Discussion:
Sind verbogene Gabeln bei Trommelbremsen ein reales Problem?
(zu alt für eine Antwort)
Ralph Aichinger
2015-10-10 21:46:02 UTC
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Bei einer nachgerüsteten Trommelbremse hat man ja einen Hebel, der
die Bremskräfte aufnimmt, der mit einer Schelle mit der Gabel
irgendwo in der Mitte oder dem unteren Drittel verbunden wird.
Gabeln die für Trommelbremsen gedacht sind, haben ein Anlötteil
dafür, und sind hoffentlich ausreichend dimensioniert dafür.

Im Internet liest man immer wieder, daß verbiegen einer nicht
für Nabenbremsen vorgesehenen Gabeln ein reales Problem wäre.
Ich hab bis jetzt zweimal so eine Bremse verwendet, und dies-
bezüglich keine Probleme gehabt, aber an eher überdimensionierten
Mountainbike-Gabeln.

Hat jemand von Euch praktische Erfahrungen damit, oder kann
es grob überschlagsmäßig rechnerisch abschätzen?

Ist das nur das übliche Gerede von Leuten die sich theoretische
Gedanken machen, aber keine praktische Erfahrungen machen
(wie auch sonst vieles was man über Trommelbremsen liest), oder
hat das eine reale Basis?

/ralph -- ich überlege mir eine XL-FDD an mein "Velorbis"1-Rad
zu bauen, aber will die Gabel nicht ruinieren. Die
XL-FDD dürfte ja eine heftig starke Trommelbremse sein.

1 Vermutlich von "Engelbert Mayer", was auch immer von denen zu halten
ist.
Olaf Schultz
2015-10-11 12:05:23 UTC
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Post by Ralph Aichinger
Bei einer nachgerüsteten Trommelbremse hat man ja einen Hebel, der
die Bremskräfte aufnimmt, der mit einer Schelle mit der Gabel
irgendwo in der Mitte oder dem unteren Drittel verbunden wird.
Gabeln die für Trommelbremsen gedacht sind, haben ein Anlötteil
dafür, und sind hoffentlich ausreichend dimensioniert dafür.
Im Internet liest man immer wieder, daß verbiegen einer nicht
für Nabenbremsen vorgesehenen Gabeln ein reales Problem wäre.
Trift sicherlich bei den kurzen Scheibenbremshebelarmen zu... dort unten
ist die Gabelscheide etwa schwächlich was I angeht. Bei den langen
Hebelarmen der Trommelbremsen (I-Brake, -FDD) sollte das real kein
Problem sein. Oder Andreas O.?

Olaf
Andreas Oehler
2015-10-11 19:57:56 UTC
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Post by Ralph Aichinger
Bei einer nachgerüsteten Trommelbremse hat man ja einen Hebel, der
die Bremskräfte aufnimmt, der mit einer Schelle mit der Gabel
irgendwo in der Mitte oder dem unteren Drittel verbunden wird.
Gabeln die für Trommelbremsen gedacht sind, haben ein Anlötteil
dafür, und sind hoffentlich ausreichend dimensioniert dafür.
Im Internet liest man immer wieder, daß verbiegen einer nicht
für Nabenbremsen vorgesehenen Gabeln ein reales Problem wäre.
Ich hab bis jetzt zweimal so eine Bremse verwendet, und dies-
bezüglich keine Probleme gehabt, aber an eher überdimensionierten
Mountainbike-Gabeln.
Hat jemand von Euch praktische Erfahrungen damit, oder kann
es grob überschlagsmäßig rechnerisch abschätzen?
Ich habe mit eine i-brake eine nicht übermäßig leichte Stahl-Gabel (von
einem italienischen 70er-Jahre Renner vom Sperrmüll) durch knackiges
Bremsen (mit gelupftem Hinterrad) im Bereich der Schelle verbogen. Nicht
ohne Grund lieferte SRAM keine Schellen dazu und hat die Nutzung mit
Schelle IIRC sogar explizit verboten.

