Post by Wolfgang StroblPost by Thomas SçhlueterPost by Chr. MaerckerIm Unterschied zu
Spinnen geht von Kfz eine reale Gefahr aus.
Eingebildete Gefahren sind auch Gefahren und von manchen Spinnen geht
durchaus eine reale Gefahr aus.
Um im Bilde zu bleiben: Von einigen Autofahrern gehen auch reale
Gefahren aus. Beispiel in der losen Bekanntschaft: Tatsächlich auf
völlig ausreichend breiter Straße und guten Sichtverhältnissen von
hinten umgemangelt – von einem Besoffski am Steuer. Der hätte auch jeden
anderen abgeräumt, egal ob mit Rad oder nicht. Diese Gefahren sind nicht
eingebildet, werden aber beim Thema »Gefahr im Straßenverkehr« gerade
nicht als aller erstes angesprochen. Lieber kommt man den Leuten mit
Westen und Hütchen und fehlendem Licht.
Post by Wolfgang StroblIm Gegenzug geht von mäßigem, Kfzverkehr, mit dem man sich als
Radfahrer seine Straße teilt, wenig Gefahr aus.
Einer reicht. Mir fehlt da der Trottel-Filter: Leute, die am Steuer
verhaltensauffällig werden weg davon.
Post by Wolfgang StroblMan hat unter günstigen Umständen - der Verkehrsplaner hat nicht
aktiv mit Separierung gegengesteuert und man selber kann radfahren -
mehr Vorteile als Nachteile davon.
Jupp.
Post by Wolfgang StroblPost by Thomas SçhlueterPost by Chr. MaerckerSie lässt sich nur nicht mit
"Radwegen" vermindern. Die dahinterstehenden Ängste sind dennoch nicht
völlig grundlos oder so archaisch wie bei Spinnen.
Die Angst vor einem anschwellenden Geräusch von hinten ist mindestens so
archaisch wie die vor Spinnen.
Jupp, ganz normal so weit. Aber eben Gewöhnungssache. Ich denke mir
immer, dieselben Leute sitzen auf'm Volksfest in irgendwelchen wilden
Fahrgeschäften, die den Adrenalinpegel auch alles andere als senken.
Oder brettern auf der Autobahn mit 150 Sachen auf dem Motorrad oder im
Auto rum. Und die halten es nicht aus, wenn mal jemand seelenruhig ein
paar Meter hinter ihnen her fährt? Wieso? Weil es eben die gibt, die
nicht einfach seelenruhig hinten drin fahren wollen, sondern Stunk
suchen und/oder einen beschissenen Fahrstil haben.
Post by Wolfgang StroblDaß Radwege die Situation massiv zuungunsten der Radfahrer verändern,
steht gar nicht zur Debatte. Mein Punkt ist, daß auch dann, wenn man
diesen Aspekt ausklammert, die Kfzphobie ein Problem ist.
Bzw. auf eines hinweist. Wie ich seit einiger Zeit sage: Es hat einen
Grund, warum der Vordermann dem Hintermann nicht mehr so recht traut.
Übrigens auch anders rum. Bald täglich erlebe ich, wie Autofahrer
stundenlang an der Ampel ruhig stehen können. Kaum stehe ich direkt
hinter ihnen, rollen sie noch mal ein paar cm vor. Und so knapp kuschel
ich mich dann auch wieder nicht dran, als dass er nicht mehr anfahren
könnte.
Man könnte sich im Prinzip auch einfach in die geistige Hängematte
legen, und einfach weiter fahren, vielleicht noch mit einer gesunden(!)
Portion Sozialverhalten, dass man den anderen halt nicht hinter sich
verrecken lässt. Wohl das was mit den entsprechenden Vorgaben zum Rechts
ran fahren in der StVO gemeint ist. Das was mMn voll automatisch eh
durch den Kolonnendruck geregelt wird. Alles andere ist einfach ein
soziales Problem. Und das bzw. dessen Auslöser müssen weg.
