich dagegen
sprach -- bis auf den Preis natürlich -- ist deren dämliche
Software-Politik. Zum einen hab ich nie verstanden, warum bei der S410
nur die Billigvariante PC Coach Light mitgeliefert wird (die Uhr ist ja
nun auch nicht gerade billig), was mich aber so richtig aufregt ist, wie
das Programm mit *meinen* Daten umgeht. Die werden in irgendwelchen
undurchsichtigen Binärfiles abgelegt und sind nur mit Mühe oder auch
überhaupt nicht in vernünftige offene Formate
konvertierbar. Peinlicherweise schafft es ja nicht mal die Polar
Precision Perfomance (PPP) Software, die alten Dateien zu
importieren. Was könnt ich mich aufregen. So ein Schrott. Was denken die
sich eigentlich? Grzlm... Blöd natürlich auch, dass Polar nur
MS-Betriebssysteme unterstützt. Da passt wieder eins zum anderen.
So, wenn schon, denn schon. Am Rad will ich nun auch was zum Speichern
haben. Insbesondere die gefahrenen Höhenmeter guckt man sich ja gerne
hinterher noch mal an. Der ambitionierte Datenjunkie berechnet sich
daraus auch schon mal mit Begeisterung irgendwelche
Durchschnittsleistungen am Berg oder die Korrelation zwischen absoluter
Höhe und Trittfrequenz oder ähnlich abstruse Sachen. Naja, da bleibt
halt nur die S710i über. Da kann man dann ja vielleicht sogar noch mal
den Leistungsmesser dazukaufen ... aber nein, da ist auch beim mir die
preisliche Schmerzgrenze erreicht.
Bestellt und geliefert ---
Um möglichst stressfrei an das begehrte Stück zu kommen, fiel meine
Wahl auf den Netz-Laden vom Uli Fehr. Bestellt (Uhr plus
Trittfrequenzmesser), per Vorkasse bezahlt, paar Tage später war das
Päckchen da. Wunderbar. Merkwürdigerweise nicht an der angegebenen
Lieferanschrift, sondern an der Bestelladresse. Egal, glücklicherweise
war jemand da, der es annehmen konnte.
Optisch hatte ich nicht viel erwartet. Auf den Bildern im Netz konnte
man schon erkennen, dass sie in einem üblen mausgrau daherkommt. So
war's dann auch. Die alte war in einem schmucken blau. Überrascht hat
mich dann allerdings, dass der Apparat ein gutes Stück wuchtiger ist als
die S410. Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass die gesamte S-Reihe
das gleiche Gehäuse besitzt. Die alte Uhr finde ich jedenfalls deutlich
hübscher. Dafür ist bei der neuen das Display ein bisschen größer.
Da ich die Bedienphilosophie von Polar schon kannte, war es ein
leichtes, alle relevanten Einstellungen vorzunehmen. Interessiert war
ich natürlich an den neuen Fahrradfunktionen. Also ab in die Garage und
die beiden drahtlosen Geber montieren. Nun hatte ich ja schon ein
Schnurlos-Tacho. Erst mal auf Nummer sicher gehen, und aus dessen Sender
die Batterie entfernen. Die Polar-Geber werden mit jeder Menge
Kabelbinder und selbstklebenden Gummiunterlagen geliefert. Sehr
schön. Die Klebedinger müssen eine Entwicklung aus der Raumfahrt
sein. Die kleben sehr ordentlich auch auf verdrecktem Rahmen und lassen
sich rückstandslos wieder entfernen. Supergut: Die Geber haben eine LED
eingebaut, die bei den ersten paar registrierten Pulsen blinken. Da weiß
man wieder, wofür das ganze Geld ausgegeben wurde (positiv gemeint).
Nun geht es an meinem Lenker so eng zu, dass kein Platz mehr für die
Uhrhalterung ist. Als Ausweg schnall ich die Uhr jetzt auf die
Lampenhalterung, abgefedert duch ein Stück Küchenschwamm. Ist eigentlich
genauso gut wie die Originalhalterung, funktioniert nur nicht, wenn ich
mit Licht fahre.