Mit der Trommelbremse einer Sachs-Orbit habe ich den Hinterbau eines
Hercules (frühe 80er?) brutal verbogen. Die Bremse neigte bei erster
Betätigung nach Stehen in feuchter Umgebung zum garstigen Zupacken.

Bei unkomfortabel schweren und großvolumigen oder kurzen 20"-Gabeln sollte
das hingegen eher harmlos sein.

Eine luschigen 70mm SA-Trommel sollte man aber ohnehin nicht in 26" oder
28"-Vorderrädern einsetzen, wenn einem das Leben lieb ist und man mehr als
Schrittgeschwindigkeit damit fahren will.
Post by Ralph Aichinger
/ralph -- ich überlege mir eine XL-FDD an mein "Velorbis"1-Rad
zu bauen, aber will die Gabel nicht ruinieren. Die
XL-FDD dürfte ja eine heftig starke Trommelbremse sein.
Netter Scherz.

Andreas
Sascha Dungs
2015-10-11 20:35:57 UTC
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Post by Andreas Oehler
Mit der Trommelbremse einer Sachs-Orbit habe ich den Hinterbau eines
Hercules (frühe 80er?) brutal verbogen. Die Bremse neigte bei erster
Betätigung nach Stehen in feuchter Umgebung zum garstigen Zupacken.
Das kann ich bestätigen. Auch der Hinterbau meines "Hercules Alassio"
konnte den Kräften der Trommelbremse nicht allzu lange widerstehen.
Wurde dann von meinem Herrn Vater (gelernter Schlosser) wieder gerichtet
und an der besonders belasteten Stelle durch eine aufgelötete Hülse
verstärkt. Wenn ich mich recht erinnere, sind mir auch vorher schon
mindestens zwei von den Schellen glatt durchgerissen (das war aber auch
ein sehr dünnes Blech im Original).

Beim selben Fahrrad ist mir irgendwann später die Originalgabel von
Hercules im Übergang vom Gabelschaft zum unteren Teil gebrochen - zum
Glück hat sich das erst durch ein eher schwammiges Fahrgefühl bemerkbar
gemacht. Ich schiebe das ebenfalls auf die nicht ausreichend für die
teilweise "garstige" Bremswirkung der Trommelbremse dimensionierte Gabel.

Wenn an einem Rad vom Baumarkt oder Discounter derlei heutzutage
auftreten würde, würde das nur zu gut in gängige Vorurteile passen, aber
damals (1987?) war das schon mit 1000 DM ein durchaus
überdurchschnittlich teures Fahrrad.

