Post by Robert WaldnerDazu gibt's hier oft noch einen Effekt, den ich mir nicht erklaeren
kann: Nebenstrasse, 30er Zone, ich fahr ~25, Auto von hinten, WRUMMMMM,
zieht mit gut 40-50 an mir vorbei, bremst sich ein und faehrt mit
ziemlich genau 25 die naechsten 500m vor mir her. Kein Knapp-Ueberholen,
kein Ausbremsen. Platz&Sicht wuerden eher verleiten, da 50 statt der
erlaubten 30 zu fahren.
Das passiert oft genug (sicher 1x/Woche), dass ich sogar mal extra
selbst mit dem Auto dort lang gefahren bin, aber auch die
Windschutzscheiben- Perspektive konnte mich diesbez. nicht erhellen.
Dazu mußt Du dich in die Gefilde der Funktionsweise und Programmierung
des Human BioComputers begeben. Das sind aber Abgründe, zumindest wenn
man der mathematischen Logik halbwegs mächtig ist und irgendwie die
Objektivierbarkeit einen Wert besitzt.
Als erstes sehe ich eine emotionale Stimulation aufgrund der
Identifikation eines *Radfahrers*, eine Fokussierung auf diesen
Radfahrer, der wie andere schon vorher, 'im Weg' ist und damit das
Nachempfinden traumatischer Erfahrungen triggert - Das Wiedererleben der
mit *Radfahrern* verknüpften negativen Stimulierungen von Behindern,
Bremsen, Langsamfahren und empfundenen Dränglern von hinten und der
Schimpferei der Frau die mit dem Essen wartet...
Die Emotionen lassen alles andere Vergessen, T30, Überholabstände, ...
Sie sind nicht ganz so vorherrschend wenn eine persönlich bekannte Person
auf dem Rad von dem Begriff "Radfahrer" ablenkt.
Nach dem überholen ist der Radfahrer weg, die Aufregung legt sich, die
Ressourcen werden frei sich mit der Situation zu beschäftigen: "Ach, hier
darf ich ja nur 30 fahren..." ...
Außerdem muß doch ein Radfahrer immer langsamer sein, weil sonst das
Konzept Auto, als schnelles Mobilitätswerkzeug mit dem man Zeit spart,
nicht funktioniert und man darüber nachdenken könnte, das Autofahren
vielleicht auch dumm ist, neben dann anderen Argumenten: Dreck, Lärm,
Gefahr, Ressourcenverschwendung.
Und dann ist da noch die kognitive Dissonanz die dadurch entsteht, das
andere Dinge tun, die man selbst für sich kategorisch ausschließt und
ablehnt - radfahren.
Autofahren hat bei vielen Menschen etwas mit Sucht- und unreflektiertem
Gewohnheitsverhalten zu tun und das Bewußtsein ist nur dazu da das
irgendwie zu rechtfertigen.
Dieses Überholverhalten ist ein Symptom davon, obwohl mein Eindruck eher
ist das viele hinterherfahren - liegt vielleicht aber daran, das ein
alter Sack auf einem bunten Sesselrad in der Mitte der Fahrspur weniger
als Radfahrer identifiziert wird.
Die Bilder von Radfahrer und Radfahren sind kommunikationstechnisch
versaut, sie sind erfolgreich mit allerlei negativen Emotionen und
Bildern belegt so dass ich zuweilen dazu neige zu sagen: wir brauchen
neue Begriffe dafür.
Ervin