Erste Tests ---
Man muss schon sagen, es ist ein ziemlicher Krampf dem Fahrrad eine
Uhr anzuziehen. Als Tachoersatz möchte ich die Uhr deshalb auch nicht
ansehen, eher als reinen Daten-Logger. Sei's drum, Geschwindigkeit und
Trittfrequenz werden jedenfalls angezeigt. Puls auch. Nur mit der
Temperatur das hab ich zunächst nicht verstanden (hab mir natürlich auch
die Anleitung nicht richtig durchgelesen). Die wird nämlich nur
angezeigt, wenn die Höhe für den mittleren Anzeigebereich ausgewählt
wird. Da bin ich vom Ciclomaster anderes gewohnt, den nutze ich auch
schon mal als Raumthermometer. Geht bei der Polar schlecht, die springt
irgendwann zurück auf Uhrzeit.
Nun aber erst mal wieder die Batterie in den Ciclomaster Sender
einlegen und gucken was passiert. Ich hab ja mit allem gerechnet, aber
nicht, dass es funktioniert. Aber es tut. Anscheinend arbeiten die vier
Sender alle ungestört zusammen. Cool.
In dieser Konfiguration zeigen sich dann aber Schwächen bei der
Polar-Bedienung. Da der Tacho die Geschwindigkeit in schönen großen
Ziffern anzeigt, muss ich die auf der Uhr nicht nochmal sehen. Es lassen
sich jedoch nicht alle Anzeigebereiche frei konfigurieren, so dass man
z.B. nicht die Trittfrequenz auf den mittleren (großen) Bereich der Uhr
bekommt. Schade. Der obere Bereich ist bei wilder Fahrt nämlich ganz
schön schwer abzulesen.
Insgesamt würde ich sagen, dass sich der Ciclomaster auf dem Rad
deutlich besser bedienen und auch ablesen lässt. Ein Tacho ist halt ein
Tacho und eine Uhr ist eine Uhr.
Direkt bei der ersten Straßenbahnleitung hat dann die
Trittfrequenzanzeige ausgesetzt. Da ich schon davon gelesen hatte, hab
ich fluchs die Sender auf höhere Leistung gejumpert. Beim Queren der
Oberleitungen war heute aber schon wieder ein Aussetzer. Schon scheiße,
diese ganze drahtlose Kacke.
An den Rechner ---
So, nun aber mal die gesammelten Daten auf den Rechner gespielt. Die
IrDa Übertragung wollte zunächst nicht so recht. War aber wohl mein
Fehler, da ich zu viel auf den Tasten der Uhr rumgedrückt hatte. Das war
ich von der SonicLink Prozedur noch so gewöhnt. Wenn man einfach nur ins
Connect Menü geht und die Uhr vor dem Rechner platziert, funktioniert's.
Herrlich, man fährt eine Stunde Rad und braucht dann noch mal eine
Stunde, bis alle aufgezeichneten Kurven analysiert sind. So war das
gedacht. Die PPP-Software ist auch tatsächlich ziemlich ordentlich. Hier
auch gerade wieder die Funktionen für's Laufen, wie das Eintragen von
Zwischenzeiten und die Angabe von min/km und allem Schnick und
Schnack. Jedenfalls ist mir noch nichts aufgefallen, was ich
vermisse. Wohl aber gibt's jetzt Sachen, die ich vorher nicht vermisst
hatte, nun aber vermissen würde wenn ich sie nicht mehr hätte.
Vorläufiges Fazit ---
Ich bin zufrieden. Die Infrarot-Schnittstelle, der große Speicher und
das kleine Speicherintervall (minimal 5s) sind wirklich ein
Mehrwert. Beim Laufen ist die Bedienung über jeden Zweifel erhaben, auf
dem Fahrrad kneift's a bisserl. Dafür entschädigt aber die Datenflut,
die im Anschluss in den Rechner gespült wird.
Grüße,
Marius
P.S.: Wenn jemand eine gebrauchte S410 sucht ...
Sport treibe ich eigentlich nur, um mich mit elektronischen
Spielzeugen zu umgeben. Bisher besaß ich für's Fahrrad einen Ciclomaster
CM414-Alti Tacho und zum Laufen eine Polar S410 Pulsuhr. Mit der Uhr war
ich auch immer zufrieden. Bedienung und Anzeigen sind durchdacht und
wohl von Leuten entwickelt, die selber Laufen. Gestört hat mich dann
aber doch immer mehr der begrenzte Speicher (schlechte Auflösung bei
langen Läufen, keine Möglichkeit mehrere Einheiten abzuspeichern) und,
seit dem Wechsel vom Desktop-Rechner zum Notebook, Schwierigkeiten mit
der SonicLink Übertragung.