Gruß,
Sascha
Markus Luft
2015-10-11 21:18:54 UTC
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Post by Sascha Dungs
Post by Andreas Oehler
Mit der Trommelbremse einer Sachs-Orbit habe ich den Hinterbau eines
Hercules (frühe 80er?) brutal verbogen. Die Bremse neigte bei erster
Betätigung nach Stehen in feuchter Umgebung zum garstigen Zupacken.
Das kann ich bestätigen. Auch der Hinterbau meines "Hercules Alassio"
konnte den Kräften der Trommelbremse nicht allzu lange widerstehen.
Wurde dann von meinem Herrn Vater (gelernter Schlosser) wieder gerichtet
und an der besonders belasteten Stelle durch eine aufgelötete Hülse
verstärkt. Wenn ich mich recht erinnere, sind mir auch vorher schon
mindestens zwei von den Schellen glatt durchgerissen (das war aber auch
ein sehr dünnes Blech im Original).
Jetzt war ich gerade kurz verwirrt und hatte das Alassio mit Alu-
Rahmen in Erinnerung, dabei waren nur manche Anbauteile aus Alu.
Ich hatte das allerdings mit Weichmann Mittelzugbremsen, die ich nie
richtig zentriert bekommen habe und die bei Nässe eh nicht bremsten.
Diesbezüglich habe ich irgendwo in Frankreich mit schwer beladenem Rad
an einer Abfahrt, an deren Ende eine rote Ampel zu einer Route Nationale
mich zum Halten aufforderte, sehr spannende und verdammt lange Sekunden
erlebt. Vorteil: Die bremsten nicht und konnten auch den Rahmen nicht
verbiegen.
Post by Sascha Dungs
Beim selben Fahrrad ist mir irgendwann später die Originalgabel von
Hercules im Übergang vom Gabelschaft zum unteren Teil gebrochen - zum
Glück hat sich das erst durch ein eher schwammiges Fahrgefühl bemerkbar
gemacht. Ich schiebe das ebenfalls auf die nicht ausreichend für die
teilweise "garstige" Bremswirkung der Trommelbremse dimensionierte Gabel.
Ich habe da die Hinterradachse zerbrochen, was sich durch Verlust der
Zentrierung, welche sich auch durch Anzug der Achsmuttern nicht dauerhaft
beheben ließ, ankündigte und die Kurbel hab ich zerbrochen, was sich
leider gar nicht ankündigte und mir eine schmerzhafte Prellung der
"Kronjuwelen" einbrachte, aber ansonsten noch glimpflich ablief.
Später hatte ich dann auch einen nicht mehr entfernbaren Höhenschlag in
der Alufelge vorn, sehr nervig.
Die 6fach Positron-Schaltung hat phasenweise auch immer wieder gezickt
und großartig etwas einstellen konnte man auch nicht.
Post by Sascha Dungs
Wenn an einem Rad vom Baumarkt oder Discounter derlei heutzutage
auftreten würde, würde das nur zu gut in gängige Vorurteile passen, aber
damals (1987?) war das schon mit 1000 DM ein durchaus
überdurchschnittlich teures Fahrrad.
Das war damals noch richtig Geld. Meines Erachtens waren Hercules Räder
Blender, die Lackierung sah hochwertiger aus als an anderen Rädern, aber
die Technik war eher sehr mittelmäßig. Ich habe das Alassio aber dann doch
noch lange gefahren. Nach ca. 15 Jahren, was für ein Rad dann auch wieder
kein Zeitraum ist, war ich dann aber doch froh es los zu werden...
Aber es hängen viele Erinnerungen dran.
Meine modernen Räder jetzt bedürfen kaum Aufmerksamkeit.
Ralph Aichinger
2015-10-11 21:31:00 UTC
Permalink
Post by Andreas Oehler
Ich habe mit eine i-brake eine nicht übermäßig leichte Stahl-Gabel (von
einem italienischen 70er-Jahre Renner vom Sperrmüll) durch knackiges
Bremsen (mit gelupftem Hinterrad) im Bereich der Schelle verbogen. Nicht
ohne Grund lieferte SRAM keine Schellen dazu und hat die Nutzung mit
Schelle IIRC sogar explizit verboten.
Mit der Trommelbremse einer Sachs-Orbit habe ich den Hinterbau eines
Hercules (frühe 80er?) brutal verbogen. Die Bremse neigte bei erster
Betätigung nach Stehen in feuchter Umgebung zum garstigen Zupacken.
Das mit dem heftigen Bremsen bei Regen, das kenne ich auch von meiner
Sachs (5000?).
Post by Andreas Oehler
Bei unkomfortabel schweren und großvolumigen oder kurzen 20"-Gabeln sollte
das hingegen eher harmlos sein.
Die Frage ist, was du unter "unkomfortabel schwer" verstehst, großvolumig ist
sie eigentlich nicht, aber immerhin nur 20" groß. Das Rad hat insgesamt so
um die 25kg, wobei ich nicht alles an Plunder dran habe, und eine etwas
billigere Ausführung von manchen Teilen:

http://velorbis.com/product/kopenhagen-cargo-rental/
Post by Andreas Oehler
Eine luschigen 70mm SA-Trommel sollte man aber ohnehin nicht in 26" oder
28"-Vorderrädern einsetzen, wenn einem das Leben lieb ist und man mehr als
Schrittgeschwindigkeit damit fahren will.
Ich habe besagte alte Sachs-Trommel gegen eine SA 70er-Trommel getauscht,
und am Anfang ungefähr die gleiche Bremswirkung gehabt, aber nach ein paar
Wochen des Einbremsens war sie deutlich besser.
Post by Andreas Oehler
Post by Ralph Aichinger
/ralph -- ich überlege mir eine XL-FDD an mein "Velorbis"1-Rad
zu bauen, aber will die Gabel nicht ruinieren. Die
XL-FDD dürfte ja eine heftig starke Trommelbremse sein.
Netter Scherz.
Naja, verglichen mit einer Scheibe oder sowas ist jede Trommel schwach.
Aber was gibt es in dem Bereich derzeit noch an besseren Alternativen?
Die Shimano-Roller sind eher noch etwas schwächer als die 70er-SA, zumindest
in der kleinen Version (BR-IM50).

Mofa-Bremsen einspeichen lassen? Oder bietet SRAM noch was entsprechendes?

/ralph
Andreas Oehler
2015-10-12 07:26:19 UTC
Permalink
Post by Ralph Aichinger
Naja, verglichen mit einer Scheibe oder sowas ist jede Trommel schwach.
Aber was gibt es in dem Bereich derzeit noch an besseren Alternativen?
Die Shimano-Roller sind eher noch etwas schwächer als die 70er-SA, zumindest
in der kleinen Version (BR-IM50).
Im 20"-Rad ist die 70er SA so gerade akzeptabel. Die 90mm-SA-Trommel zieht
besser - ebenso die 70er und 80er Modelle der Rollenbremse von Shimano.
Ist dann halt alles mordsmäßig schwer.
Post by Ralph Aichinger
Mofa-Bremsen einspeichen lassen?
Hatte ich (uralt Trommel vom Schrott) mal an einem Eigenbau-Tandem
ausprobiert - bremste auch nicht überzeugend.
Post by Ralph Aichinger
Oder bietet SRAM noch was entsprechendes?
SRAM hat die i-brake eingestellt und die klassischen Trommeln in eine
Firma für Rollstuhlzubehör ausgegliedert. Ich würde heutzutage auf
mechanische Scheibenbremse oder schlicht Felgenbremse umsteigen. Zu
schade, dass niemand das Thema leichte, leistungsfähige Trommelbremse
gründlich angeht.

Andreas
H.-P. Schulz
2015-10-12 09:30:53 UTC
Permalink
Post by Andreas Oehler
Eine luschigen 70mm SA-Trommel sollte man aber ohnehin nicht in 26" oder
28"-Vorderrädern einsetzen, wenn einem das Leben lieb ist und man mehr als
Schrittgeschwindigkeit damit fahren will.
Der Unterschied zwischen Tag und Nacht ist längst nicht so groß wie
der zwischen der 70mm und der 90mm SA-Trommel!

Letztere ist die beste Bremse aller Zeiten, die absolute
Top-Empfehlung für alle Räder, die nicht auf leicht getrimmt sind.
Ich habe seit 35 Jahren 90er SA an meinen zT schweren Holland-Brocken,
und es gab bisher kein Wetter oder sonstwas, wo sie nicht allerbestens
gewirkt hätten. (Und null Wartung!! Ehe man auch nur ein bisschen
nachstellen muss wg. etwas abgebremster Beläge, vergehen *Jahre*!)

Leider wird die 90er SA kaum noch irgendwo verbaut. Die 70er hingegen
allerorten. Die 70er ist wohl in der Welt für Leute, die partout "eine
Trommelbremse" wollen, denen dann aber eine 90er doch wieder zu fett
aussieht. Mumpitz ist sie allemal.
Thorsten Günther
2015-10-14 20:33:07 UTC
Permalink
Post by Ralph Aichinger
Hat jemand von Euch praktische Erfahrungen damit, oder kann
es grob überschlagsmäßig rechnerisch abschätzen?
Ja, ich habe ca. 1996 an meinem Hercules Pentacross auf diesem Wege die
lila-metallic Originalgabel zerstört :(.

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