Post by Thomas BliesenerPost by Martin GerdesGelegentlich muß ich ein anderes Fahrrad benutzen, auf dem mir ein
Rückspiegel nennenswert fehlt. Ich fühle mich ohne Rückspiegel deutlich
unsicher.
Das ist wohl auch eine Gewohnheitssache. Ich fahre ohne Rückspiegel,
vermisse keinen, und Brummbrumm hinter mir macht mich nicht (mehr)
nervös. Eine Ausnahme ist das Flevo, das links und rechts mit Spiegeln
bestückt ist, weil der Schulterblick dort etwas schwierig ist. Die
Spiegel ziehen Aufmerksamkeit ab, selbst wenn ich nicht die Spur
wechseln oder abbiegen will. Das kann man auch als Nachteil ansehen.
Dafür spart der Spiegel den hl. "Schulterblick", auch geht eine
Blickwendung zum Spiegel schneller als der Schulterblick. Solange man
nach hinten schaut, kann man nicht vorn auf den "Verkehr" achten.
Post by Thomas BliesenerPost by Martin GerdesWenn jemand einen Radweg will, weil er sich dort sicherer fühlt, dann
soll er ihn haben.
Ich habe etwas dagegen, denn 1. werden sie fast immer verbläut und 2.
sorgen sie unabhängig von der Benutzungspflicht für mehr Aggressivität.
Stimmt beides.
Ich kann nicht meines Bruders Hüter sein. Nach meiner Erfahrung ist der
Großteil der Radfahrer derart konditioniert, daß alles Reden nichts
hilft. Die wollen unbedingt mit ihrem Rad von der "Straße" weg, und alle
Autofahrer tun das Ihrige dazu, durch geeignetes Ausleben ihrer
Aggressivität auf der "Straße" diese Ansicht zu stützen und zu
verfestigen.
Ich allein mache die Welt nicht anders.
Post by Thomas BliesenerUnd 3. frage ich mich, ob es ethisch vertretbar ist, Mitmenschen wider
besseres Wissen zu gefährden.
Seit wann sind Fahrradfahrer "Mitmenschen"?
Post by Thomas BliesenerPost by Martin GerdesIch könnte mir vorstellen, daß Tempo-30 als generelle Regel in der Stadt
(Die dann aber auch kontrolliert und bei Mißachtung sanktioniert wird!)
mit wenigen Tempo-50-Ausnahmen die Verhältnisse in den Städten
nennenswert verbessern würde.
Um Himmels Willen! Das gefährdete Arbeitsplätze in der deutschen
Automobilindustrie!
Wir leben in interessanten Zeiten. Ich rechne, daß in den nächsten zehn
Jahren einiges auf diesem Sektor passiert, ich ahne allerdings noch
nicht, was das sein wird.
Auf der einen Seite gibt es den Tesla-Hype. Tesla ist ein
Nischenhersteller, der zu sehr hohem Preis (manche sagen: überteuert)
hauptsächlich Protzsportwagen baut, die prima zum Flanieren und Angeben
taugen, aber in ihrer Praxistauglichkeit hinter jeden Opel Corsa
zurückfallen. Wer das Geld aber hat, gibt es aus, irgendwie muß das Geld
ja weg. Ob daraus dann wirklich eine Welle von Elektroautos wird, muß
sich zeigen. Ich erwarte eine Welle von (teuren) Mildhybriden, also im
Grunde herkömmlichen Verbrennerfahrzeugen mit den üblich starken
Motoren, denen ein elektrischer Hilfsantrieb mit 50 kW erlaubt, bis zu
50 km rein elektrisch zu fahren, und auf der Autobahn das bereits
"sportliche" Fahrverhalten nochmal aufpustet. Vorteil der Geschichte: a)
weiteres Geld wird umgesetzt (momentan gibt es davon ja mehr als genug
in vielen privaten Taschen) b) Die Leute müssen sich nicht umstellen,
der "umweltfreundliche" Neue ist genauso eine Protzkarosse wie der alte.
Ob die Autohersteller damit groß Geld verdienen, glaube ich eher nicht.
Man wird für die zusätzlich nötige Technik nicht den entsprechenden
Preis aufschlagen können, sonst werden die Autos zu teuer.
Zum zweiten ist das "Dieselgate" (und alles, was damit zusammenhängt)
noch längst nicht ausgestanden. Die Leute fühlen sich betrogen (wobei
man unterschiedlicher Meinung darüber sein kann, ob sie es wirklich
sind). Auf jeden Fall schlägt das allen deutschen Autoherstellern
ordentlich aufs Geschäft, egal ob "die Industrie" letztlich zahlen muß
oder nicht. Auch hier ist keinerlei Trend zu wieder kleineren und
weniger Fahrzeugen zu erkennen, sondern der Bürger pocht auf sein
vermeintliches Menschenrecht, sich ein immer größeres, komfortableres
Auto vor die eigene Haustür zu stellen.
Von der vielbeschworeneen "Verkehrswende" ist nichts zu sehen, noch
nicht einmal in Konzepten, geschweige denn in der Realisation.
Möglicherweise dazu im Widerspruch steht der stetig steigende Zuspruch,
den die Grünen zu verzeichnen haben. Der letzte Sommer war zu heiß und
zu trocken, noch immer, jetzt im Herbst, regnet es zu wenig. Ich halte
das zwar für "Wetter" (also für eine singuläre Erscheinung) und nicht
für "Klima" (also eine ständige Veränderung in diesem Ausmaß), dennoch
paßt der vergangene Sommer in die langfristige Tendenz zur Erderwärmung.
Der Deutsche Autofahrer führt sich zwar noch nicht vor Augen, daß auch
sein Verbrauchsverhalten zum CO2-Ausstoß beiträgt ("Irgendwie muß ich ja
schließlich zur Arbeit kommen! Man kann mir doch nicht zumuten, mit Bus
und Bahn zu fahren, und für Fahrräder gibts ja längst noch nicht
genügend Rad-weg!-e."), dennoch traten die Grünen früher mal für eine
Reduktion des "Verkehrs" ein -- und das greift in die Menschenrechte des
Deutschen Autofahrers ein.
Wo all das hinführt, ahne ich nicht. Aber es bleibt spannend.