Schwierigkeiten heißt: Trotz eines externen Mikrofonverstärkers habe
ich nur sporadisch unter Ausstoß von unzähligen Flüchen eine Verbindung
hinbekommen. Anscheindend hat das Notebook eine ziemlich üble
Eingansstufe. Bevor ich am Herzinfarkt sterbe, hab ich mich dann schnell
überredet (das kann ich gut), eine Uhr mit IrDa Übertragung zu kaufen.
Die Wahl ---
Da ich mehr laufe als Rad fahre, war eigentlich klar, dass es wieder
ein Modell von Polar sein sollte. Einziger Punkt, der für mich dagegen
sprach -- bis auf den Preis natürlich -- ist deren dämliche
Software-Politik. Zum einen hab ich nie verstanden, warum bei der S410
nur die Billigvariante PC Coach Light mitgeliefert wird (die Uhr ist ja
nun auch nicht gerade billig), was mich aber so richtig aufregt ist, wie
das Programm mit *meinen* Daten umgeht. Die werden in irgendwelchen
undurchsichtigen Binärfiles abgelegt und sind nur mit Mühe oder auch
überhaupt nicht in vernünftige offene Formate
konvertierbar. Peinlicherweise schafft es ja nicht mal die Polar
Precision Perfomance (PPP) Software, die alten Dateien zu
importieren. Was könnt ich mich aufregen. So ein Schrott. Was denken die
sich eigentlich? Grzlm... Blöd natürlich auch, dass Polar nur
MS-Betriebssysteme unterstützt. Da passt wieder eins zum anderen.
So, wenn schon, denn schon. Am Rad will ich nun auch was zum Speichern
haben. Insbesondere die gefahrenen Höhenmeter guckt man sich ja gerne
hinterher noch mal an. Der ambitionierte Datenjunkie berechnet sich
daraus auch schon mal mit Begeisterung irgendwelche
Durchschnittsleistungen am Berg oder die Korrelation zwischen absoluter
Höhe und Trittfrequenz oder ähnlich abstruse Sachen. Naja, da bleibt
halt nur die S710i über. Da kann man dann ja vielleicht sogar noch mal
den Leistungsmesser dazukaufen ... aber nein, da ist auch beim mir die
preisliche Schmerzgrenze erreicht.
Bestellt und geliefert ---
Um möglichst stressfrei an das begehrte Stück zu kommen, fiel meine
Wahl auf den Netz-Laden vom Uli Fehr. Bestellt (Uhr plus
Trittfrequenzmesser), per Vorkasse bezahlt, paar Tage später war das
Päckchen da. Wunderbar. Merkwürdigerweise nicht an der angegebenen
Lieferanschrift, sondern an der Bestelladresse. Egal, glücklicherweise
war jemand da, der es annehmen konnte.
Optisch hatte ich nicht viel erwartet. Auf den Bildern im Netz konnte
man schon erkennen, dass sie in einem üblen mausgrau daherkommt. So
war's dann auch. Die alte war in einem schmucken blau. Überrascht hat
mich dann allerdings, dass der Apparat ein gutes Stück wuchtiger ist als
die S410. Irgendwie war ich davon ausgegangen, dass die gesamte S-Reihe
das gleiche Gehäuse besitzt. Die alte Uhr finde ich jedenfalls deutlich
hübscher. Dafür ist bei der neuen das Display ein bisschen größer.
Da ich die Bedienphilosophie von Polar schon kannte, war es ein
leichtes, alle relevanten Einstellungen vorzunehmen. Interessiert war
ich natürlich an den neuen Fahrradfunktionen. Also ab in die Garage und
die beiden drahtlosen Geber montieren. Nun hatte ich ja schon ein
Schnurlos-Tacho. Erst mal auf Nummer sicher gehen, und aus dessen Sender
die Batterie entfernen. Die Polar-Geber werden mit jeder Menge
Kabelbinder und selbstklebenden Gummiunterlagen geliefert. Sehr
schön. Die Klebedinger müssen eine Entwicklung aus der Raumfahrt
sein. Die kleben sehr ordentlich auch auf verdrecktem Rahmen und lassen
sich rückstandslos wieder entfernen. Supergut: Die Geber haben eine LED
eingebaut, die bei den ersten paar registrierten Pulsen blinken. Da weiß
man wieder, wofür das ganze Geld ausgegeben wurde (positiv gemeint).