Post by Wolfgang StroblDas Opfer der Phobie sieht die den massiven Schaden im Ausnahmefall
(Unfall, Crash, Zusammenstoss, Überfahrenwerden), übersieht aber
völlig den Vorteil im Normalfall.
Oder weiß noch nicht mal was davon, weil man ihm immer einredet, dass es
da nichts gibt, was von Vorteil wäre. Wer nie Fahrbahn fährt, wird
einfach nicht erleben, wie brettleseben »die Straße« ist, wie gut
geräumt, wie viel Platz, keine Geisterfahrer, kein »übersehen«, uswusf..
Stattdessen wird ihm das Gegenteil dazu verkauft als wenn es geschnitten
Brot wäre. Dann stellt er fest, wie beschissen das doch ist, und lässt
es ggf. gleich ganz sein.
Post by Wolfgang StroblAls da wären, die Strassen werden saubergefahren, feindlicher Verkehr
wird im Zaum gehalten,
Du meinst unpassend kombinierte Verkehrsströme?
Post by Wolfgang StroblFallen werden eliminiert ( klassische Beispiele, ein Draht oder ein
Zweig quer über die Strasse hält sich nicht lange,), es gibt
Fahrbahnmarkierungen und Wegweisungen
Oder auch nicht. Hier gibt es durchaus einige Stellen, wo eine
Markierung ganz gut wäre, teils auch mal da war, aber da ist nichts mehr.
Post by Wolfgang StroblPost by Thomas SçhlueterPost by Chr. MaerckerVerursacher ist
meinerseits nicht ganz das richtige Wort, eher trifft es Auslöser.
Das Problem ist, dass die Phobie das unbestreitbar vorhandene Risiko des
schnellen KFZ-Verkehrs fälschlicherweise mit dem Risiko des
von-hinten-umgemangelt-Werdens gleichsetzt.
Nein. Du machst das. Die diffuse Kfz-Phobie ist erheblich umfassender.
Versuch mal mit Leuten zu diskutieren. Wenn Du ihnen den einen Zahn
gezogen hast - etwa, daß in einer Straße zwar seit zehn Jahren kein
Radfahrer von hinten überfahren wurde, aber schon mehrere, die sich auf
dem Bürgersteig sicher fühlten, beim Queren von Einfahrten oder
Seitenstrassen - dann schieben sie sie flugs was anderes nach. Und wenn
ihnen dann gar nichts mehr einfällt, heißt's einfach "ich habe einfach
Angst davor".
Was ja auch die Wahrheit ist. Wir Menschen sind so gestrickt, dass wir
uns unsere emotional gefällten Entscheidungen bei Nachfrage oder
weiterem Verfolgen des Themas versuchen, logisch zurecht zu legen. Oft
klappt das, oft auch nicht. Die nackte Wahrheit ist: ja, es gibt Leute,
die haben dort die Hosen voll. (Ob das die Mehrheit der
Fahrradselten-/nicht-benutzer ist, steht wieder auf einem ganz anderen
Blatt.) Ich will nicht sagen, dass ich nichts merke, wenn ich Fahrbahn
fahre. Nur: Inzwischen merke ich dasselbe auf Radwegen, aber da dann
eher statischer Natur – Dauerstreß. Weil alle paar Meter irgendwas ist,
wo ich /weiß/ dass es mich nicht nur aufregt, sondern echte Probleme für
mich verursacht. Deswegen verstehe ich ja eben auch, dass es Menschen
gibt, die das Radfahren pauschal ablehnen. Nur hilft es da nicht, die
Ursachen ständig auszuklammern und stattdessen nach Schema F separation
in allen Farben und Formen zu predigen und die Leute noch zu
bekräftigen, wie schlimm doch alles wäre, wenn man nicht separiert.
Grüßle,
Martin.