Nun geht es an meinem Lenker so eng zu, dass kein Platz mehr für die
Uhrhalterung ist. Als Ausweg schnall ich die Uhr jetzt auf die
Lampenhalterung, abgefedert duch ein Stück Küchenschwamm. Ist eigentlich
genauso gut wie die Originalhalterung, funktioniert nur nicht, wenn ich
mit Licht fahre.
Erste Tests ---
Man muss schon sagen, es ist ein ziemlicher Krampf dem Fahrrad eine
Uhr anzuziehen. Als Tachoersatz möchte ich die Uhr deshalb auch nicht
ansehen, eher als reinen Daten-Logger. Sei's drum, Geschwindigkeit und
Trittfrequenz werden jedenfalls angezeigt. Puls auch. Nur mit der
Temperatur das hab ich zunächst nicht verstanden (hab mir natürlich auch
die Anleitung nicht richtig durchgelesen). Die wird nämlich nur
angezeigt, wenn die Höhe für den mittleren Anzeigebereich ausgewählt
wird. Da bin ich vom Ciclomaster anderes gewohnt, den nutze ich auch
schon mal als Raumthermometer. Geht bei der Polar schlecht, die springt
irgendwann zurück auf Uhrzeit.
Nun aber erst mal wieder die Batterie in den Ciclomaster Sender
einlegen und gucken was passiert. Ich hab ja mit allem gerechnet, aber
nicht, dass es funktioniert. Aber es tut. Anscheinend arbeiten die vier
Sender alle ungestört zusammen. Cool.
In dieser Konfiguration zeigen sich dann aber Schwächen bei der
Polar-Bedienung. Da der Tacho die Geschwindigkeit in schönen großen
Ziffern anzeigt, muss ich die auf der Uhr nicht nochmal sehen. Es lassen
sich jedoch nicht alle Anzeigebereiche frei konfigurieren, so dass man
z.B. nicht die Trittfrequenz auf den mittleren (großen) Bereich der Uhr
bekommt. Schade. Der obere Bereich ist bei wilder Fahrt nämlich ganz
schön schwer abzulesen.
Insgesamt würde ich sagen, dass sich der Ciclomaster auf dem Rad
deutlich besser bedienen und auch ablesen lässt. Ein Tacho ist halt ein
Tacho und eine Uhr ist eine Uhr.
Direkt bei der ersten Straßenbahnleitung hat dann die
Trittfrequenzanzeige ausgesetzt. Da ich schon davon gelesen hatte, hab
ich fluchs die Sender auf höhere Leistung gejumpert. Beim Queren der
Oberleitungen war heute aber schon wieder ein Aussetzer. Schon scheiße,
diese ganze drahtlose Kacke.
An den Rechner ---
So, nun aber mal die gesammelten Daten auf den Rechner gespielt. Die
IrDa Übertragung wollte zunächst nicht so recht. War aber wohl mein
Fehler, da ich zu viel auf den Tasten der Uhr rumgedrückt hatte. Das war
ich von der SonicLink Prozedur noch so gewöhnt. Wenn man einfach nur ins
Connect Menü geht und die Uhr vor dem Rechner platziert, funktioniert's.
Herrlich, man fährt eine Stunde Rad und braucht dann noch mal eine
Stunde, bis alle aufgezeichneten Kurven analysiert sind. So war das
gedacht. Die PPP-Software ist auch tatsächlich ziemlich ordentlich. Hier
auch gerade wieder die Funktionen für's Laufen, wie das Eintragen von
Zwischenzeiten und die Angabe von min/km und allem Schnick und
Schnack. Jedenfalls ist mir noch nichts aufgefallen, was ich
vermisse. Wohl aber gibt's jetzt Sachen, die ich vorher nicht vermisst
hatte, nun aber vermissen würde wenn ich sie nicht mehr hätte.
Vorläufiges Fazit ---
Ich bin zufrieden. Die Infrarot-Schnittstelle, der große Speicher und
das kleine Speicherintervall (minimal 5s) sind wirklich ein
Mehrwert. Beim Laufen ist die Bedienung über jeden Zweifel erhaben, auf
dem Fahrrad kneift's a bisserl. Dafür entschädigt aber die Datenflut,
die im Anschluss in den Rechner gespült wird.
Grüße,
Marius
P.S.: Wenn jemand eine gebrauchte S410 sucht ...